Begleitet von einer Polizeieskorte rauschten die beiden roten Mannschaftsbusse des FC Bayern durch die wegen der nächtlichen Corona-Ausgangssperre fast leeren Straßen von Rom. Im Teamhotel konnte Trainer Hansi Flick dann in der Nacht zum Mittwoch angesichts des imponierenden 4:1 (3:0) seiner Münchner Champions-League-Sieger gegen Lazio "sehr zufrieden" in seinen 56. Geburtstag starten. "Wir haben eine sehr gute Leistung gezeigt und auch verdient in der Höhe gewonnen", resümierte Flick im großen Pressesaal des Stadio Olimpico vor den wenigen mitgereisten deutschen Reportern.
In Europas Fußball-Königsklasse laufen die Münchner Titelsammler seit der letzten Niederlage vor zwei Jahren beim Achtelfinal-Aus gegen den FC Liverpool weiterhin konstant auf Hochtouren. Nachlässigkeiten oder Aussetzer wie im nationalen Alltag beim erstaunlichen DFB-Pokal-K.o. gegen den Zweitligisten Holstein Kiel oder zuletzt in der Bundesliga gegen Bielefeld (3:3) und Frankfurt (1:2) kommen im Premiumwettbewerb einfach nicht vor. "Es ist schon so eine Sache, dass die Champions League für uns etwas Besonderes ist", gestand Flick.

Die Bayern wollten ein "Zeichen setzen"
"Wir wollten von der ersten Minute da sein und ein Zeichen setzen", bemerkte Nationalspieler Leroy Sané zur speziellen Herangehensweise. Das gelang. Nach den Toren von Robert Lewandowski, Youngster Jamal Musiala, Sané und Francesco Acerbi, der ins eigene Gehäuse traf, kann hinter den Viertelfinaleinzug im Grunde ein Haken gesetzt werden.
Der Treffer zum 1:4 von Joaquin Correa taugt für Lazio kaum als Strohhalm für das Rückspiel in drei Wochen in München. Zumal sich die Personalsituation beim Titelverteidiger bald entspannt: Thomas Müller soll nach seiner Corona-Infektion ebenso in Kürze zurückkehren wie Serge Gnabry nach einem Muskelfaserriss im Oberschenkel.
In den Fokus rückte in Italiens Hauptstadt Supertalent Musiala. Der noch 17-Jährige krönte seinen Auftritt auf der Müller-Position mit seinem präzisen Flachschuss zum 2:0, mit dem er zum jüngsten Münchner Champions-League-Torschützen avancierte. "Wir freuen uns alle, dass Jamal eine gute Leistung gezeigt hat", kommentierte Flick.
Jamal Musiala hat "mit dem Herzen" entschieden
Am Freitag wird der englische U21-Nationalspieler volljährig. Dann erhält er einen Profivertrag, vermutlich bis 2026, der ihn in den kommenden Jahren reich machen wird. Bislang wurde auch ein großes Geheimnis daraus gemacht, für welches Nationalteam der in Stuttgart geborene Musiala in Zukunft auflaufen will: Deutschland oder England?
Flick mochte am Dienstagabend noch nichts verraten. "Das ist etwas, das man mit dem Herzen entscheiden muss", sagte Leon Goretzka zu dem großen Thema. Inzwischen scheint Musiala diese Herzensentscheidung getroffen zu haben: Wie er der "Sportschau" verraten hat, habe er sich für das Team von Joachim Löw entschieden und werde künftig für Deutschland auflaufen.
"Am Ende habe ich einfach auf mein Gefühl gehört. Und diese Entscheidung fühlt sich nun auch 100 Prozent richtig an", so Musiala. "Ich habe ein Herz für Deutschland und ein Herz für England. Beide Herzen werden auch weiterhin schlagen. Ich habe sehr viel über diese Frage nachgedacht."