Im Machtkampf in der IG Metall sind die Fronten vor der möglicherweise entscheidenden Vorstandssitzung am (morgigen) Dienstag weiter starr. Der umstrittene stellvertretende Gewerkschaftsvorsitzende Jürgen Peters hält an seiner Kandidatur für die Nachfolge des scheidenden IG Metall-Vorsitzenden Klaus Zwickel fest. Seine Kritiker wollen nach wie vor seinen Sturz.
Kritiker wollen Peters stürzen
Der "Bild"-Zeitung (Montag) sagte Peters: "Ich werde dem Gewerkschaftstag im Oktober Rechenschaft ablegen und für den Vorsitz kandidieren." Peters will heute (Montag) in Frankfurt/Main eine Erklärung zu den Vorwürfen im Zusammenhang mit dem gescheiterten Streik für die 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland abgeben.
Auf der Vorstandssitzung am Dienstag wollen die Kritiker nach Medienberichten versuchen, Peters als designierten Zwickel Nachfolger zu stürzen. Peters’ Gegner haben ihn neben dem ostdeutschen Bezirksleiter Hasso Düvel als Hauptverantwortlichen für das Streikdebakel ausgemacht, das als eine der schwersten tarifpolitischen Niederlagen der größten deutschen Industriegewerkschaft gilt.
Berthold Huber als Alternative zu Peters im Gespräch
Die Funktionärsbasis der IG Metall verlangt eine schnelle Beilegung des Machtkampfes, der seit Tagen über die Medien ausgetragen wird. Nach Berichten der "Berliner Zeitung" und der "Welt am Sonntag" wollen Vertreter aus dem Gewerkschaftsbezirk Küste am Dienstag einen formellen Antrag stellen, das Vorstandsvotum vom April für die Neuwahl des Vorsitzenden auf dem Gewerkschaftstag in Hannover im Oktober zu revidieren. Der Bezirk Hannover stärkt seinem früheren Leiter Peters dagegen den Rücken. Nach dpa-Informationen wollen auch die ehrenamtlichen Vorstände aus dem Bezirk Frankfurt Peters unterstützen.
Der Konzernbetriebsratschef von ThyssenKrupp, Thomas Schlenz, rief derweil den baden-württembergische Bezirksleiter Berthold Huber auf, für den Chefposten zu kandidieren. Huber will sich nach Aussage des Sprechers der Stuttgarter Bezirksleitung erst während der Sitzung dazu äußern.
Nach Darstellung der Berliner Zeitung "Tagesspiegel am Sonntag" wollen Zwickel und Peters auf der Vorstandssitzung mit kontroversen Analysen über den ostdeutschen Streik gegeneinander antreten. Zwickel werde ein Papier vorlegen, in dem ausführlich begründet werde, wann und wo Peters und Düvel den Vorstand der IG Metall getäuscht haben sollen. Auch Peters werde eine Analyse vorlegen, in der von mangelnder Unterstützung der Frankfurter IG-Metall-Zentrale die Rede sei. Der Vorsitzende Zwickel habe es versäumt, um die gesellschaftliche Unterstützung für den Arbeitskampf zu werben. Über beide Papiere solle abgestimmt werden.
Führungskrise könnte ganzen Vorstand mitreißen
Laut einem Zeitungsbericht könnte die Führungskrise zum Rücktritt des gesamten Vorstands führen. Dies sei der aussichtsreichste Weg, um den stellvertretenden Vorsitzenden Jürgen Peters zum Rücktritt zu zwingen, sagten der "Financial Times Deutschland" (Montag) nicht genannte Gegner von Peters in der Gewerkschaftsführung.
Bei einem kollektiven Rücktritt müsste der Vorstand entweder von einem außerordentlichen Gewerkschaftstag oder auf einer Sondersitzung des Beirats neu gewählt werden. "Beides könnte innerhalb von Tagen oder Wochen organisiert werden", sagte der Leiter der IG-Metall- Grundsatzabteilung, Klaus Lang.