Mit kleinen Schritten gelang der Aufstieg der Firma Audi vom Image des sparsamen Hütchenträgers zur heutigen Premiummarke. Spektakulär war die Kombination von Allradantrieb und Rallye-Erfolgen. Dabei hatten die kurzen Audi Sport quattro wenig mit den Serienmodellen gemein und der Erfolg hatte viel dem Piloten Walter Röhrl zu verdanken, dem man nachsagte, dass er mit jedem Wagen gewinnen konnte.
Etwas unscheinbarer aber umso einflussreicher ist der letzte Audi 100, die Modellreihe C4. Mit ihm setzte sich Audi nach 1990 in der oberen Mittelklasse fest und definierte dabei den Kombi – im Audi-Sprech "Avant" – neu. So erfolgreich, dass alle folgenden Edelkombis auf dem C4 aufbauten und Deutschland zu einem Land wurde, in dem bis zum SUV-Zeitalter die Kombiform den Markt dominierte und die Limousinen an den Rand gedrückt wurden.
Qualitätsoffensive
Gleichzeitig sollte der C4 das Nonplusultra an Fertigungsqualität liefern. Punkt Nummer eins war der Rostfraß, der der Marke lange geschadet hatte. Beim C4 macht man keine halben Sachen, die Karosserie wurde vollverzinkt. Gleichzeitig hatten andere Oberklasse-Modelle etwa von Mercedes stark unter Rost zu leiden. Sehr zum Ärger der Kunden, denn der sichtbare Lochfraß nach wenigen Jahren vergällte die Freude an jedem Auto. Ohne Unfallschäden war dieser Audi 100 nun praktisch immun gegen Korrosionsschäden.
Nachlässigkeiten in der Produktion wurden vom damaligen Audi-Chef Ferdinand Piëch – Spitzname "Fugen-Ferdy" – nicht geduldet. Auch heute noch ist der 2.8 Liter V6-Motor mit 174 PS aufgrund seiner Langlebigkeit beliebt. Zum Angriff auf BMW und Mercedes diente aber der mächtige 4.2 Liter V8 mit 280 PS und Quattroantrieb. Neben den Leistungsaggregaten an der Spitze gesellten sich alltagstaugliche Zweiliter-Vierzylinder-, Reihenfünfzylinder- und V6 2,6 Liter Sechszylinder-Benziner, die eine Leistungsbandbreite von 101 PS bis 150 PS abdeckten. Für die Dieselfraktion gab es den klassischen 2.4 Liter Fünfzylinder (80 PS) und den neueren 2.5 Liter TDI mit 115 PS. Die PS-Zahlen der Alltagsmaschinen markieren auch den Unterschied zu heute, inzwischen wird in einem vergleichbaren Fahrzeug kein Diesel unter 150 PS angeboten.
Premium Ambiente
Auch in anderen Bereichen schritt der C4 voran. Erstmals wurde das Dach mit dem Dachrahmen verklebt. Mit einer steiferen Karosserie wurde der Wagen ruhiger und agiler. Der optional angebotene Quattro-Antrieb verteilte die Antriebskräfte über ein selbstsperrendes Torsen-Differential zwischen Vorder- und Hinterachse. Das Cockpit war funktionell und wirkte dennoch elegant. Natürlich im Stil der Zeit. Durch die wertigeren Materialien wirkte das Ambiente im Innenraum deutlich edler als das des Vorgängers. Größer wurde der C4 aber nicht, mit 4,79 Metern war das Modell schon am oberen Ende der Möglichkeiten angekommen. Steiler stehende Scheiben führten aber dennoch zu einem besseren Raumgefühl. Dazu kamen Sicherheitsfeatures wie das "Procon-Ten"-System, das bei einem Unfall das Lenkrad vom Fahrer wegzog.