Die Baupläne von Tesla, eine Batteriefabrik in Grünheide bei Berlin zu errichten, schienen eigentlich konkret gewesen zu sein. Schließlich wollte das Unternehmen die dort im vergangenen März eröffnete Gigafactory um eine Fabrik ergänzen, in der neuartige Batteriezellen gefertigt werden. Nun stellt Tesla jedoch Überlegungen an, seine Pläne auszusetzen und stattdessen eine entsprechende Fabrik in den USA zu bauen.
Grund sind Steuerbegünstigungen, welche der US-Autobauer durch die Zunahme der Batterieherstellungen im eigenen Land bekommen könnte. Das berichtet die US-amerikanische Tageszeitung "The Wall Street Journal" und beruft sich dabei auf mit der Sache vertraute Personen.
Neues Gesetz bringt deutliche Steuererleichterungen in den USA
Die zusätzlichen Steuererleichterungen ergeben sich durch das neue Gesetz "Inflation Reduction Act (IRA)", das US-Präsident Joe Biden vergangenen Monat unterzeichnet hat. Es sieht deutliche Steuerbegünstigungen vor, die eine Kostenreduktion für Fahrzeugbatterien von E-Autos zur Folge haben sollen – Analysten zufolge um mehr als ein Drittel. Voraussetzung dafür ist, dass die Batteriezellen in den USA gefertigt und verpackt werden.
Für das kompakte Model Y Sports Utility Vehicle von Tesla würden die Kosten für ein 75-kWh-Batteriepaket um fast 40 Prozent reduziert werden, prognostiziert das Analysehaus Bernstein Research. "Aus der Sicht eines Batterieherstellers scheint es fast zu schön, um wahr zu sein", sagte UBS-Analyst Tim Bush über die Produktionsgutschriften. Außerdem erweitert das Gesetz eine Steuergutschrift in Höhe von 7500 US-Dollar für Käuferinnen und Käufer.
Tesla reagierte nicht auf eine Bitte um Stellungnahme. Drei Tage nach Inkrafttreten des "IRA" hatte der US-Autobauer den texanischen Behörden allerdings mitgeteilt, Standorte für den Bau einer Lithium-Raffinerie ausfindig machen zu wollen. Lithium ist ein wichtiger Rohstoff zur Batterieherstellung.
Die USA streben mit dem neuen Gesetz einen Ausbau der heimischen Batteriefertigung an, um das internationale Ungleichgewicht in der Branche – vor allem zu China – zu verringern. Tatsächlich dürfte Tesla zu den ersten Unternehmen gehören, die von dem Gesetz profitieren werden. Denn der US-Autobauer und Panasonic teilen sich in Nevada eine Batteriefabrik. Darüber hinaus stellte Tesla in einer Pilotanlage in Fremont neuere, größere Batteriezellen her und hatte das gleiche Vorhaben auch für seine Fabriken bei Austin in Texas.
Brandenburg: Aufbau und Arbeitsplätze der Tesla-Batteriefabrik bleiben erhalten
In Deutschland dürfte man hingegen keineswegs erfreut über Teslas möglichen Planwechsel sein. Denn allein in der Batterieproduktion rechnete man in Grünheide mit mindestens 2000 neuen Arbeitsplätzen. Im November war bekannt geworden, dass Tesla auf eine staatliche Förderung in Höhe von rund 1,1 Milliarden verzichtet. An den Bauplänen für die Batteriefabrik wollte der US-Autobauer aber festhalten.
Wenn Hightech auf Dorffest trifft: Teslas Gigafest in Grünheide

So ist auch der aktuelle Kenntnisstand beim Brandenburger Wirtschaftsministerium. Man habe am Donnerstag erste Informationen dazu erhalten, erklärte Sprecherin Irene Beringer auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Möglich scheint, dass Tesla einzelne Prozessschritte in den Werken neu priorisiert, der Standort Grünheide jedoch in Aufbau und mit seinen Arbeitsplätzen so erhalten bleibt."
Quellen: The Wall Street Journal, rbb, mit Material der dpa