Tormaschine oder Künstler? Nach der Ära Messi/Ronaldo: Auf der Suche nach einem neuen Weltstar

WM-Wissen: Wo Thomas Müller spitze ist - spannende Fakten zur Fußball-WM 2018 in Russland
Bei der Fußball-WM in Russland gelten nicht nur einige neue Regeln, es gibt auch erstaunliche Fakten über das Turnier. An der WM nehmen 736 Spieler teil: 96 Torhüter, 248 Abwehrspieler, 233 Mittelfeldspieler und 159 Stürmer. Zum ersten Mal sind Smartphones und Tablets zur Kommunikation zwischen Trainer auf der Bank und Assistent auf der Tribüne erlaubt. Das größte WM-Stadion ist das Olympiastadion Luschniki in Moskau mit 81.000 Plätzen. Zwischen den Stadien von Jekaterinenburg und Kaliningrad liegen mehr als 3000 Kilometer. Fans, die die Strecke mit dem Auto fahren wollen, brauchen rund 40 Stunden. 106 WM-Spiele hat die DFB-Elf bislang bestritten – Rekord! In Russland kommen mindestens drei und höchstens sieben dazu. Jüngster Spieler der WM ist der Australier Daniel Arzani. Er ist 19 Jahre und 5 Monate. Bei früheren WMs gab es aber noch jüngere Spieler. In der Verlängerung darf bei der WM erstmals ein vierter Wechsel stattfinden. Thomas Müller hat allen WM-Teilnehmern in Russland die meisten WM-Tore erzielt: 10. James Rodríguez hat 6 Tore auf dem Konto, Tim Cahill, Gonzalo Higuain, Lionel Messi und Luis Suárez je 5. Der Videobeweis ist in der Bundesliga umstritten. In Russland feiert er trotzdem seine WM-Premiere. Das kleinste WM-Stadion steht in Kaliningrad und hat nur etwa 35.000 Plätze. Mit 45 Jahren ist Ägyptens Torwart Essam El-Hadary der älteste Spieler, der jemals an einer WM teilgenommen hat. Allen Fußball-Fans viel Spaß bei der WM!
Die Auswahl für mögliche Nachfolger der Superstars Lionel Messi und Cristiano Ronaldo ist groß. Eine Tormaschine wie Harry Kane? Ein Künstler wie Neymar? Ein Youngster wie Kylian Mbappé? Doch welche Zutaten braucht es, um den Weltfußball über Jahre zu prägen?

Die prägenden Figuren des vergangenen Fußball-Jahrzehnts sind auch nach dem Ende ihrer WM-Träume in Russland allgegenwärtig. Lionel Messi preist in Dauerschleife des Fernsehens die Vorzüge einer Privatbank an, Cristiano Ronaldo grinst von überdimensionalen Werbe-Plakaten auf Moskauer Prachtstraßen. Das frühe sportliche Scheitern rückt aber unweigerlich die Erbfrage in den Fokus: Wer übernimmt beim nahenden Schluss der Ära Messi/Ronaldo die Rolle als weltweit führende und vermarktbare Ikone des Weltfußballs - oder wandelt sich der Superstar-Dualismus zur Herrschaft der Vielen?

Kylian Mbappé, Harry Kane, Mohamed Salah, Antoine Griezmann, Dele Alli, Philippe Coutinho, Romelu Lukaku - die Liste der potenziellen Kronprinzen ist zwar lang. Sie alle eint aber, dass sie derzeit noch nicht die globale Strahlkraft des Über-Duos besitzen. Einzig Brasiliens Neymar hat durch seinen 222-Millionen-Euro-Wechsel zu Paris Saint-Germain bereits ein ähnliches Popularitätslevel erreicht. In der Statistik der am meisten erwähnten Spieler auf Twitter führte Neymar in der WM-Vorrunde schon vor Ronaldo und Messi, gefolgt von Coutinho, Diego Costa und durch seinen Freistoß-Treffer auch Toni Kroos.

