Angela Merkel und die CDU Rücken gestärkt - statt mit dem Rücken an der Wand

Die Kritik an Angela Merkel und ihrer Haltung in der Flüchtlingsfrage wird lauter, fast jeden Tag. Doch der Rückhalt für die Kanzlerin in der eigenen Partei ist weiterhin erstaunlich hoch. 

Dies ist das Ergebnis einer Forsa-Umfrage für den stern.  Danach sind 82 Prozent der CDU-Mitglieder mit der Arbeit ihrer Chefin zufrieden. Lediglich 18 Prozent zeigen sich nicht einverstanden.

Dass Merkel zur Bundestagswahl 2017 erneut als gemeinsame Kanzlerkandidatin für CDU und CSU antreten sollte, wünschen sich fast folgerichtig 81 Prozent der CDU-Mitglieder – darunter sogar 86 Prozent der weiblichen und 79 der männlichen. Merkel erscheint in ihrer Partei damit weiterhin als unangefochten, ja fast als alternativlos, auch wenn sie jüngst auf den Zukunftskongressen der CDU zum Teil herbe Kritik für ihre vermeintlich zu flüchtlingsfreundliche Haltung hat einstecken müssen und vereinzelt sogar an ihrer Politikfähigkeit gezweifelt wurde. Nach fast zehnjähriger Kanzlerschaft – im November ist es soweit – scheint unter der Führungsriege der CDU niemand zu sein, der sich als „natürlicher“ Erbe aufdrängt. Danach gefragt, wer als Nachfolger für Merkel im Kanzleramt geeignet wäre, nennen 33 Prozent der CDU-Mitglieder Finanzminister Wolfgang Schäuble, 31 Prozent Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, 29 Prozent die rheinland-pfälzische Parteivorsitzende Julia Klöckner sowie  23 Prozent Kanzleramtschef Peter Altmaier. Mit dann schon deutlichem Abstand  (16 Prozent) folgt Innenminister Thomas de Maizière, der im politischen Berlin eigentlich lange Zeit als ein Favorit auf die Merkel-Nachfolge gehandelt wurde.  Merkel kann sich auch der Unterstützung ihrer Partei im Dauerzwist mit CSU-Chef Horst Seehofer weitgehend sicher sein. Mag sein, dass viele die Haltung der Kanzlerin nur noch knirschend mittragen – noch aber hören sie mehrheitlich auf sei. Die Position des bayerischen Ministerpräsidenten in der Flüchtlingsfrage wird nur von einem Drittel (33 Prozent) der CDU-Mitglieder befürwortet. Eine Mehrheit von 57 Prozent neigt eher Merkel zu . Dabei unterscheiden sich die Einschätzungen der Funktionäre der CDU kaum von denen der Mitglieder insgesamt.Nur eine Minderheit von 23 Prozent meint im Übrigen, dass die Uneinigkeit in der Flüchtlingsfrage letztlich die Einheit der Union gefährdet, 75 Prozent glauben das nicht. Dass die Einwanderung nach Deutschland durch ein Einwanderungsgesetz geregelt werden sollte, sagen 76 Prozent der gesamten CDU-Mitglieder – darunter 80 Prozent der Parteifunktionäre. 21 Prozent sprechen sich dagegen aus. 

Auf der Zufriedenheitsskala ist Angela Merkel nicht mehr auf Platz eins

Mit der Arbeit Angela Merkels als Bundeskanzlerin sind 86 Prozent der CDU-Mitglieder zufrieden. Merkel rangiert auf dieser Zufriedenheitsskala damit allerdings nur noch auf Platz zwei.  Spitzenreiter in Merkels Kabinett ist Finanzminister Wolfgang Schäuble.  Mit seiner Arbeit sind 97 Prozent der Parteimitglieder zufrieden. Es folgen Kanzleramtschef Peter Altmaier (85),  Verteidgungsministerin Ursula von der Leyen (74),  Gesundheitsminister Hermann Gröhe (68),  Innenminister Thomas de Maizière (65) sowie Bildungsministerin Johanna Wanka (55). Deutlich am Tabellenende liegt das CSU-Personal in Merkels Kabinett: Entwicklungsminister Gerd Müller kommt auf 45,  Landwirtschaftsminister Christian Schmidt auf 42 und  Verkehrsminister Alexander Dobrindt sogar nur auf 35 Prozent.

Lesen Sie im aktuellen stern den großen Bericht über den Kulturkampf, den Merkel in diesen Wochen mit ihrer Partei austrägt - „Am Scheideweg“.  

Mehr zum Thema im stern Nr. 44/2015: