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Trauer in den USA Hast du schon gehört, Kobe ist tot? Der Vorname reichte. Kobe.

Fans gedenken dem verstorbenen Basketballspieler Bryant in der Nähe des Staples Center
Fans gedenken dem verstorbenen Basketballspieler Bryant in der Nähe des Staples Center
© Michael Owen Baker/AP/dpa
Die Nachricht vom Tod Kobe Bryants hat die USA geschockt und wichtige anderen Themen zur Nebensache gemacht. Auch wenn die Basketball-Legende für die Lakers spielte, verehrt wurde sie im ganzen Land. Umso schwerer fällt es vielen, das Geschehene zu verarbeiten.
Von Jan Christoph Wiechmann, New York

Die Nachricht erreichte Amerika am Nachmittag und verdrängte den Impeachment-Prozess und die Grammys und das Coronavirus und alles, was es sonst noch so gab: Helicopter-Crash im Nebel von Calabasas, Kalifornien. Basketball-Legende Kobe Bryant ist tot.

Etwas später kam die nächste Meldung: Auch seine 13-jährige Tochter Gianna ist tot. Sowie sieben weitere Menschen. 

Sie waren auf dem Weg zu einem Basketballspiel in einer Sportsakademie nordwestlich von Los Angeles. Gianna war die Spielerin. Kobe war der Trainer. Die Akademie war seine. Mamba Sports Academy.

Seine Eltern hatten ihn Kobe genannt, weil sie das japanische Kobe-Steak auf einer Speisekarte gesehen hatten. Er selber nannte sich Mamba, nachdem er den Quentin Tarantino-Film "Kill Bill" gesehen hatte. Dort wird die Schlange, bekannt für ihre Schnelligkeit und Aggressivität, als Deckname für einen agilen Attentäter eingesetzt.

Doch man hörte nur Kobe, Kobe, Kobe

Am Union Square in New York hörte man die Menschen an ihren Handys laufend den Namen sagen: "Kobe.“ Sie blickten fassungslos auf ihre Displays. Sie bekamen ständig "Breaking News“. Sie erhielten Tweets von Barack Obama und Michael Jordan zu Kobes Tod, selbst von Präsident Trump. Sie riefen Freunde an: Hast du schon gehört, Kobe ist tot? Der Vorname reichte. Kobe.

So wie Magic.

Oder LeBron.

Aber so richtig drang die Nachricht erst in meiner U-Bahn-Station in Brooklyn durch. Flatbush, ein schwarzes Viertel. Die Menschen starrten auf den Fernseher in den Friseursalons und Barber Shops. Sie standen in Gruppen bei McDonald‘s zusammen. Sie bestellten ihr Essen, doch man hörte nur Kobe, Kobe, Kobe. 

Hier in Flatbush sah man, was Trauer ist. Die Menschen wollten irgendwo mit sich hin. Sie wollten am liebsten zum Staples Center nach Los Angeles, der Heimarena der Los Angeles Lakers, wo sich hunderte Fans sofort zusammenfanden.

"Kobe ist der Michael Jordan unserer Generation“

Kobe war ein Lakers, aber auch in New York verehrten sie ihn.

Die Großen gehören ihren Städten: Michael Jordan gehört Chicago. LeBron James Cleveland. Kobe Bryant gehört Los Angeles, wo er seine ganze Karriere, 20 Jahre lang, gespielt hatte. Aber sie werden im ganzen Land verehrt, auch bei der Konkurrenz. Das macht sie zu Großen.

Die Debatte über den größten Basketballer aller Zeiten dreht sich stets um Michael Jordan versus LeBron James. Aber es gab auch Magic Johnson. Es gab Kareem Abdul-Jabbar. Es gab Kobe Bryant.

Dirk Nowitzki sagte einmal: "Kobe ist der Michael Jordan unserer Generation.“

Er holte fünf NBA-Titel, machte 33.643 Punkte, einmal 81 in einem Spiel. In seinem Abschiedsspiel gegen Utah vor vier Jahren warf er noch mal 60 Punkte.

Abdul-Jabbar schickte nur wenige Stunden nach dem Tod ein Kondolenzvideo hinaus in die Welt. Er hatte Schwierigkeiten, darin die Fassung zu bewahren. Er hatte mit Kobes Vater Joe in der NBA gespielt. Er dachte jetzt an den Vater. An Kobes Mutter. An Kobes Frau Vanessa und die drei weiteren Töchter, die jüngste war erst im Sommer zur Welt gekommen.

Nicht Bryants Erfolge bleiben, auch seine Besessenheit

Nicht nur Kobes Erfolge bleiben. Auch seine Besessenheit. Er zelebrierte sie. Trainierte die ganze Nacht, nachdem er einmal vier Würfe verpasste. Setzte seine Mitspieler psychisch unter Druck. Spielte mit Verletzungen. 

Einmal spielte er ein Match trotz gebrochener Kniescheibe durch. Als er die Sehnen seines rechten Oberarms riss, nahm er den linken Arm zum Werfen. "Wieso? Gott hat uns zwei Hände gegeben“, sagte er gegenüber seinem fassungslosen Coach.

Ein anderes Mal setzte ihn ein Riss der linken Achillessehne außer Gefecht, "es war wie der Schmerz einer Lötlampe am Kopf“, sagte er. Aber er warf noch die Freiwürfe.

Er verwandelte sie.

Nach seiner aktiven Karriere wollte er vor allem ein guter Vater sein. Ein Vorbild für Kinder. Der Leiter der Sportakademie. Der Trainer für seine Tochter Gianna, die er überall begleitete. 

Zu den Lakers ging er nur noch selten, weil ihm jeder Moment mit den Kindern wichtiger war.

Er wurde nur 41.

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