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Bildband "Cars and Girls" Die scharfen 70er - kein Auto ohne Minirock

Eine Zeit des unschuldigen Sexismus.
Eine Zeit des unschuldigen Sexismus.
© Werner Eisele / Hersteller
Miniröcke und Sportwagen der "Gruppe Sexy" sind Ikonen der Siebziger. Wie beides zusammenpasst, zeigt der Bildband "Cars and Girls".

Julianes Frisur wechselte bei den Fotoaufnahmen zwischen kessen Kleinmädchen-Zöpfen und einer Kurzhaarperücke, das Auto veränderte nur die Position. Fotografiert wurde der nagellackrote "Abarth 200 Prototipo" von Pininfarina. Fotograf: Werner Eisele für die Zeitung "Autos und Mädchen". Juliane fror an diesem eiskalten Wintertag im Jahre 1970, dreißig Grad lagen zwischen ihr und der Außentemperatur. Aber Juliane war ein braves Mädel. Emsig turnte sie barfuß und im knappen Strickmini um den Wagen herum. Mal lag Juliane, mal posierte sie auf der Haube, mal schraubte sie mit bittenden Blicken am Motor, dann sprang sie kess aus dem Cockpit. Zum Glück bekam Juliane keinen Schnupfen und die Auflage des Kölner Magazins war am Ende ausverkauft. Ein Fotoshooting mit Happy End!

Der Bildband "Cars and Girls" präsentiert auf 360 Seiten 280 Fotos des Automobilfotografen Werner Eisele aus der Zeit, als die Säume der Röcke proportional zu der PS-Menge der Autos stiegen: den Siebzigern.

Die Texte von Clauspeter Becker, die in ihrer kulturellen Deutung mehr wollen, als nur den Zusammenhang zwischen Mädchen und Autos zu erklären, liefern zusätzliche Insiderweisheiten: "Sportliche Autos brauchen sportliche Mädchen, elegante, repräsentative Fahrzeuge werden von eleganten Damen vorgeführt". Die Geschichte der Automobilfotografie ist von Damen, die Autos flankieren, nicht zu trennen. Auch Chefredakteure wie der von der "Motor Revue", dessen knappe Order an den Fotografen lautete: "Bringen Sie mir Fotos vom Turiner Autosalon. Aber nur Autos, keine Frauen, die verdecken alles!" wurden am Ende schwach: "Ich hätte noch ein Plätzchen für den Bertone Stratos mit den zwei Damen im Netzkleid, haben Sie die?" Eisele hatte. Und die Netzkleider und der Bertone Stratos gingen eine Verbindung ein, deren Zweck vom Design geheiligt wurde.

Artdirektor Wolfgang Seidl liefert für das Buch, die Autos und die Fotos eine Erklärung: "Sehgewohnheiten ändern sich zyklisch. Das gilt unter anderem für Mode und Architektur, für Frisuren und Möbel. Natürlich auch für das Schönheitsideal der Frauen und die Formsprache von Autos. Der Zyklenwechsel hat sich in den letzten 40 Jahren so lange beschleunigt, bis wiederkehrende Elemente vorausgegangener Stilepochen nach ihrer eigenen Renaissance heute in friedlicher Koexistenz vereint sind."

Das Design der Siebziger Jahre war unschuldig. Und es war zukunftsgerichtet. Das galt für Mode ebenso wie für Autokurven. Krasse Kotflügel spiegelten sich in den luftigen Kleidchen wieder. Damals waren es ausschließlich die Männer, die beides besitzen wollten und das nötige Kleingeld hatten, sich rasante Frauen und schnelle Autos leisten zu können.

Bei den Sportwagen posieren die Models dann, als sei der Mann, dem die Kiste gehört, nur kurz vom Fahrersitz verschwunden, um Zigaretten zu holen. Kommt er zurück zu Frau und Auto, räkelt sich das verspielte Ding doch inzwischen auf der lindgrün gelackten Motorhaube! Anders verhält es sich bei den repräsentativen Wagen der Mercedes Oberklasse. Das Auto der "Reichen und Regierenden", so Clauspeter Becker, bevorzugte gedeckte Farbtöne. Der Pressechef von Mercedes Benz gab Wolfgang Eisele den Auftrag, die Mercedesaufnahmen müssten "nach Frühling und nach Blüten" duften. Fotomodell Lucie darf daher angezogen bleiben. 

Und dann kam Heidi vor die Kamera. Heidi war Redakteurin des Frauenmagazins "Madame". In "königliches Rot" gewandet präsentiert sie den 450er V8 S-Klassen Mercedes-Benz in edlem Ikongold. Werner Eisele lässt die "unvergessliche Dame" sprechen: " Gerade die Dame fühlt sich in diesem Fahrzeug so sicher und genießt den vollendeten Komfort und die leichte Handlichkeit. Sie weiß es zu schätzen…."

Kra

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