Wäre James Bond Italiener, dann hätte er einen Alfa Romeo Montreal gefahren. Der Montreal ist eine der größten Autolegenden von Alfa. Er verzaubert mit seinem einzigartigen Look und einem unvergleichlichen Sound. Als Erstes fallen einem die Jalousien über den Frontscheinwerfern in die Augen. Entworfen wurde das atemberaubende Coupé vom jungen Marcello Gandini, der auch den Lamborghini Miura gezeichnet hatte. Auf der Weltausstellung Expo 67 in Montreal wurde das Fahrzeug als Designstudie erstmals vorgestellt.
Von Gandini stammt der markante Look, der einen Montreal bis heute unverwechselbar macht. Technisch hatte diese Ikone der 1970er allerdings ihre Tücken: Kabelbrände, streikende Zylinder und gebrochene Lenkradsäulen setzten den Fahrern zu.
Motor aus dem Rennsport
Doch diese Zickereien sind beim Starten des V8-Motors vergessen. Der Motor stammt eigentlich aus dem Alfa Romeo Tipo 33, also dem Motorsport. Für das Serienauto wurde der Hubraum von zwei Liter auf 2,6 Liter vergrößert. Für einen Achtzylinder ein niedriger Wert. Und gleichzeitig wurde die PS-Leistung auf etwa 200 Pferdestärken gedrückt, damit der Motor länger als eine Rennsaison durchhält. Eingebaut wurde das Aggregat allerdings als Front- und nicht als Mittelmotor wie beim Tipo 33. Der Antriebsstrang wurde für Mechanik-Fetischisten entwickelt: vier obenliegende Nockenwellen, Trockensumpfschmierung, eine fünffach gelagerte Kurbelwelle und die mechanische Einspritzanlage "Spica" (Società Pompe Iniezione Cassani & Affini).
Ein italienischer Sportwagen der 70er ist vor allem noch ein Sportwagen und kein Wohlstandmobil, wie manche Sportwagen heute. Der Fahrer kauert in der typischen Froschhaltung hinter dem Lenkrad. Auch für ihn empfehlen sich italienische Maße, sonst wird es schnell eng. Das Lenkrad besteht natürlich aus Holz, für den festen Griff benötigt man stilechte Lederhandschuhe.
Der Motor heizt ein
Nach 7,6 Sekunden sind 100 km/h erreicht und es geht bis jenseits der 220 km/h voran. Dabei wird es im Inneren muckelig warm, denn der Motor strahlt seine Hitze mehr oder minder ungedämmt in die Kabine. Der Wagen überzeugt mit Eleganz und Spielereien der 70er-Jahre wie den Scheinwerferlamellen, aber Komfort wurde kleingeschrieben. Wer den 1,3 Tonnen schweren Wagen sportiv um die Ecken zirkeln möchte, benötigt zudem Kraft in den Armen.
Ein Rallyefahrzeug ist der Montreal ohnehin nicht, sondern ein Grand Tourismo, gebaut für die Langstrecke. Das Fahrwerk stammt schließlich ganz normal aus dem Alfa-Romeo-Regal und ist bis auf wenige Details identisch mit dem des GTV 2000 (Bertone), dem GTJ oder der Giulia. Irgendwelche Erfolge im Rennsport konnte man damit nicht einfahren.
Von 1970 bis 1977 wurden nur 3925 Exemplare gebaut. Die anfällige Technik verhinderte den Erfolg, den das Design eigentlich verdient hätte. Auf den Markt kam der Wagen zu einem Preis von 35.000 Mark. Gut erhaltene Montreals sind rar, die Preise für einen Wagen im Bestzustand liegen heute über 50.000 Euro.
Quelle: The Alfa Romeo Montreal Website
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