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Vibrationen statt Rufe Aufs Wort hören ohne Worte: Forscher entwickeln Fernbedienung für Hunde

Hunde lassen sich zu allerlei Tricks erziehen (Symbolbild)
Hunde lassen sich zu allerlei Tricks erziehen (Symbolbild)
© Ershova_Veronika / Getty Images
Gut erzogene Hunde tun genau, was man ihnen sagt. Doch was, wenn sie uns nicht hören können? Forscher haben nun eine Art Fernbedienung für den besten Freund des Menschen entwickelt. Die soll soll vor allem Hunde im Polizei- und Militäreinsatz fernsteuerbar machen.

Komm her, dreh dich, Platz - Tai tut genau, was der Trainer dem schwarzen Labrador-Schäferhund-Mischling sagt. Doch zu hören ist nichts. Statt per Zuruf erhält der sechsjährige Hund seine Befehle über eine Fernbedienung direkt in die auffällig neon-orangene Weste gefunkt. Er wird ferngesteuert.

Denn während andere Hunde ihre Westen meist vor allem als Schutz gegen das Wetter oder zur besseren Sichtbarkeit tragen, ist Tais speziell für die Hunde-Steuerung aus der Ferne entwickelt. In der Weste sind fünf Vibrationsmotoren verbaut, die dann über die Funkverbindung aktiviert werden und an verschiedenen Körperteilen unterschiedliche Vibrationsmuster auslösen - und den Hund so genau wissen lassen, was von ihm erwartet wird.

Genauso gutes Verstehen wie bei Sprache

"Unsere Studien zeigen, dass Hunde genauso gut oder sogar besser auf die Vibrationszeichen reagieren, wie auf Zurufe", erklärt Professor Amir Shapiro, der das Projekt der Ben-Gurion-Universität im isrealischen Negev leitet. 

Besonders aufwändig musste Tai nicht für den Einsatz der Weste trainiert werden. "Es war überraschend einfach. Ich bin kein professioneller Trainer und trotzdem dauerte es nicht lange, ihm die Befehle beizubringen", erklärt Forscher Yoav Golan dem Wissenschaftsmagazin "IEEE Spectrum". Allerdings betont er, dass Tai die verbalen Befehle bereits kannte. "Es ging also nur um eine Art Übersetzung der verbalen Befehle in haptische."

Um Tai einen Befehl zu übertragen, beginnen die Teile der Weste nach festgelegten Mustern zu vibrieren. Ein durchgehendes Vibrieren am rechten Vorderbein heißt etwa, dass er sich drehen soll, ein Pulsieren an derselben Stelle steht für Rückwärtslaufen. Vibrieren beide Motoren an den Hinterbeinen, soll er sich hinlegen. "Ich sehe keinen Grund, warum ein Hund, der Hunderte verbale Befehle kennt, nicht auch Hunderte Vibrationsmuster lernen kann. Solange er sie auseinander halten kann", erklärt Golan.

Einfacher als Sprache?

Tatsächlich glaubt er sogar, dass die Hunde die haptischen Befehle leichter lernen können. "Sprachbefehle sind inkonsistent. Wir sagen nie etwas zweimal auf die gleiche Art, Geräusche im Hintergrund stören. Die haptischen Befehle sind viel klarer und sollten daher auch besser beizubringen sein." Getestet habe man das aber noch nicht.

In Zukunft könnte das Training auch automatisch erfolgen. Schon jetzt gibt es Westen, die den Standort des Hundes und seine Bewegungen überwachen sowie Belohnungen bei gutem Verhalten auswerfen können. "Wenn man beide kombiniert und eine Trainingssoftware schreibt, hat man automatisches Training. Man würde ihnen die Weste anziehen, den Befehl "Sitz" als Ziel eingeben und die Weste würde die Pose kontrollieren, den Befehl geben und den Hund belohnen, wenn er ihn ausführt", träumt Golan.

Den Hauptzweck der Westen sehen die Forscher im Einsatz bei starkem Lärm oder außer Hörweite, etwa bei Rettungsmissionen oder auch im Kampfeinsatz. Müssen Hunde sich durch Trümmer wühlen oder im Schlachtfeld Feinde aufspüren, wären sie mit Kameras und Sensoren ausgestattet quasi wie eine tierische Drohne steuerbar, auch bei extremen Lärm könnte man sie schnell zurückrufen.

Irgendwann wäre auch ein Zivileinsatz, etwa für sprachbehinderte Menschen oder auch hörgeschädigten Hunden denkbar, so die Forscher. Für die meisten Menschen dürften aber bereits erhältliche Vibrationshalsbänder ausreichen, um einen zu weit entfernten Hund zurückrufen zu können.

Bis zur Marktreife müssen die Forscher ohnehin noch viel experimentieren. Neben mehr Sensoren und Befehlen soll sie auch an weiteren Hunderassen sowie Tieren in verschiedenen Altern getestet werden. Es muss ja nicht jeder so gut auf die Weste reagieren wie Tai.

Quelle:Ben-Gurion Universität, IEEE Spectrum

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