Heute kümmern wir uns in unserer Bundesliga-Vorschau um die Spitzenteams der Bundesliga. Erfahren Sie die Neuigkeiten der Clubs von TBV Lemgo bis HSV Hamburg.
TBV Lemgo
Der Club
Der Aufstieg des TBV Lemgo ging langsam aber stetig. Von der Gründung 1911 über die Oberliga bei Bundesliga-Start bis zum Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse 1984. Seitdem stehen die beiden Meistertitel 1997 und 2004 auf der Habenseite sowie die Pokalsiege 1995, 1997 und 2002. International gewann der TBV 1996 den Europapokal der Pokalsieger sowie 2006 und 2010 den EHF-Pokal.
Die Neuen
Finanziell sieht es bei den Lippern nach dem Absprung einiger Sponsoren nicht rosig aus und so backt man auch bei den Neuzugängen kleinere Brötchen. Mit Mait Patrail wurde aber ein Spieler mit Starpotenzial verpflichtet. Der estnische Zwei-Meter-Hüne kommt von den Kadetten Schaffhausen aus der Schweiz und soll im linken Rückraum für Furore sorgen. Von der GWD Minden kommt Goalie Nils Dresrüsse als zweiter Mann hinter Carsten Lichtlein. Gunnar Dietrich ( TSG Friesenheim) und Patrik Johansson (Eskilstuna Guif, SWE) komplettieren das neue Quartett, das die Abgänge von Torwart Martin Galia, Holger Glandorf und Ferenc Ilyes kompensieren muss.
Der Trainer
Dirk Beuchler kam vor dieser Saison aus der 2. Liga von SV Post Schwerin, was seine erste Trainerstation war und versucht sich erstmals in der 1. Bundesliga.
Prognose
Der TBV Lemgo wird es schwer haben, unter die ersten Neun zu kommen. Von den Europapokal-Plätzen wollen wir an dieser Stelle gar nicht erst anfangen.
VfL Gummersbach
Der Club
Kommt man nach Gummersbach, so umweht einen dort Handball-Geschichte. 1861 gegründet, gehört der VfL seit 1977 ununterbrochen zur 1. Bundesliga und konnte insgesamt zwölf Meistertitel erringen. Fünf deutsche Pokalsiege und ebenso viele Triumphe im Landesmeistercup stehen zu Buche. Der Europapokal der Pokalsieger konnte viermal errungen werden und der EHF-Pokal zweimal. Sogar in der heute finanziell schwierigen Zeit schafften es die Gummersbacher aktuell drei Europapokale in Folge zu gewinnen.
Die Neuen
Kaum ein anderer Club muss so sehr sparen wie der VfL Gummersbach. Die Rettung vergangene Saison grenzte schon beinahe an ein Wunder, aber da der Etat erneut veringert wurde, heißt es auch diese Saison wieder: Gib der Jugend eine Chance! Die Abgänge sind happig. Goran Stojanovic, Geoffroy Krantz oder Adrian Wagner stehen dem VfL kommende Saison nicht mehr zur Verfügung. Auffangen müssen dies Kentin Mahe (DHC Rheinland), Jan-Lars Gaubatz (TSG Friesenheim), Dennis Krause (SC Magdeburg) und Aljosa Rezar (RK Celje).
Der Trainer
Sead Hasanefendic führt seit 2008 in Gummersbach Regie. Davor trainierte er unter anderem die Nationalmannschaften Tunesiens, der Schweiz, Jugoslawiens, Bosnien-Herzegowinas und aktuell Serbiens. Clubtrainer war er bei HB Vénissieux, SG Hameln, Vitrolles, US Ivry, Celje Lasko und BM Granollers. Ein erfahrener mit allen Wassern gewaschener Trainer.
Prognose
Dem VfL steht eine schwere Saison bevor, die unter dem Zeichen der finanziellen Konsolidierung stehen wird. Ein Platz unter den ersten Zehn wird schwer zu erreichen. Wahrscheinlicher ist ein Rang zwischen zehn und zwölf.
