Bisher kannte man die Marke Smart insbesondere durch die kleinen, pfiffigen Mikrodoppelsitzer, die irgendwie alles anders machten als die andere Autowelt. Einst von Swatch-Gründer Nicolas Hayek und Johann Thomforde als Mobilitätskonzept für Innenstädte ersonnen, war Smart innovativ, anders und mutig. Doch Geld verdienen ließ sich bisher mit keiner der Smart- Generationen und wirklich anders waren auch nur die verschiedenen Fortwo-Modelle. Der Forfour, zunächst mit Mitsubishi- und dann mit Renault-Technik, wurden nie echte Smarties. Der jahrzehntelang geplante Smart Forall, ein Crossover mit der charakteristischen Tridion-Sicherheitszelle, wurde nie umgesetzt. Jetzt wird er beim Neustart der Marke Realität – mit Geely- Technik und Design aus Sindelfingen.
Nichts mehr vom Ur-Smart zu erkennen – so sieht der neue vollelektronische "Smart #1" aus

Die smarte Idee von einst: Ein kompaktes kleines Auto, das überall einen Parkplatz findet, aus einfach austauschbaren Modulen aufgebaut und für jeden erschwinglich ist. Dazu noch eingebunden in ein Mobilitätskonzept mit der Deutschen Bahn als Partner. An solchen Ideen arbeiteten seit den 1970er Jahren Automobilfirmen ebenso wie Universitäten und Visionäre. So einer war der Chef des Uhrenherstellers Swatch, Nicolas G. Hayek. Seinen Traum von einem "Swatch-Mobil" verfolgte er mit energischer Konsequenz zunächst zusammen mit dem VW-Konzern. Doch schon da stellte sich raus: Genial und wirtschaftlich muss nicht unbedingt zusammen gehen. VW stieg 1994 aus dem Projekt aus. Doch der rührige Hayek fand schnell Ersatz: Daimler-Benz. Dort hatte man 1981/82 die erste Studie für ein Stadtauto zusammenbaut: 2,5 Meter lang und entstanden unter dem Eindruck von Ölkrise und zugeparkten Innenstädten. Weil der Kasten aber nicht gerade den Sicherheitsansprüchen genügte, war der Entwurf ad acta gelegt worden. Erst zehn Jahre später griffen die Schwaben die Grundidee wieder auf und bauten zwei Studien: Den Eco Sprinter und den Eco Speedster. Da kam Hayeks Idee gerade recht. Die Micro Compact Car AG entstand, mit Sitz im schweizerischen Biel, Produktionsstätte im französischen Hambach und Entwicklungszentrum in Deutschland. Eine Kooperation, die ebenfalls gründlich schief ging. Seit 1998 jedenfalls gehört MCC zu 100 Prozent Daimler.
Im gleichen Jahr und eine ganze Reihe Studien später kam der erste Smart tatsächlich: Im Oktober 1998 war die Markteinführung - mit Bodypanels und Tridion-Sicherheitszelle aus hochfestem Stahl. Die weiteren Karosserieteile waren aus thermoplastischem Kunststoff. Verkauft wurde er aus mehrstöckigen Speichertürmen. All das ist nunmehr vergessen – fast. Denn der elektrische Smart Fortwo wird nach wie vor beim neuen Geländewagenhersteller Ineos, der das einstige Smart-Werk in Hambach mittlerweile übernommen hat, in einem Teil des Gebäudes weiter produziert. Die Zukunft der Marke liegt jedoch weder in Deutschland noch im Elsass, sondern in China. Die neue Modellgeneration, eingeleitet mit dem elektrischen Crossover namens Smart #1, wurde von Geely entwickelt und wird auch hier produziert. Der 4,27 Meter lange #1 ist dabei nur das Erstlingswerk einer ganzen Familie, die natürlich rein elektrisch angetrieben ist. „Die Weltpremiere des Smart #1 in Berlin ist ein Meilenstein der unglaublichen Entwicklungsphase, in der wir uns seit der Markenerneuerung befinden. Als Erster einer neuen Generation an vollelektrischen Smart-SUVs ist der brandneue Smart #1 die perfekte Verkörperung dieser Innovation“, sagt Tong Xiangbei, CEO von Smart Automobile. Marktstart dürfte im vierten Quartal 2022 sein – wohl zu Preisen von rund 40.000 Euro.
Angetrieben wird der überaus gefällige Crossover von einem Elektromotor an der Hinterachse, der 200 kW / 272 PS und ein maximales Drehmoment von 343 Nm leistet. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 180 km/h abgeriegelt und der 66 kWh große Akku im Unterboden lässt den Chinesen bis zu 440 Kilometer mit einer Elektroladung fahren. Die maximale Ladegeschwindigkeit liegt bei 150 kW, was das Akkupaket in einer halben Stunde auf bis zu 80 Prozent erstarken lässt. Innen gibt es durch den 2,75 Meter langen Radstand und eine um 13 Zentimeter verschiebbare Rückbank viel Platz für vier Personen. Der Laderaum fasst 273 bis 411 Liter, wobei sich unter der Fronthaube ein kleines Abteil mit weiteren 15 Litern für Ladekabel und Kleinrat befindet. Das betont nüchterne Cockpit wird von zwei Digitalbildschirmen dominiert. Hinter dem Steuer blickt der Fahrer auf ein flaches Zehn- Zoll-Display und in der Mitte der Armaturentafel befindet sich ein 12,8 Zoll großes Hochkantdisplay, über das sich alle Funktionen des Fahrzeugs per Berührung oder Sprache bedienen lassen. Die neue Smart-Generation bietet seinen Insassen einen Avatar als Begleiter mit KI-basierter Sprachsteuerung, implementiert in die 3D-Benutzeroberfläche.