Es sind keine einfachen Zeiten für Mark Zuckerberg. Weil sein Konzern Facebook aus Sicht der Kritiker nicht entschieden genug gegen rassistische Inhalte und Fake News vorgeht, kündigen immer mehr Firmen an, dem Netzwerk keine Werbegelder mehr zahlen zu wollen (hier erfahren Sie mehr dazu). Microsoft will bei dem Boykott nicht mitmachen: Der IT-Gigant hat ganz eigene Motive.
Schon seit Mai hatte der Konzern Werbegelder für Facebook in den USA geblockt, vor kurzem weiterte man die Sperre weltweit aus. Das berichtet "Axios" unter Berufung auf Microsoft-interne Chatverläufe, die der Nachrichtenseite vorliegen. Die Microsoft-Werbung sei in Umgebung von "unangemessenen Inhalten" gezeigt worden, beklagte sich demnach Microsofts Marketing-Chef Chris Capossela in den Chats. Welche Inhalte konkret Microsoft nicht gefielen, sei nicht genannt, es würden aber "Hate Speech, Pornographie, Terrorismus und so weiter" gelistet.
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Gespräch statt Boykott
Man befinde sich in Gesprächen mit Instagram und Facebook, das besagen die Chat-Nachrichten laut "Axios". "Unser Zeitplan um das Budget wieder freizugeben wird von den positiven Maßnahmen abhängen, die sie unternehmen. Ich erwarte aber, dass die Pause bis Ausgust weitergehen wird", zitiert die Seite Capossela. Zeugen sollen die Chats gegenüber "Axios" als echt bewertet haben, auch "Bloomberg" konnte aus Microsoft-Kreisen das Vorgehen des Konzerns bestätigen. Bislang hat sich Microsoft noch nicht offiziell dazu geäußert.
Den Ansatz des öffentlichen Protests scheint Microsoft nicht zu teilen. "Es hilft unseren Kunden und Medienpartner nicht, wenn wir öffentlich darüber sprechen, wohin unser Marketingbudget fließt", so der Chat. Man habe die Erfahrung gemacht, "dass der erfolgreichste Ansatz für eine ernsthafte und dauerhafte Veränderung ist, den Dialog und die Zusammenarbeit mit unseren Medienpartnern zu suchen." Zu früh sollte sich Facebook aber wohl nicht freuen. "Das beinhaltet das Zurückhalten echter Marketing-Dollars", stellt Capossela klar.
Microsoft hat Gewicht
Die Zurückhaltung des Konzerns dürfte Facebook härter treffen als die vieler anderer Firmen. Laut "Bloomberg" war Microsoft im letzten Jahr Facebooks drittgrößter Werbekunde, der Konzern soll 2019 bei Instagram und Facebook insgesamt Werbeausgaben von 119 Millionen Dollar gelassen haben, berichtet "Axios".
Im Vergleich zu Facebooks gesamten Werbeeinnahmen von 69,66 Milliarden US-Dollar im letzten Jahr ist das zwar nur ein Viertelprozent. Trotzdem dürfte der Boykott Gewicht haben. Wegen der Coronakrise hatte Facebook wie der Rest der Branche spürbar geringere Werbeerlöse zu verzeichnen, und dürfte jedes weitere Minus tunlichst vermeiden wollen. Die ersten Reaktionen auf den Boykott hatte der Konzern bereits angekündigt: Das Netzwerk sperrte zahlreiche rechtsextreme Accounts und Gruppen, will stärker gegen Falschinformationen auf der Seite vorgehen. Ob das den Werbekunden und auch Microsoft reicht, wird sich zeigen.
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