Wenn es um die Thema geht "Weg vom Erdöl", heißt der Meister Proper unter den Autoantrieben: Brennstoffzelle. Leise, sauber und effizient, aber leider noch exorbitant teuer. In ihr reagiert Wasserstoff mit dem Sauerstoff der Luft, dabei entsteht Strom, der wiederum einen Elektromotor antreibt. Und aus dem Auspuff entweicht lediglich Wasserdampf. Schöne heile Welt. Seit gut zehn Jahren tüfteln die großen Autohersteller an der Brennstoffzelle herum. Anfangs groß wie eine Gefriertruhe, haben die so genannten Stacks nun die Größe eines PC erreicht und leisten bis zu 100 kW (136 PS). Bei Mercedes treiben sie ein A-Klasse an, bei Opel einen Zafira und bei Honda eine futuristische Limousine namens FCX. Nissan hat die Brennstoffzelle im X-Trail, der in Japan gemietet werden kann, Ford rüstet damit seinen Explorer-SUV und Toyota den Geländewagen Highlander aus. Mehr oder weniger alle wollen im kommenden Jahr eine kleine Serie in Kundenhand geben, vorwiegend in den USA und in Japan.
Testfahrer per Internet gesucht
Den Anfang macht jetzt Amerikas größter Autobauer General Motors. Insgesamt 100 Modelle des kompakten SUV "Equinox" stehen bereit. Die meisten von ihnen bekommen Testkunden in New York, Los Angeles und Washington für den Alltag. Bewerben konnten sie sich übers Internet. Auch einige Promis, VIP, Medienvertreter und Politiker werden das "Zero Emission Car" fahren dürfen. 2008 plant die GM-Tochter Opel zehn "Equinox-Modelle" in Berlin zu testen, wo es bereits zwei öffentliche Wasserstofftankstellen gibt. Allerdings läuft der SUV hier unter dem Namen "HydroGen4". Gegenüber dem Vorgänger "HydroGen3", einem Opel Zafira, hat sich technisch eine Menge geändert.
Die Brennstoffzelle kann auch bei minus 15 Grad Celsius noch gestartet werden, was früher nicht ging. Getankt wird jetzt gasförmiger Wasserstoff, nicht mehr flüssiger. So lässt sich das so genannte "Boil-off-Syndrom" verhindern. Flüssiger Wasserstoff ist minus 253 Grad Celsius kalt. Kein noch so gut isolierter Tank kann diese Temperatur über Tage halten. So kommt es zum Verdampfen des Wasserstoffs, der Druck steigt und muss über ein Ventil abgelassen werden. Steht ein Auto drei Wochen auf einem sonnigen Parkplatz, ist der Tank leer.
Gewöhungsbürftiges Tanken
Die drei Tanks aus Kohlefaserverbundwerkstoff unter dem Equinox fassen insgesamt 4,2 Kilo Wasserstoff bei 700 bar Druck. Entweichen tut da nichts mehr. Die Menge reicht für gut 320 Kilometer. Zudem ist GM stolz, für die Brennstoffzellentechnik keinen Alltagsnutzen geopfert zu haben. Der SUV behält seine Sitzplätze und den gesamten Kofferraum. Die Kunden müssen sich nur noch ans Tanken gewöhnen - und an das surrende Fahrgeräusch. Denn den Equinox treibt lediglich ein 100-PS-Elektromotor an. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 160 km/h. Für das tempolimitierte Amerika (55 bis 70 mph) ist das allemal genug.
2015 sieht General Motors die Brennstoffzelle bereits in größerer Stückzahl im Serieneinsatz. Man glaubt, dann die Kosten so weit herunter geschraubt zu haben, dass die Technik nicht viel mehr kostet ein Diesel-Hybrid, bei immer noch besserem Wirkungsgrad als dieser. Die Brennstoffzelle setzt die Energie gut dreimal so gut um wie ein Benzin- und doppelt so gut um wie ein Dieselmotor. Dennoch wird auch die "Fuel Cell", wie sie im Amerikanischen genannt wird, nicht der Endzustand des Autoantriebs sein. Für GM ist der Elektroantrieb die Zukunft. Dafür ersannen die Forscher eine E-Flex-Architektur, bei der entweder ein kleiner Benzin- oder Dieselmotor nur dafür vorgesehen ist, den Stromlieferanten für die Batterie zu spielen.
Anschauungsunterricht auf der Detroit Auto Show
Wie so etwas aussehen kann, zeigte General Motors mit dem Chevrolet Volt bereits im Januar auf der Detroit Auto Show. Im Volt produziert ein Einliter-Dreizylinder-Turbomotor über einen Generator den Strom für eine Lithium-Ion-Batterie. Diese kann aber auch zusätzlich zu Hause an einer normalen Steckdose aufgeladen werden. Zum echten Zero-Emission-Car unter allen Betriebsbedingungen wird das Elektroauto allerdings erst, wenn eine Brennstoffzelle die Stromerzeugung übernimmt, deren Wasserstoff aus regenerativer Energie hergestellt wurde.