SC Magdeburg
Der Club
Der nächste Club mit riesiger Handball-Tradition ist der SC Magdeburg. Nach der Gründung 1955 wurden insgesamt zwölf Meistertitel, sechs nationale Pokale, drei Landesmeistercups oder Champions League-Siege und drei EHF-Pokalsiege errungen. Nachdem der Club in finanzielle Schwierigkeiten geriet, befindet man sich seit einigen Jahren auf dem Wege der Erholung.
Die Neuen
Aber große Sprünge sind bei den Gladiators immer noch nicht möglich. Zwar wurden immerhin sechs neue Spieler verpflichtet, doch große Namen sucht man bei den Neuen vergeblich. Torwart Björgvin Gustavsson kommt von den Kadetten Schaffhausen aus der Schweiz, Ales Pajovic (HC Seiersberg, AUT), Markus Hammerschmidt (VfL Gummersbach), David Hansen (HSG Düsseldorf) und Lennart Carstens (SG Flensburg-Handewitt) bringen immerhin einige Erfahrung. Beinahe traditionell wurde mit Matthias Musche auch ein Jugend-Spieler hochgezogen.
Der Trainer
Frank Carstens trainiert die Bördeländer seit Beginn der vergangenen Saison und schaffte es, einen weiteren Abstieg des Clubs zu verhindern und verbesserte den SCM von Platz elf auf sieben. Dieses Jahr soll ein Europapokalplatz folgen und endlich eine Teilnahme am Final4 in Hamburg. Vor Magdeburg trainierte Carstens OHV Aurich und die TSG Hannover-Burgdorf.
Prognose
Mageburg scheint stabil und konnte endlich mal wieder seine Leistungsträger halten. Dadurch könnte ein Europapokalplatz machbar sein. Für mehr langt es aber nicht.
SG Flensburg-Handewitt
Der Club
Als sich 1990 die Handball-Abteilungen der TSB Flensburg und dem Handewitter SV zusammenschlossen, entstand die SG Flensburg-Handewitt . Nachdem das Team zunächst aus der 2. Liga aufstieg, mauserte es sich langsam von einem Abstiegskandidaten zu einer Spitzenmannschaft und feierte 2004 die erste und bis dato einzige deutsche Meisterschaft. Der Pokal konnte von 2003 bis 2005 gewonnen werden. International gelangen drei Triumphe: Europapokal der Pokalsieger 2001, City-Cup 1999 und EHF-Pokal 1997. Das Champions League-Finale erreichte man zweimal, aber sowohl 2004 als auch 2007 verlor Flensburg.
Die Neuen
Die Verpflichtung der deutschen Nationalspieler Holger Glandorf (TBV Lemgo) und Lars Kaufmann (FA Göppingen) lassen einen Umschwung in der Vereinspolitik vermuten, setzte man in den letzten Jahren doch beinahe ausschließlich auf Spieler aus Skandinavien. Mit Torwart Matthias Andersson wurde vom TV Großwallstadt dann aber doch auch ein Schwede geholt. Aber nicht nur die Neuzugänge sind namhaft, auch die Abgänge: Dan Beutler und Oscar Carlén zog es zum HSV Hamburg, Lasse Boesen ging zu Kolding IF und Fahlgren wie bereits erwähnt nach Melsungen.
Der Trainer
Ljubomir Vranjes übernahm im November 2010 das Traineramt bei der SG nachdem bekannt geworden war, das Per Carlen nach Hamburg wechseln würde. Vranjes sprang in Flensburg ins kalte Wasser, war zuvor ausschließlich Teammanager gewesen, machte aber einen hervorragenden Job und führte das Team auf den sechsten Platz.
Prognose
Mit Glandorf und Kaufmann hat Flensburg endlich zwei Rückraum-Asse, die für viele leichte Tore sorgen sollten. Mit Andersson wurde zudem ein Torwart der Extra-Klasse verpflichtet. Mit diesem Trio ist wieder ein Angriff auf die Champions League-Plätze möglich. Allerdings verletzte sich Viktor Szilagyi kurz vor Saisonbeginn und steht sechs bis acht Wochen nicht zur Verfügung.
Frisch Auf Göppingen
Der Club
1896 gegründet steht FA Göppingen für große Handball-Tradition und wurde bisher neun Mal deutscher Meister. 1960 und 1962 gewann das Team den Landesmeistercup und wurde zuletzt 2011 EHF-Pokalsieger.
