Vergangenes Wochenende meldete die Bundesnetzagentur erstmals wieder leicht fallende Stände in deutschen Gasspeichern. Doch schon am Dienstag gab es im "Lagebericht Gasversorgung" Entwarnung: "Es wird weiter eingespeichert. Der Gesamtspeicherstand in Deutschland liegt bei 99,55 %. Der Füllstand des Speichers Rehden beträgt 93,97 %." In der letzten Oktoberwoche habe der Gasverbrauch "auch temperaturbedingt deutlich unter dem durchschnittlichen Verbrauch der letzten vier Jahre" gelegen. Es sei etwa 3 Grad wärmer als in den Vorjahren gewesen.
Das Sparziel von 20 Prozent weniger Gasverbrauch ist laut Bundesnetzagentur mit dafür entscheidend, dass Deutschland eine Gasmangellage vermeidet. Im Oktober haben Privathaushalte und Gewerbe 42,4 Prozent weniger Gas verbraucht als im Oktober 2021. Bei der Industrie war die Einsparung im Oktober nicht ganz so stark. Dennoch hat auch sie im Vorjahresvergleich 27,4 Prozent der Gasmenge eingespart. Aber wie ist die Gaslage bei unseren europäischen Nachbarn?
Andere sparen mehr Gas als Deutschland
Luxemburg ist offenbar auf einem sehr guten Kurs. Das Land hat seit August das EU-Ziel eines um mindestens 15 Prozent verringerten Gasverbrauchs nach eigenen Angaben deutlich übertroffen. Im Oktober lag der Gasverbrauch um 36 Prozent unterhalb des durchschnittlichen Verbrauchs zwischen 2017 und 2022, wie Energieminister Claude Turmes am Dienstag mitteilte. Im September hatte die Einsparung bei 26 und im August bei 37 Prozent gelegen. Turmes mahnte jedoch zur Vorsicht: "Falls die Temperatur nach dem relativ warmen Oktober sinkt, könnte dies zu einem erheblichen Anstieg des Gasverbrauchs für die Heizung führen." Er rufe deshalb nach wie vor zum Energiesparen auf.
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Auch andere EU-Staaten sparen erfolgreicher Gas ein als Deutschland – verglichen mit dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre in dem Monat. So hat laut EU-Kommission etwa Schweden seinen Gasverbrauch im August und September jeweils mehr als halbiert. Die Niederlande verbrauchten jeweils 28,9 und 32,2 Prozent weniger Gas. Auch unter anderem die baltischen Staaten, Luxemburg, Rumänien und Finnland sparten anteilig mehr als Deutschland. In der gesamten EU sank der Verbrauch im August um 14 Prozent und im September um 15. Die Zahlen für den Oktober hat die EU-Kommission bislang nicht vorgelegt.

Gasspeicher der meisten EU-Staaten gut gefüllt
Laut "Aggregated Gas Storage Inventory" (Stand: 8.11.2022) haben die EU-Staaten ihre Gasspeicher gut gefüllt. Spitzenreiter ist Belgien, wo der Füllstand bei 100 Prozent liegt. Im EU-Durchschnitt sind die Gasspeicher zu 95,3 Prozent gefüllt – mit steigender Tendenz. Schlusslicht ist Lettland mit nur knapp 59 Prozent. Irland, Finnland, Griechenland, Estland und Litauen haben keine eigene Gasspeicher, aber Solidaritätsabkommen mit anderen EU-Staaten. Nur in Italien und Polen sinken die Füllstände.
Weitere Quellen: DPA, "Lagebericht Gasversorgung" vom 9.11.2022, Europäischer Rat zur Gaspeicher-Situation, "Aggregated Gas Storage Inventory", Bundesnetzagentur zum Gasverbrauch.