So wurde der "Fridolin" zum Renditewunder
Autos sind vieles, aber in der Regel keine Geldanlage. Kaum mit dem Neuwagen vom Hof gefahren, sinkt der Wert um zehn Prozent. Das stimmt, doch bei einigen Autos kommt es eben darauf an, wie lange die Fahrt vom Hof zurückliegt. Sind es 30 Jahre ist das Auto offiziell ein Oldtimer. Ist er immer noch gut in Schuss, stehen die Chancen gut, dass der Wert seither gestiegen ist. In Zeiten der Nullzinsen sind alternative Geldanlagen mit hoher Rendite begehrt, profitiert hat davon unmittelbar der Markt für Oldtimer. Was in der Aktenwelt der DAX ist, wird bei alten Autos im DOX abgebildet, dem Deutschen Oldtimer Index. Ermittelt wird er vom Verband der Automobilindustrie. Seit seiner Gründung 1999 hat der Index um 164 Prozent zugelegt. Millionen-Summen für einen McLaren F1, Ferrari 288 GTO oder eine Shelby Cobra von 1963: Oldtimer gelten als teures Hobby, fand das Forschungsinstitut Allensbach in einer Umfrage in Deutschland heraus. Doch das täuscht. Tatsächlich liegt der durchschnittliche Wert eines Sammlerautos bei 20.000 Euro, haben die deutschen Autoversicherer ermittelt. Manche Modelle werden gar für 8500 Euro gekauft und wechseln bereits zehn Jahre später auf Oldtimer-Auktionen für 55.000 Euro den Besitzer.
Diese Traumrenditen erzielte der VW Typ 147 "Fridolin". Ein Lieferauto, von der Post Ende der Sechziger Jahre bei Volkswagen in Auftrag gegeben. Der typische luftgekühlte VW-Boxer im Heck, Schiebetüren, großer Stauraum, ansonsten sehr spartanisch. Gut 6000 Exemplare wurden bis 1974 gebaut, nur noch 200 sind weltweit erhalten. Ende der Siebziger lag der Fridolin bei den Versteigerungen der Post wie Blei im Regal. Den Rest besorgte der Rost. Heute sind noch etwa 40 der knuffigen Kleintransporter in Deutschland zugelassen, und sind heiß begehrt. "Die Oldtimer-Klientel sucht laufend nach Modellen, die gleich auf den ersten Blick auffallen, kurios aussehen oder einen bestimmten Charme ausstrahlen", weiß Frank Wilke von Classic-Analytics, einem Tochterunternehmen des weltgrößten Versicherers für Oldtimer.
Wilke uns sein Team klappern seit 20 Jahren die großen und kleinen Oldtimer-Auktionen ab, stehen in Kontakt mit Händlern, Vereinen und Sammlern. Ihr Job: den Wert von Oldtimern aller Art ermitteln. Ihre Daten werden für die Versicherung benötigt, für den Verkauf oder gar für die Wertschätzung nach einer Scheidung. Etwa 55.000 Fahrzeuge hat Classic-Analytics mittlerweile in seinen Datenbanken erfasst. Nach bestimmten Kriterien gefiltert fördert die Datensammlung oft Erstaunliches zu Tage, den Fridolin zum Beispiel.
"Der Wertzuwachs beim Fridolin ist fast schon absurd hoch, aber erklärbar. Nachdem T1-VW-Busse, vor allem die außergewöhnlichen Modelle, enorm teuer geworden sind, suchen die Oldtimer-Sammler nach Fahrzeugen mit Potenzial im unteren Preissegment", erklärt Wilke. Und Potenzial bedeutet auch: Man möchte durchaus mit dem Auto auf Oldtimer-Treffen auffallen. Die Aufmerksamkeit sei Sammlern mit einem der seltenen "Fridoline" sicher, so der Experte. Entsprechend steigt die Nachfrage und damit der Preis.