Fünf Tage nach der Ernennung zum Nachfolger von Jürgen Klinsmann hat der neue Bundestrainer Joachim Löw eine erste Richtung weisende Personalentscheidung getroffen. Der 46-Jährige geht mit WM-Torwart Jens Lehmann als Nummer eins in die Qualifikation für die Fußball-Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz.
Löw hatte sich am Wochenende in einem längeren Telefonat mit Lehmann auf eine Fortsetzung von dessen Nationalmannschafts-Karriere verständigt. "Jens Lehmann wird weiterhin unsere Nummer eins sein", erklärte Löw daraufhin. Er habe dem 36 Jahre alten Schlussmann des FC Arsenal London auch mitgeteilt, dass er in den kommenden Länderspielen auch keine neue Torwart-Rotation plane. "Jens wird in den bevorstehenden EM-Qualifikationsspielen dank seiner Erfahrung und Klasse mit Sicherheit ein wertvoller Rückhalt für unsere Mannschaft sein", sagte Löw. "Ich möchte das Vertrauen, das mir Joachim Löw entgegen bringt, mit guten Leistungen rechtfertigen", sagte Lehmann.
EM-Qualifikation kein Selbstläufer
Klinsmann hatte in seiner zweijährigen Amtszeit eine knallharte sportliche Ausscheidung zwischen Lehmann und Oliver Kahn um den Platz im WM-Tor bevorzugt und sich erst zwei Monte vor dem WM-Start für Lehmann als Nummer eins entschieden. Lehmann wiederum hatte nach der WM eine Fortsetzung seiner Karriere in der Nationalmannschaft maßgeblich von der Trainerfrage abhängig gemacht. Der 38-malige Nationaltorhüter hatte sich dabei für Löw als Klinsmann-Nachfolger ausgesprochen.
"Er hat durch seine exzellente Arbeit und sein taktisches Fachwissen großen Anteil an unserem WM-Erfolg. Jetzt freue ich mich natürlich auf die neue Etappe in der Nationalmannschaft mit ihm als Bundestrainer", sagte Lehmann. Alle Nationalspieler seien sich bewusst, dass die EM-Qualifikation kein Selbstläufer werde. "Deshalb ist es unser großes Ziel, in der neuen Länderspiel-Saison von Anfang an genauso konzentriert und stark zu spielen wie bei der WM. Das Team wird alles dafür geben, dass der sportliche Erfolg anhält", sagte Lehmann.
Hoffnungen für Nachfolger gedämpft
Löws Entscheidung pro Lehmann sorgt für Kontinuität auf der Torhüter-Position. Der England-Legionär hatte bei seinem ersten großen Turnier als Nummer eins das Vertrauen mit starken Leistungen gerechtfertigt. Das Festhalten an Lehmann dämpft nach dem Rücktritt des langjährigen Stammtorhüters Oliver Kahn empfindlich die Hoffnungen der zahlreichen "Kronprinzen" wie Timo Hildebrand (VfB Stuttgart), Frank Rost (Schalke.04), Robert Enke (Hannover 96), Roman Weidenfeller (Borussia Dortmund) oder Tim Wiese (Werder Bremen), die sich Hoffnung auf den Platz im Tor der Nationalelf gemacht hatten. Für sie geht es ab dem Länderspiel am 16. August gegen Schweden vorerst nur um die Position der Nummer zwei.
"Task Force" ohne Hoeneß
Die im vergangenen Oktober wiederbelebte "Task Force" der Fußball-Bundesliga für die Nationalmannschaft wird unterdessen auch unter dem neuen Bundestrainer Löw bestehen bleiben. Bayern-Manager Uli Hoeneß hatte im "kicker" verkündet, dass sich sein Job als Sprecher des siebenköpfigen Gremiums "mit der WM sicherlich erledigt" habe. "Im Moment ist es das einmal gewesen."
Da habe Hoeneß nur für seine Person gesprochen, sagte Werner Hackmann der Nachrichtenagentur DPA. Der Präsident der Deutschen Fußball Liga (DFL) glaubt an ein Fortbestehen des Ausschusses, der bei der WM nicht eingreifen musste. "Es gab ja auch nichts Dramatisches", erklärte Hackmann. Die erstmals nach dem EM-Debakel 2000 gegründete "Task Force" der Proficlubs war nach den ersten schwachen Länderspielen in der zurückliegenden WM-Saison neu belebt worden und mit Uli Hoeneß als Sprecher sowie den Mitgliedern Werner Hackmann, Rudi Assauer (damals Manager des FC Schalke), Klaus Allofs (Werder Bremen), Dieter Hoeneß (Hertha BSC), Michael Zorc (Borussia Dortmund) und Herbert Briem (damals Sportdirektor VfB Stuttgart) besetzt worden.