Die Neuen
Mit Lars Kaufmann haben die Göppinger ihren absoluten Leistungsträger verloren, aber als Ersatz wurde mit Momir Rnic von HC Cejje ein talentierter Spieler verpflichtet, der die großen Fußstapfen durchaus ausfüllen könnte. Mit Felix Lobedank kam zudem noch ein starker Abwehrspieler von Balingen-Weilstetten, der aber auch im Angriff flexibel einsetzbar ist. Um Adam Weiner, der keinen neuen Vertrag mehr bekam, im Tor zu ersetzen, holte FA Bastian Rutschmann vom TV Bittenfeld.
Der Trainer
Der sportliche Aufstieg von FA Göppingen ist eng mit dem Namen Velimir Petkovic verbunden. Seit 2004 ist Petkovic für die sportlichen Belange in Göppingen verantwortlich und mit ihm ging es stetig bergauf. Von Platz 14 2004 bis Rang fünf in der vergangenen Saison. Zuvor trainierte Petkovic die HSG Wetzlar, TSG Oßweil, TSV Rintheim, TSV Scharnhausen und Borac Banja Luka in Serbien.
Prognose
Das Team von Frisch Auf Göppingen ist eine verschworene Einheit, das auch ohne seinen Torjäger Lars Kaufmann bei der Vergabe der Europapokalplätze ein Wörtchen mitreden wird. Wenn alles optimal läuft könnte sogar mit einem Platz in der Champions League geliebäugelt werden.
Rhein-Neckar Löwen
Der Club
2002 schlossen sich die beiden Clubs TSG Kronau und TSV Baden Östringen zur SG Kronau/Östringen zusammen, die seit 2007 unter dem Namen Rhein-Neckar Löwen aufläuft. 2002 nach der Fusion stieg die Mannschaft erstmals in die Bundesliga auf, konnte die Klasse aber nicht halten, es folgte der direkte Wiederaufstieg und seitdem gehörte man stets zur Spitze der Liga.
Die Neuen
Für Löwen-Verhältnisse ist die Fluktuation im Kader vor dieser Saison äußerst gering, aber dafür sind große Namen gegangen und auch gekommen. Mit Slawomir Szmal, Grzegorz Tkaczyk (beide Vive Targi Kielce), Olafur Stefansson und Gudjon Valur Sigurdsson (beide AG Kopenhagen) haben vier Weltklassespieler den Club verlassen. Hinzu kommt noch das Karriereende von Marcus Rominger. Neu gekommen sind Krzystof Lijewski (HSV Hamburg), Niklas Ruß (TSG Friesenheim) sowie die beiden Torhüter Goran Stojanovic (VfL Gummersbach) und Tomas Svensson (BM Valladolid).
Der Trainer
Der erfahrene Isländer Gudmundur Gudmundsson übernahm 2010 das Amt bei den Löwen. Nebenbei trainiert er die isländische Nationalmannschaft, die er 2008 zu Olympia-Silber und 2010 zu EM-Bronze führte. Zuvor trainierte er TSV Bayer Dormagen, GOG Svendborg und AG Kopenhagen.
Prognose
Die Löwen sind so etwas wie die Wuntertüte der Saison. Seit Jahren treten sie an, um endlich den ersten Titel zu gewinnen, aber dieses Jahr scheinen sie zumindest von der Meisterschaft weiter entfernt als in den Jahren zuvor. Ein erneutes Erreichen der Champions League ist möglich, aber nicht sicher.
Füchse Berlin
Der Club
Seit 2005 nennt sich die Handball-Abteilung der Reinickendorfer Füchse Füchse Berlin, damals war das Team noch in der 2. Bundesliga Nord. 2007 stiegen die Füchse in die Bundesliga auf, wo sie sich von Jahr zu Jahr steigerten und vergangene Saison sensationell den dritten Platz belegten.
