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Anti-Klima-Gruppe Fridays for Hubraum startete gewaltig durch und wurde dann vom Hass überrollt

Die einen streiken fürs Klima, aber andere feieren ihr Auto, wie hier am Hamburger Fischmarkt.
Die einen streiken fürs Klima, aber andere feieren ihr Auto, wie hier am Hamburger Fischmarkt.
© Deepblue4you / Getty Images
Gegen "Klimawahn" und Kindergarten-Politik wollte die Facebookgruppe Fridays for Hubraum zu Felde ziehen. Innerhalb einer halben Wochen traten 400.000 User bei. Dann wurden die Autofreaks von Hasspostings, Morddrohungen und Porno-Bild-Montagen überrannt - also zogen sie die Reißleine

Ganz Deutschland hat Angst um das Klima, liebt Greta Thunberg und drückt den Demonstranten der Fridays-for-Future-Bewegung die Daumen. Diesen Eindruck kann man zumindest bekommen, wenn man die Nachrichten liest. Aber so sieht es nicht aus: Am letzten Sonntag wurde eine kleine Gegenbewegung auf Facebook gestartet. Fridays for Hubraum - der Freitag soll wieder dem Auto gehören.

Innerhalb kürzester Zeit hatte die Facebookgruppe 400.000 Mitglieder. Die meisten davon bekennende Autofans, die stolz Bilder von ihrem fahrbaren Untersatz posteten. Manche kleinlaut mit typischem Zwei-Liter-Diesel, andere trumpften dagegen mit drei US-V8-Motoren im Haushalt auf. Von wegen Klima-Shaming, auf der Seite regiert die Car-Pride.

Doch dann wurde die Gruppe von Hatern und Rechten geflutet. Anstatt PS-Protz, harmloser Witze und Schelte an einer ihrer Meinung nach verfehlten Klimapolitik tauchten in der Gruppe Porno-Bild-Montagen mit Greta auf, dazu Hasskommentare und Morddrohungen. 

Die einen streiken fürs Klima, aber andere feieren ihr Auto, wie hier am Hamburger Fischmarkt.
Die einen streiken fürs Klima, aber andere feieren ihr Auto, wie hier am Hamburger Fischmarkt.
© Deepblue4you / Getty Images

Lieber Stille als Hass-Posting

Am Mittwochabend zogen die Administratoren deshalb die Reißleine und archivierten die eigene Gruppe. Auch wenn man das Ansinnen der PS-Freaks nicht teilt, es war ein nachvollziehbarer Schritt, die Gruppe vorübergehend einzumotten. Wenn der Hass überhandnimmt, ist es besser, ein paar Tage abzuschalten, als den Hatern eine Plattform zu bieten. Die Betreiber schrieben bestürzt: "Kanalisiert eure Wut doch bitte nicht auf ein 16 Jahre altes Mädchen, was soll so etwas?"

#FridaysForHubraum: "... sagt viel über die Verdummung unserer Gesellschaft"

Die fahrende Mehrheit artikuliert sich

Inhaltlich sieht sich die Fridays for Hubraum als Gegenmodell zum "Kindergarten" der Fridays for Future Bewegung. Die Mitglieder fürchten um die Freiheit des Automobilisten und den Verlust von Arbeitsplätzen. Die Administratoren wollen dem "Klimawahn" entgegentreten und sie fordern: "Wir wollen unsere Autos weiterfahren. So wie wir das möchten." Das erste Ziel war, die Anzahl der Fans der Fridays-for-Future-Seite auf Facebook zu überbieten. Das gelang sofort: Die 75.000 Fans der Klimaaktivisten wurden schon zwei Tage nach dem Start überholt.

Den Administratoren - allesamt Autofans und häufig in der Automobilbranche beschäftigt - wollen zwar polemisieren, aber offenbar nicht zur Pegida der Anti-Klimabewegung werden. "Wer hier Dinge postet, die in irgendeiner Form die Menschenwürde verletzen, wird sofort aus der Gruppe entfernt", so ein Administrator. Wie die Hobby-Gruppe aber in Zukunft alle Postings vor Veröffentlichung kontrollieren will, bleibt ebenso unklar, wie ihrer Meinung nach eine vernünftige Klimapolitik aussehen soll.

Auf der politischen Ebene hat Friday for Future allerdings eine Befürchtung vieler Politiker wahr werden lassen: Werden die Forderungen der Klimaaktivisten zu extrem, dann werden sich gegenläufige Strömungen organisieren. Der notwendige Konsens in der Klimapolitik einer Gesellschaft könne so verloren gehen. Der französische Präsident Emmanuel Macron warnte etwa davor, dass Greta Thunberg zu "radikal" sei und wahrscheinlich "Gesellschaften spalten" werde, nachdem die eine Klage gegen Frankreich und vier andere Länder wegen ihrer Treibhausgasemissionen eingereicht habe. Unabhängig davon, wie es mit der Hubraum-Gruppe weitergeht, hat Fridays for Hubraum eines erreicht: 400.000 Mitglieder in einer halben Woche beweisen, dass eben nicht ganz Deutschland die Klimaaktivisten von Fridays for Future unterstützt. Die Facebookgruppe war der erste Aufrschei dieser Gegenbewegung.

Das Posting zum Einmotten der Gruppe

“Hallo liebe Mitglieder,

Leider müssen wir euch mitteilen, das wir die Gruppe vorerst archivieren. Warum machen wir das: Es herrschen ganz klare Regeln in dieser Gruppe und leider werden diese von sehr vielen nicht berücksichtigt. Unter anderem werden Morddrohungen ausgesprochen, fragwürdige Texte gepostet, einfach Werbung für Merchandise Artikel geschaltet und zu guter letzt sogar Spendengelder gesammelt ( Mit denen wir nichts zu tun haben). Von Rechtem Gedankengut mal ganz abgesehen.

Deshalb räumen wir auf! So geht das nicht.

Danach ist die Gruppe wieder offen. Alle Anfragen werden kontrolliert und die Postings werden von uns kontrolliert.

Weiterhin möchten wir von euch, dass ihr bitte zur Unterstützung, Regelverstösse meldet. Nur so geht es, denn wir wollen etwas erreichen. Das können wir nur zusammen als Einheit. Kanalisiert eure Wut doch bitte nicht auf ein 16 Jahre altes Mädchen, was soll so was? Und Rechte Hetze geht gar nicht!!

Ich hoffe das nach diesem Schritt wieder alle rund laufen und keiner mehr Falschluft zieht ”

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