ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender hat den Ausstieg des Senders aus der Tour-de-France nach den jüngsten Doping-Vorwürfen gegen Patrik Sinkewitz angekündigt. "Ich habe heute morgen mit meinem Kollegen, dem Programmdirektor des Ersten deutschen Fernsehens, Herrn Struve, gesprochen. Wir haben uns intensiv beraten über den Fall und haben entschieden, dass wir jetzt erst einmal bis zur Klärung des Falles aus der Tour aussteigen", sagte Brender im "ZDF-Mittagsmagazin" am Mittwoch. "Da kann man nicht warten, bis die Tour zu Ende ist und dann zur Klärung beitragen. Das geht nicht. Die Tour steht unter einem ständigen Doping-Verdacht. Das ist ein sehr konkreter Fall, von einem jungen Fahrer, der zu den jungen wilden Sauberen gehört. Ob er nun wirklich gedopt ist, oder nicht, das wird die B-Probe zeigen. Aber die Verdachtsmomente sind so hoch, dass wir zu diesem Entschluss sehr schnell jetzt kommen mussten." Zu möglichen Perspektiven erklärte Brender: "Wir haben immer klar gemacht, dass wir einen Vertrag haben über eine Rad-Tour, einen Radsport, der mit sauberen Elementen laufen muss. Und wir haben keinen Vertrag gemacht über Beihilfe und Hilfsinstrumente, das heißt Doping-Mittel", sagte Brender. ARD und ZDF versuchten mit diesem Schritt dazu beizutragen, dass alle Beteiligten des Radsports jetzt endlich klar Schiff machten. "Wir wollen einen sauberen Sport", so Brender im "ZDF-Mittagsmagazin". Das sei die Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Fernsehens "Und wir werden mit diesem Schritt hoffentlich dazu beitragen", ergänzte Brender. (DPA)
T-Mobile-Kommunikations-Direktor Christian Frommert
Nach dem positiven Doping-Befund bei Radprofi Patrik Sinkewitz schließt T-Mobile einen Ausstieg als Teamsponsor nicht mehr aus. Das sagte T-Mobile-Kommunikations-Direktor Christian Frommert am Mittwoch in der ARD. Frommert warnte jedoch vor einer übereilten Entscheidung. "Mit Schnellschüssen ist niemand gedient", sagte er. Der Teamsponsor wolle sich erst nach dem Ende der Tour de France mit den Fahrern und der Mannschaftsführung zusammensetzen und über mögliche Konsequenzen beraten. "Wir können nicht zur Tagesordnung übergehen", sagte Frommert. T-Mobile-Fahrer Sinkewitz war bei einer Trainingskontrolle am 8. Juni positiv auf Testosteron-Doping getestet worden. (DPA)
Fritz Sörgel, Mitglied der Anti-Doping-Kommission des BDR
Nach der positiven A-Probe des T-Mobile-Radprofis Patrik Sinkewitz, die bereits Anfang Juni im Training genommen wurde, hat Fritz Sörgel, Mitglied der Anti-Doping-Kommission des Bundes Deutscher Radfahrer, die Zusammenarbeit kritisiert. Im "ZDF-Mittagsmagazin" am Mittwoch, sagte Sörgel, dass er vom Ergebnis der Doping-Probe aus den Medien erfahren habe. Seine Mitarbeit in dieser Kommission könne nur von Bestand sein, wenn ein anderes Umgehen miteinander stattfinde. Er sei davon ausgegangen, dass, wenn neue Doping-Fälle auftauchten, diese zunächst bei der Kommission landen würden, so Sörgel.
