Autobauer Nächster China-Hersteller rollt nach Deutschland: Chery vor Marktstart mit mehreren Marken

Eine Frau steht neben dem Omoda 5 des China-Herstellers Chery
Der Omoda 5 des China-Herstellers Chery ist auf der Gaikindo Indonesia International Auto Show ausgestellt
© Xinhua / Imago Images
Zahlreiche Autohersteller aus China unternehmen eine Europa-Offensive. Gerade Deutschland befindet sich im Visier. Das Unternehmen Chery steht mit gleich zwei Marken vor seinem Marktstart.

MG, BYD, Nio, Great Wall: Einige chinesische Autobauer sind bereits mit mehreren Fahrzeugmodellen in Deutschland präsent. Die China-Welle soll aber noch größer werden; nun steht mit Chery der nächste Autohersteller aus Fernost in den Startlöchern. Das Unternehmen plant, in nächster Zeit mit den Marken Omoda und Jaecoo anzurollen.

Im Frühjahr soll der Omoda 5 nach Deutschland kommen. Konkurrieren soll der kompakte Crossover mit dem BYD Atto 3 und dem Cupra Ateca – zuerst aber mit Verbrennungsmotor, bevor eine Elektrovariante folgen soll. In Großbritannien soll der Omoda 5 Ende 2023 eingeführt werden, wie das Automagazin "AM-Online" im August berichtete. Der Jaecoo 7 und Jaecoo 8 sollen ebenfalls bald in Deutschland erhältlich sein. Dass die Modelle optisch durchaus an einen Land Rover erinnern, ist wohl wenig verwunderlich. Schließlich betreibt Chery ein Joint Venture mit Jaguar Land Rover. 

Im Oktober will Cherys Elektro-Marke Exlantix auch ein SUV und eine Limousine in China auf den Markt bringen. Später sollen die Fahrzeuge dann ihren Weg nach Europa finden. Während zahlreiche Autohersteller längst um den Erfolg von Elektroautos kämpfen und chinesische Unternehmen batteriebetriebene Fahrzeuge nach Europa bringen, hat es Chery mit der Elektromobilität offenbar nicht so eilig. 

China-Hersteller Chery ist bereits in verschiedenen Ländern tätig

Neuland ist der globale Markt für Chery aber nicht. Der Autohersteller hat schon seinen Marktstart in Spanien, Mexiko, Israel, der Türkei, Kuwait, Australien und Neuseeland vollzogen. Und in Raunheim bei Frankfurt betreibt das Unternehmen seit einigen Jahren ein Design- und Entwicklungszentrum. Kooperationen gibt es außerdem mit Huawei, dem Batteriehersteller CATL und Zulieferern wie Magna, Continental oder Bosch. 

Tatsächlich zählt Chery in Russland mit zu den meistverkauften internationalen Automarken. So wie auch andere chinesische Unternehmen füllt auch Chery die Lücke, die westliche Autobauer in Folge des russischen Angriffskriegs hinterlassen haben, als sie ihre Geschäfte in Russland stoppten. 

Das "Handelsblatt" berichtete Ende August von Cherys Plänen, das ehemalige VW-Werk im russischen Kaluga zu übernehmen. Demnach liefen entsprechende Verhandlungsgespräche mit dem Eigentümer. In dem Werk, das Volkswagen kurz nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs verkaufte, könnte somit künftig der Omoda 5 für den russischen Markt vom Band laufen. Darüber hinaus führte Chery wohl auch entsprechende Gespräche mit den Eigentümern anderer ehemaliger Fabriken westlicher Autohersteller.

Russland-Aktivitäten könnten Geschäft ankurbeln

Mit einer Ausweitung seiner geschäftlichen Aktivitäten in Russland könnte sich nach Einschätzung des China-Experten Gregor Sebastian vom Merics-Institut in Berlin auch die Situation um die E-Auto-Strategie ändern. "Der russische Hersteller Lada kann nicht alle Fabriken übernehmen. Für Chery oder Wall Motors bietet sich damit die Riesenchance, über den russischen Markt mehr Profite zu generieren und damit im Automarkt aufzuholen", sagte Sebastian vergangenen Monat gegenüber "ntv".

Branchenexperte Prof. Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research bewertete die Situation des expandierenden Autoherstellers hingegen als schwieriger. "Chery passt zu den Einfach-Autos in Russland. Es besteht das ganz große Risiko, dass Chery zwar ein Werk in Russland hat, aber mit seinen Russland-Autos wohl kaum in die EU kommt. Kaluga sieht auf den ersten Blick wie ein Schnäppchen aus, aber Autos, die man nur in Russland oder Belarus verkaufen kann, sind nur die halbe Miete." 

Damit die Autos der Chery-Marken in Europa Erfolg haben, will der Hersteller bewusst die Anforderungen von westlichen Verbraucherinnen und Verbrauchern erfüllen. "Wir wollen fünf Sterne beim NCAP-Test erreichen", sagte der International Executive Vice President von Chery Automobile, Charlie Zhang, gegenüber der "Wirtschaftswoche". Bis zum Jahresende soll die Zahl der Ingenieure bei Chery von 9000 auf etwa 11.000 ansteigen. Gelingt der Marktstart in der Auto-Nation Deutschland, so ist auch hier ein Werk denkbar. Doch zunächst einmal gilt es für die chinesischen Autos, bei den hiesigen Kunden zu überzeugen. Denn die Konkurrenz anderer China-Modelle wächst stetig und auch die etablierten westlichen Autobauer müssen sich wieder stärker behaupten. 

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