5er Limousine BMW erhält Genehmigung für teilautomatisiertes Fahren bis 130 km/h

Das Cockpit eines BMW-Autos
Das Cockpit eines BMW-Autos (Archivbild aus 2022)
© Cover-Images / Imago Images
BMW darf als erster Autohersteller in Deutschland ein teilautomatisiertes Auto mit einer Fahrgeschwindigkeit von bis 130 km/h auf die Straße bringen. Autobahnfahrten sollen dadurch zeitweise ohne einen Eingriff des Fahrers möglich sein. Damit ziehen die Münchener neben Mercedes auf die Überholspur.

Während der Fahrt die Hände vom Lenkrad nehmen und das Auto eigenständig steuern lassen – das ist nun mit der entsprechenden Fahrfunktion der BMW 5er Limousine erlaubt. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat dem Konzern die Genehmigung erteilt, teilautomatisierte Fahrzeuge mit einer Geschwindigkeit von bis zu 130 km/h in den Verkehr bringen zu dürfen, gab BMW am Dienstag in einer Pressemitteilung bekannt. Damit sei die BMW Group der erste Autohersteller in Deutschland, der ein System für teilautomatisiertes Fahren mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h anbiete.

Konkret gilt die Genehmigung für Autobahnfahrten mit voneinander getrennten Richtungsfahrbahnen. Hier soll das System etwa eine Geschwindigkeits- und Abstandsregelung sowie Lenkaufgaben übernehmen können. Dazu ist laut Herstellerangaben auch der Spurwechsel möglich. Und erstmals könne ein vom System angebotener Spurwechsel durch eine Blick-Bestätigung in den Außenspiegel eigeleitet werden, verspricht BMW. 

Auf bestimmten Strecken soll die Fahrerin oder der Fahrer schließlich die Hände "über einen längeren Zeitraum" vom Lenkrad nehmen können, muss jedoch stets in der Lage sein, die Lenkung wieder zu übernehmen, heißt es. Eine intelligente Kamera soll die Aufmerksamkeit der Fahrerin oder des Fahrers kontrollieren. 

Technisch soll das teilautomatisierte Fahren im BMW 5er, das dem Level 2 des Autonomen Fahrens entspricht, mithilfe von verbauten Kameras, Ultraschall- sowie Radarsensoren und einer 360-Grad-Sensorik unterstützt werden. Dazu kommt eine Live-HD-Karte mit GPS-Ortung zum Einsatz. Noch ist der Autobahnassistent nicht erhältlich. BMW kündigte aber an, dass das System "schon bald" in der neuen 5er Limousine verfügbar sei. Auf Nachfrage des stern bestätigte BMW-Pressesprecher Christophe Koenig, dass die Funktion mit der Markteinführung des 5er ab Oktober 2023 verfügbar sein werde. In den USA und Kanada ist sie indes bereits unter anderem in der Oberklasse-Limousine 7er erhältlich. 

Mercedes macht den Anfang beim autonomen Fahren

Damit läuft BMW Mercedes ein Stück weit den Rang ab. Denn der Konkurrent aus Stuttgart ist der erste Autohersteller in Deutschland, der ein Auto mit autonomer Fahrfunktion auf den Weg gebracht hat. Mercedes hat nach eigenen Angaben im Dezember 2021 "als weltweit erster Automobilhersteller eine international gültige Systemgenehmigung für hochautomatisiertes Fahren" nach Level 3 erhalten.

Rund ein halbes Jahr später boten die Stuttgarter dann eine Sonderausstattung für die S-Klasse sowie für die Elektro-Version EQS an, welche das autonome Fahren nach Level 3 auf entsprechenden Autobahnabschnitten ermöglichen soll. Im Gegensatz zum Level 2, die die BMW 5er Limousine anbietet, können hochautomatisierte Fahrzeuge selbstständig überholen, bremsen und beschleunigen. Die Fahrerin oder der Fahrer darf währenddessen sogar Zeitung lesen, muss bei Bedarf aber wieder die Fahrzeugsteuerung übernehmen.

Die Fahrfunktion von Mercedes lässt sich bislang allerdings lediglich bei Geschwindigkeiten bis zu 60 km/h nutzen und ist damit für Fahrten bei hohem Verkehr oder Stau eine Option. Konkret soll das System "Drive Pilot" Geschwindigkeit und Abstand innerhalb der Fahrspur regeln und etwa Verkehrszeichen berücksichtigen können. Auch soll es Ausweich- und Bremsmanöver einleiten können. Ebenso wie BMW setzt Mercedes dazu hauptsächlich auf Radar, Lidar und Kameras. Überdies sind Ultraschall- oder Nässesensoren verbaut. Eine digitale HD-Karte bietet ein dreidimensionales Straßen- und Umgebungsbild. 

Anfang dieses Monats erhielt Mercedes nun in den USA die Genehmigung für den Betrieb von hochautomatisierten Serienfahrzeugen nach Level 3. Diese gilt für Fahrten auf Freeways im Bundesstaat Kalifornien. "Drive Pilot" soll demnach für die S-Klasse und den EQS im nächsten Jahr erhältlich sein. Weitere Märkte sollen folgen.

BMW bekommt mehr Konkurrenz

Der deutsche Autobauer ist beim Angebot autonomer Autos aber keineswegs der einzige in den USA. Auch Tesla treibt das autonome Fahren offensiv voran, wenn auch der Autopilot und "Full Self-Driving" immer wieder zu Unfällen führen. Darüber hinaus setzen die Google-Schwesterfirma Waymo und die General-Motors-Tochter Cruise in San Francisco bereits autonome Robotaxis teils ohne Sicherheitsfahrer ein.

Die Entwicklung des autonomen Fahrens ist eine große Herausforderung. Somit dürften sich Hersteller wie BMW, Mercedes und Co. in Zukunft – wie üblich im Konkurrenzkampf – noch öfter bei der Einführung automatisierter bis hin zu autonomer Fahrzeuge gegenseitig überbieten. BMW gibt etwa an, dass Forschungsfahrzeuge "bereits seit einigen Jahren" hochautomatisiertes Fahren im öffentlichen Straßenverkehr erproben würden – ein Punkt, in dem Mercedes aktuell wohl der Konkurrenz voraus ist. 

Aber auch andere Hersteller testen bereits den Einsatz automatisierter sowie autonomer Fahrzeuge in Deutschland. Hier will Mercedes wiederum nachziehen. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen Fahrzeuge der Stuttgarter hochautomatisiertes Fahren auf der Autobahn bis 130 km/h möglich machen. Als Zwischenziel soll in Deutschland eine autonome Fahrfunktion verfügbar werden, bei der man mit einer Geschwindigkeit von bis circa 90 km/h hochautomatisiert einem Vorausfahrer auf der Autobahn folgen können soll. 

Quellen: BMW, Mercedes, mit Material der dpa

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