Es ist kurz vor Weihnachten, als das Leben von Dominik in einem Straßengraben endet. Am späten Abend des 15. Dezembers fährt der 19-Jährige über eine Landstraße in der Nähe von Stuttgart nach Hause. Nach Auskunft von Zeugen ist Dominik mit normaler Geschwindigkeit unterwegs, doch gegen die plötzlich auftretende überfrierende Nässe kann der Fahranfänger nichts machen. Er verliert die Kontrolle über das Fahrzeug, es rutscht auf die Gegenfahrbahn und wird von einem entgegenkommenden Wagen erfasst. Dominik stirbt am Unfallort.
2007 starben in Deutschland zwar weniger Menschen bei Verkehrsunfällen (4970 Tote, minus 2,4 Prozent) als im Vorjahr. Dieser Trend hält schon seit Jahren an. Doch gerade für die Gruppe der jungen Fahranfänger, das sind die 18- bis 25-Jährigen, stieg die Zahl um 8,2 Prozent - für rund 700 junge Erwachsene endete 2007 die Autofahrt tödlich.
Die häufigsten Unfallursachen sind dabei zu hohe Geschwindigkeit, zu geringer Sicherheitsabstand, Alkohol und Fehler beim Überholen. "Auf die Fahranfänger strömt in den ersten Monaten nach der Prüfung auf der Straße eine Fülle neuer Informationen ein", sagt der Unfallforscher Klaus Langwieder. "Viele Situationen erleben sie zum ersten Mal. Und häufig sind sie damit überfordert."
Sicheres Beherrschen des Fahrzeuges
Vorausschauendes Fahren, Souveränität in brenzligen Situationen und eine sichere Beherrschung des Fahrzeuges lässt sich trainieren. Darum geht es bei der Aktion "Safety Stars", die nun ins sechste Jahr geht. Renault Deutschland veranstaltet diese Aktion zusammen mit dem stern, der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände und dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). Gesucht werden Deutschlands beste Fahranfänger. Nach der Bewerbung können sich die Teilnehmer in vier Regionalausscheidungen für das Finale im September in Berlin qualifizieren. "Unser Ziel ist es, die jungen Fahranfänger für die Gefahren des Straßenverkehrs zu sensibilisieren", sagt Jacques Rivoal, Vorstandsvorsitzender von Renault Deutschland.
Nach einer Untersuchung des ADAC passieren die meisten Unglücke mit jungen Leuten am Steuer in Kurven oder sind sogenannte Bankettunfälle, bei denen der Fahrer von der Straße abkommt, das Lenkrad verreißt und ins Schleudern gerät. In Kurven schätzen die Fahranfänger die Krümmung falsch ein, der Wagen gerät dadurch ins Schleudern und wird aus der Bahn getragen, prallt gegen einen Baum oder einen Laternenmast. In der Unfallstatistik des ADAC taucht dieser "Pfahlaufprall" bei den 18- bis 25-Jährigen doppelt so oft auf wie bei Fahrern ab 26.
Hinzu kommt: Viele junge Fahrer sind in betagten Gebrauchtwagen unterwegs, die technisch veraltet sind. "Rund zwei Drittel der Autos von Fahranfängern sind älter als acht Jahre", sagt Unfallforscher Langwieder. Nach einer Untersuchung der Prüforganisation Dekra unter 14 000 jungen Fahrern wiesen 83 Prozent der Autos starke Mängel auf. Bei einigen fehlten sogar die vorgeschriebenen Sicherheitsgurte.
Ein Moment der Unaufmerksamkeit genügt
Doch selbst in sicherheitstechnisch gut ausgestatteten Automobilen genügt ein Moment der Unaufmerksamkeit, um einen schweren Unfall zu verursachen. "Die Situation am Steuer wird von den Fahranfängern oft unterschätzt", sagt Langwieder. Denn anders als während der ruhigen Fahrstunden läuft später im Alltag das Radio auf voller Lautstärke, hinten sitzen Freunde, es wird hitzig diskutiert oder herzlich gelacht. "Drei Sekunden vor einem schweren Unfall ist die Stimmung im Auto meistens am besten", hat Langwieder erforscht. Einen Moment später ist "der Fahrer ganz kurz abgelenkt - und dann passiert's".
Auch um die Folgen eines Verkehrsunfalls geht es beim "Safety Stars"-Wettbewerb. Neben dem richtigen Verhalten im Straßenverkehr müssen die Kandidaten spätestens beim Finale auch ihre Kenntnisse in der Kategorie "Lebensrettende Sofortmaßnahmen" unter Beweis stellen. Denn die ersten Minuten nach einem Unfall können über Leben und Tod entscheiden. Trotzdem zögern viele Verkehrsteilnehmer zu lange, bevor sie helfend eingreifen. Auch Fahranfänger stehen oft hilflos neben den Verletzten, obwohl der Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein bei ihnen noch gar nicht so lange zurückliegt.
"Nach zwei Jahren hat man die Hälfte dessen vergessen, was man im Erste-Hilfe-Kurs gelernt hat", sagt Peter Sefrin, Vorsitzender des DVR-Ausschusses Verkehrsmedizin. "Und aus Angst, etwas falsch zu machen, helfen die meisten dann lieber gar nicht."