Harry Kane, Kylian Mbappé und Neymar
Harry Kane, Kylian Mbappé und Neymar: Wer wird der Nachfolger von Messi und Ronaldo?
© Alex Morton / Cezaro De Luca / Buda Mendes / Getty Images / DPA

Was braucht es für einen Weltstar?

Historie

Bei der Frage nach der Zukunft lohnt der Blick in die Vergangenheit. Seit einer Dekade spielen fast ausschließlich Ronaldo und Messi die Hauptrolle bei den großen individuellen Saison-Auszeichnungen: Von 21 Trophäen gingen 19 an Ronaldo (11) und Messi (8), die sich dabei jeweils fünfmal als Weltfußballer krönen ließen. In den zehn Jahren, bevor ihre Regentschaft begann, teilten sich diese Trophäe dagegen gleich sieben Spieler: Zinédine Zidane (Frankreich), Rivaldo (Brasilien), Luis Figo (Portugal), Ronaldo, Ronaldinho (beide Brasilien), Fabio Cannavaro (Italien) und Kaká (Brasilien). Die Dauer-Dominanz eines Weltstars ist damit die Ausnahme - und kommt ansonsten höchstens in Zeiten von Pelé oder Diego Maradona vor.

Sportlicher Erfolg

Der nächste Weltstar benötigt nicht zwingend den WM-Triumph. Sollten sich Ronaldo und Messi nicht kurz vor der Rente in Katar 2022 noch ihre Weltmeister-Sehnsucht erfüllen, eint sie das titellose Schicksal mit Größen wie Ferenc Puskas, Eusebio oder Johan Cruyff. Neben Champions-League-Großtaten als Pflicht sollte es ein Mindestmaß Glanz im Nationalteam aber schon sein - weshalb es für Ägyptens Salah schwer wird. Die Ex-Weltfußballer George Weah (Liberia), Pavel Nedved (Tschechien) und Andrej Schewtschenko (Ukraine) werden immer eher die dritte Reihe in der Ahnengalerie bleiben.

Tore

Welchen Rekord haben Messi/Ronaldo schon wieder gebrochen? Ein Teil des Hypes machen die Tor-Superlative aus, so dass sich die Rolle als (Flügel)-Stürmer anbietet. Als letzter großer Zehner dankte Zidane vor zwölf Jahren ab, auch Spaniens Andrés Iniesta oder Xavi konnten die Mittelfeld-Lücke nie ganz füllen. Vorteil Kane, Mbappé und Lukaku gegenüber Alli und Coutinho, deren Spiel nicht primär auf den Abschluss fokussiert ist.

Vermarktbarkeit

Die Ausnahmestellung von Messi und Ronaldo wird auch durch ihre Einnahmen verdeutlicht. Auf der Forbes-Liste der reichsten Sportler liegt der Argentinier mit 111 Millionen US-Dollar durch Gehalt und Werbung auf Rang zwei, gefolgt vom Portugiesen (108). Neymar ist Fünfter (90) - als nächster Fußballer kommt Gareth Bale (34,6) erst auf Platz 35. Das Beispiel des Walisers zeigt, dass auch eher bodenständigere Charaktere wie Kane und Griezmann das Potenzial haben können. Der Sprung in die finanzielle Top-Kategorie gelang Bale aber erst durch den Wechsel zu Real Madrid - auch durch den Vorteil der Vermarktbarkeit in der spanischsprachigen Welt.

So ist das Feld offen wie lange nicht mehr. Wenn am 24. September der nächste Weltfußballer gekürt wird, könnte Ronaldo durch den Königsklassen-Triumph mit Real nochmal vorne liegen. Schon bei dieser WM könnte aber auch bereits die Ablösung anstehen. Oder wie es der russische "Sport-Express" seinen Lesern für den restlichen WM-Weg versprach: "Es wird immer noch viele tolle Fußballer geben, von denen jeder in der Lage ist, Ihr Lieblingsspieler zu werden. Nicht der, den man Ihnen aufzwingt, sondern Ihr eigener."

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Florian Lütticke / vit

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