CO2-Klimaschutzpläne Der Krieg der Kleinwagen

  • von Stefan Grundhoff
Seit Jahrzehnten schauen die ausländischen Autobauer mit Neid auf die deutschen. Ebenso lang versuchen die südländischen Hersteller in der Premiumklasse Fuß zu fassen - ohne Erfolg. Jetzt soll die EU helfen, die Deutschen aus dem Markt zu drängen.

Die EU-Kommission legte einen heiß diskutierten Gesetzentwurf vor, der den Kohlendioxidgrenzwert für Neufahrzeuge ab dem Jahre 2012 festlegt. Werden die Grenzwerte überschritten, sind saftige Strafen fällig. So soll der Schadstoffausstoß von Neuwagen pro Kilometer auf 120 Gramm pro Kilometer senken. Autohersteller, die die 120 Gramm Durchschnittswert für ihre Modellpalette verfehlen, werden gestaffelt zur Kasse gebeten. Im Jahre 2012 fällt zunächst eine Strafsteuer von 20 Euro für jedes Gramm oberhalb des Grenzwertes an - multipliziert mit der Zahl der verkauften Fahrzeuge. In den nächsten Jahren bis 2015 steigt die Strafsteuer auf 95 Euro pro Gramm.

Dass es dabei um die Umwelt geht, verneint selbst der deutsche Umweltminister Sigmar Gabriel: "Es geht aber nicht, dass an 50 Prozent der französischen Fahrzeuge überhaupt nichts gemacht werden müsse, während in Deutschland 98 Prozent betroffen seien." Vielmehr sollen die Hersteller von kleinen Autos wie Fiat, Peugeot und Citroen von Seiten der EU einen Wettbewerbsvorteil zugeschustert bekommen. Angela Merkel ist angesichts der jüngsten Vorschläge "not amused" und der deutsche EU-Kommissar Günther Verheugen verweigerte gestern aus Protest sogar die Teilnahme an einer Pressekonferenz von EU-Umweltkommissar Stavros Dimas. Der hatte erklärt: "Alle Hersteller müssen ihre Emissionen verringern, Hersteller großer Fahrzeuge müssen mehr tun." Die deutsche Politik tobt oder schüttelt verständnislos den Kopf.

Einseitig zu Lasten der Deutschen

Wieder geht es um das Thema CO2, eine Bezeichnung, die vor etwas mehr als einem Jahr kaum jemand beachtete. Doch Feinstaub, Kohlendioxid und die Autoabgase im Allgemeinen sind mittlerweile in aller Munde. Jede Woche wird eine andere "Umweltsau" durchs Dorf getrieben. Dabei sind die Erfolge der deutschen Autobauer in den Premiumsegmenten vielen schon seit Jahren ein Dorn im Auge. "Es ist richtig, dass es Auflagen gibt, die dazu führen, dass wir in die Zukunft mehr Treibstoff sparen", so Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Fachhochschule Gelsenkirchen, "man muss aber schauen, dass die deutsche Autoindustrie nicht zu stark beeinträchtigt wird."

Dabei kann man den deutschen Autobauern kaum mehr unterstellen, dass sie in den letzten Jahren untätig gewesen wären. Zwar hatte man sich jahrelang weitgehend auf PS-starke Modelle kapriziert. Doch genau die sind es, die im In- und Ausland besonders gefragt sind. Erst nachdem man den Hybridtrend verschlafen hatte, gingen bei vielen Herstellern die Alarmglocken an. Mit Hochdruck wird bei Herstellern wie Mercedes, Opel, Ford oder Audi derzeit an Lösungen für einen niedrigeren Schadstoffausstoß gearbeitet. BMW hat als einer der ersten bereits reagiert und Teile seine Produktpalette mit regenerativen Bremsensystemen und weiten Energiesparkomponenten ausgestattet. Ferdinand Dudenhöffer: "Wir sollten heute die Hebel umlegen – BMW zum Beispiel geht mit seinen Programmen zur Effizienzsteigerung schon diesen Weg. Je schneller wir umdenken, desto erfolgreicher werden wir in den Märkten von morgen sein. Wenn sich Verbände und Politik früher um Europa gekümmert hätten, wären wir jetzt schon weiter - man hätte früher die europäische Karte spielen sollen, anstatt sich hinter klein karierten nationalen Lösungen wie der Kfz-Steuer zu verstecken."

Zukunft nur für Kleinwagen

In den unterschiedlichen Steuersystemen liegt ebenso wie in den verschiedenen Märkten das Hauptproblem. Hersteller wie Fiat, Peugeot, Renault oder Citroen versuchen es seit Jahren vergeblich, eigene Premiumfahrzeuge in Luxus- und SUV-Segmente zu pressen – ohne Erfolg. So hat man sich mehr gezwungen als gewollt, auf Fahrzeuge der kleineren Klassen spezialisiert. Die schaffen die Grenzwerte ohne große Probleme. Ihre Antriebe müssen somit nicht kostenintensiv weiterentwickelt werden, um noch mehr Schadstoffe einzusparen.