Gigafactory bei Berlin Nicht nur wegen Steuervorteilen: Warum Tesla vorerst keine Batteriezellen in Grünheide fertigt

Die Produktion von Tesla Model Y in einer Produktionshalle
Die Produktion von Tesla Model Y in einer Produktionshalle der Gigafactory am Tag der offenen Tür (Archivbild aus 2021)
© dpa-Zentralbild | Patrick Pleul / Picture Alliance
Die Fahrzeuge aus der Tesla-Gigafactory in Grünheide nutzen bisher Batteriezellen aus fremder Produktion. Steuervorteile in den USA locken den Autobauer – doch es gibt einen weiteren, entscheidenden Grund, weshalb Tesla die Zellen vorerst nicht selbst in Deutschland herstellt.

Mitte September hatte es Berichte gegeben, wonach Tesla seine Baupläne für die Batteriefabrik in Grünheide auf Eis legen wollte. Grund dafür sollte ein neues Gesetz sein, welches Steuervorteile für die Batteriefertigung in den USA vorsieht. Das Land Brandenburg ging daraufhin jedoch weiter von dem Bau der Batteriefabrik in Grünheide aus. Auch der US-Autobauer selbst bestätigte sein Vorhaben.

Seit der Eröffnung der Tesla-Fabrik in Grünheide Ende März laufen dort Autos vom Band – aber mit kleineren Batteriezellen aus China. Die Gründe dafür liegen nicht nur in den hohen Energiekosten in Deutschland und den neuen Steuerbegünstigungen in den USA, sondern auch in einem neuen Verfahren zur Herstellung von Batterieelektroden.

Derzeit arbeiten Versuchsanlagen in der Tesla-Gigafactory erfolgreich, allerdings braucht es noch Zeit, bis die Großserie erreicht werden kann. Das haben mehrere Experten, darunter auch jene, die Tesla nahe stehen, gegenüber dem "Handelsblatt" gesagt. Demnach geht es zunächst darum, die Trockenbeschichtung der Elektroden, ein wichtiger Bestandteil von Batterien, zu gewährleisten. Bis das geschafft ist, will Tesla nicht die gesamte Zellfertigung in Grünheide vornehmenund stattdessen in seinem deutschen Werk bloß an den Elektroden forschen. Die restlichen Produktionsschritte sollen am US-amerikanischen Werk in Austin erfolgen.

CEO Elon Musk hält zwar weiter an dem Bauvorhaben seiner Batteriezellfabrik in Grünheide bei Berlin fest, von dem Beginn der Serienproduktion ist allerdings frühestens im Jahr 2024 auszugehen. Die Baugenehmigung für eine Batteriezellfertigung in Grünheide gilt bis 2025. Damit hat Tesla noch ausreichend Zeit, die Batteriefabrik vollständig zu errichten.

Tesla will Kosten und Ressourcen sparen

Das neuartige Verfahren der Trockenbeschichtung, worin Tesla eine gewisse Vorreiterposition hat, soll die Kapitalausgaben des Unternehmens einem Experten zufolge um über eine Milliarde Euro reduzieren. Tesla will bei der Produktion eines Model Y somit mehr als die Hälfte der Kosten einsparen.

Neben den finanziellen Anreizen in den USA, welche beim Bau von Werken für Elektroautos sowie der Batterieproduktion im eigenen Land gezahlt werden, machen die vergleichsweise geringeren Strompreise das US-Geschäft lukrativ. Denn Strom kostet in Deutschland zwei- bis dreimal so viel wie in den Vereinigten Staaten.

Außerdem spart das Verfahren nicht nur Energie, sondern auch Wasser ein – für die Auto- und Batterieproduktion fallen nicht unerhebliche Wassermengen an, was in der Region um Brandenburg schon vor dem Bauende Sorgen um die Wasserversorgung ausgelöst hat. Umweltschützern zufolge ist sie für Tesla nicht gesichert. Die Gigafactory wurde in einem Trinkwasserschutzgebiet gebaut.

Quellen: "Handelsblatt", mit Material der dpa

nk

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