Die Neuen
Ein Name belegt die großen Ambitionen der Füchse: Iker Romero. Der spanische Rückraumschütze kam vom FC Barcelona nach Berlin. Die anderen Neuzugänge waren naturgemäß bescheidener. Jonathan Stenbäcken (IK Sävehof, SWE), Evgeni Pevnov (TSG Friesenheim) und Ramon Tauabo aus der eigenen Jugend komplettieren den Füchse-Kader 2011/12.
Der Trainer
Beinahe Unglaubliches leistete Dagur Sigurdsson seitdem er 2009 in Berlin ist. Von Platz zehn ging es hoch auf acht und nun auf Rang drei. Bis Juli 2010 war Sigurdsson zudem Trainer der österreichischen Nationalmannschaft, die unter seiner Führung ebenfalls für Furore sorgte. Davor führte er A 1 Bregenz zu vier Titeln in Österreich.
Prognose
Bei den Füchsen ist vieles möglich. Aber durch die Mehrbelastung für die Champions League heißt es erst einmal, sich in der deutschen und europäischen Spitze zu etablieren. Ein erneutes Erreichen der Champions League ist möglich, aber um diesen Platz werden sich viele Teams streiten.
THW Kiel
Der Club
Was soll man über den THW Kiel noch groß erzählen, was nicht bekannt ist: 16 deutsche Meistertitel, sieben Pokalsiege, drei EHF-Pokalsiege und zwei Champions League-Triumphe stehen auf der Habenseite der Zebras, die seit 1967 mit Ausnhame der Saison 1973/74 immer in der Bundesliga spielten.
Die Neuen
Der THW geht mit der gleichen Mannschaft wie im Vorjahr in die neue Saison. Einzig Jerome Fernandez verließ Kiel Richtung Toulouse Handball. So geht der THW mit dem großen Vorteil einer eingespielten Mannschaft in die neue Saison, die - so sie von Verletzungen wie im Vorjahr verschont bleibt - ohnehin zu den besten der Welt gehört.
Der Trainer
Alfred Gislason hatte früh angefangen, seinen Plan zu schmieden, den Thron zu erklimmen. Seit 2008 ist der Isländer in Kiel. Zuvor trainierte er den VfL Gummersbach, die isländische Nationalmannschaft, den SC Magdeburg, die SG Hameln und in seiner Heimat KA Akureyri.
Prognose
Für den THW Kiel zählt nur der Titel. In der deutschen Meisterschaft, im DHB-Pokal und in der Champions League. Und das Team ist auch in der Lage alle diese Titel zu holen, sollte nicht noch einmal solch unglaubliches Verletzungspech wie in der Vorsaison zuschlagen.
HSV Hamburg
Der Club
Der 1999 gegründete HSV Lübeck übernahm 2002 die Bundesligalizenz des VfL Bad Schwartau und zog nach Hamburg um. Seitdem wurde man zweimal Dritter, zweimal Zweiter und nun endlich 2011 Meister. Den DHB-Pokal konnte man zuvor bereits 2006 und 2010 gewinnen, den Europapokal der Pokalsieger 2007.
Die Neuen
Nicht nur Trainer Per Carlén ist neu beim HSV, er brachte mit Sohn Oscar, der mit einem Kreuzbandriss noch bis Oktober ausfällt, und Torwart Dan Beutler auch noch zwei absolute Weltklassespieler von der SG Flensburg-Handewitt mit an die Elbe. Den Club verließen nur Keeper Per Sandström und Krzysztof Lijewski.
Der Trainer
Mit Per Carlén hat der HSV einen Nachfolger für Martin Schwalb geholt, der als großer Fachmann gilt. Als Spieler gewann Carlén mit der schwedischen Nationalmannschaft fast alles, was es zu gewinnen gibt. Seine Karriere als Trainer begann er 2006 beim TSV St. Otmar St. Gallen, bevor es in die Heimat zu IFK Malmö ging. Aber nach nur einem Jahr lockte die SG Flensburg-Handewitt Vater und Sohn Carlén in die Bundesliga.
Prognose
Wie für den THW Kiel zählen für den HSV auch nur Titel und so geht man mit dem hohen Ziel, die deutsche Meisterschaft, den DHB-Pokal und die Champions League zu gewinnen. Alle drei machbar, wenn der THW Kiel auch ein gehöriges Wort bei der Vergabe mitreden wird.
Henning Schulz