Sinkewitz-Sponsor Förstina
Der Getränkehersteller Förstina will vorerst mit Konsequenzen aus der Affäre um Radprofi Patrik Sinkewitz warten. Das Unternehmen, das seit mehreren Jahren Werbepartner von Sinkewitz ist, will zunächst das Ergebnis der B-Probe abwarten, wie Verkaufschef Gerhard Bub am Mittwoch der AP im osthessischen Eichenzell sagte: "Wenn die Dinge klar sind, dann kann man über Konsequenzen nachdenken." Sinkewitz wirbt derzeit in Rundfunkspots für Förstina-Sprudel. Das Unternehmen präsentierte bis Mittwoch auf seiner Homepage auch eine regelmäßige Kolumne über den T-Mobile-Fahrer und seine sportlichen Erfolge. Wie Bub erklärte, ist das Unternehmen bereits vor mehreren Jahren auf den Radrennfahrer aufmerksam geworden, der aus Künzell im osthessischen Landkreis Fulda stammt. (AP)
Stuttgarter Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann
Stuttgart will auch nach dem jüngsten Dopingfall im Profi-Radsport an der Austragung der Straßenrad- Weltmeisterschaften Ende September festhalten. "Wir sind von der jetzigen Situation gehörig entsetzt", sagte die Stuttgarter Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Aber wir wollen mit der WM nicht das Ende des Radsports, sondern die Wende." Die positive A-Probe bei T- Mobile-Fahrer Patrik Sinkewitz zeige auf traurige Weise, dass die schärferen Anti-Doping-Maßnahmen greifen würden, erklärte die WM- Organisationschefin. (DPA)
Frank Busemann
Der Anti-Doping-Vertrauensmann des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Frank Busemann , plädiert für drastische Strafen für Dopingsünder. "Lebenslange Sperren für dopende Sportler und dass der wirtschaftliche Ruin des Athleten herbeigeführt wird", forderte der Olympia-Zweite im Zehnkampf von 1996 am Mittwoch in einem Interview mit der ARD-Sportschau. Dopingsünder sollten laut Busemann rückwirkend sämtliche Preisgelder ihrer Sportlerkarriere samt Zinsen zurückzahlen müssen.
Doping sei ein "weit verbreitetes Problem". Er sei als Anti- Doping-Beauftragter des DOSB aber noch von keinem einzigen Sportler aufgesucht oder angerufen worden, um Doping zu gestehen oder auf Doping anderer hinzuweisen. Deshalb spricht sich Busemann für eine Kronzeugenregelung, aber gegen eine Generalamnestie für Dopingsünder aus. "Doping wird sonst zur Bagatelle", sagte er. (DPA)
rbb-Rundfunkrat
Der rbb-Rundfunkrat hat den vorläufigen Ausstieg von ARD und ZDF aus der Übertragung der Tour de France wegen neuer Dopingvorwürfe begrüßt. Bereits im Juni habe der Programmausschuss des Rundfunkrates die Intendantin des Senders, Dagmar Reim, bei ihrem Bestreben unterstützt, die ARD zu einem Ausstieg aus der Tour-Übertragung zu veranlassen, erklärte die Vorsitzende des Rundfunkrates des Rundfunk Berlin Brandenburg, Ulrike Liedtke, am Mittwoch. (AP)
DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken
Auch der DJV begrüßte die Entscheidung ARD und ZDF hatten am Mittwoch den vorläufigen Ausstieg bekanntgegeben, nachdem kurz zuvor eine positive A-Probe beim T-Mobile-Fahrer Patrik Sinkewitz bekannt worden war. Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands, Michael Konken sagte: "Das Verhalten der Sender ist konsequent. Dopingverseuchter Sport ist eine Farce, die eine täglich mehrstündige gebührenfinanzierte Live-Berichterstattung nicht rechtfertigt." Nur sauberer Sport könne ein Informationsinteresse und damit eine umfassende Berichterstattung über den Wettkampf legitimieren. Wichtig sei aber, dass die öffentlich-rechtlichen Sender nicht vollständig auf die Berichterstattung über den Radsport verzichteten, sondern insbesondere das Thema Doping weiterhin kritisch begleiteten. (AP)
Detlef Parr, sportpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion
Der sportpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Detlef Parr erklärte, die Entscheidung der beiden Sender, ihre Ankündigung wahrzumachen, sei "auf den ersten Blick in ihrer Konsequenz zu begrüßen". Auf den zweiten Blick dürfe es aber trotz des Falls Sinkewitz nicht zu einem Totalboykott kommen. "Der kritische und investigative Journalismus muss fortgesetzt werden", forderte er in Berlin. Nachwuchsfahrer wie Linus Gerdemann hätten die öffentliche Aufmerksamkeit weiter verdient. "Mit ihnen kann ein Neuanfang des Profi-Radsports verbunden sein, den wir nicht aus den Augen verlieren dürfen." Parr forderte, bei einer Bestätigung des Dopingverdachts durch die B-Probe müssten Sportgerichtsbarkeit und die Mannschaftsführung von T-Mobile "in all ihrer Schärfe tätig werden: Entlassung aus dem Vertrag und zweijährige Sperre - darüber hinaus die Verpflichtung, ein volles Jahresgehalt zurückzuzahlen". (AP)