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Sprachassistent Bixby sollte Samsungs Revolution werden, doch es blieb ein Reinfall

Der Bixby-Lautsprecher Galaxy Home verzögert sich immer wieder.
Der Bixby-Lautsprecher Galaxy Home verzögert sich immer wieder.
© Getty Images
Der Sprachassistent Bixby war eines der ambitioniertesten Projekte von Samsung. Doch trotz viel Tamtam konnte sich der Dienst in der breiten Masse nicht durchsetzen. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Schnellere Laptops, Hochkant-Fernseher und ein Roboter in Form eines Balls: Samsung hat auf der Technikmesse CES aus allen Rohren gefeuert und viele neue Produkte vorgestellt. Doch mindestens genauso spannend wie die Dinge, die Samsung auf und abseits der Bühne zeigte, sind jene, über die der Konzern nicht sprach. Ein Thema, das nur am Rande erwähnt wurde, ist Bixby. Das ist insofern verwunderlich, weil Samsungs eigener Sprachassistent eines der ambitioniertesten Projekte der Südkoreaner in den vergangenen Jahren war.

Der holprige Start von Bixby

Wer oder was ist Bixby? Ein kurzer Blick zurück auf das Jahr 2017: Apple hat Siri, Amazon Alexa und Google seinen Assistant - nur Samsung, immerhin größter Smartphone-Hersteller der Welt, steht ohne eigenen Sprachdienst da. Das ändert sich mit dem Galaxy S8, in dem erstmals der Sprachassistent integriert ist. Und Samsung gibt sich überzeugt: Bixby wurde von den einstigen Siri-Erfindern erdacht und soll nicht nur stumpf Sprachbefehle abarbeiten wie die Konkurrenz, sondern "ein intelligentes Interface" sein, behaupten die Südkoreaner. Die Messlatte liegt hoch.

Der Start fällt jedoch ernüchternd aus: Bixby ist nur in Korea und den USA verfügbar, erst knapp zwei Jahre später erreicht der Dienst Deutschland. Technisch bleibt der Dienst hinter seinen Möglichkeiten zurück, so hakt es anfangs etwa bei der Erkennung von Akzenten. Zwar hat der Dienst in den vergangenen Jahren enorm aufgeholt, er gehört aber immer noch nicht zur Speerspitze der digitalen Helfer.

Doch nicht nur der vergurkte Start auf den Galaxy-Smartphones kratzt am Image: Im Herbst 2018 kündigt Samsung mit dem Galaxy Home einen eigenen Bixby-Lautsprecher an, der es mit Apples Homepod oder Amazons Echo aufnehmen soll. Ein nachvollziehbarer Schritt, allerdings verschiebt sich der Verkaufsstart immer wieder. Seit der Vorstellung sind anderthalb Jahre vergangen, von dem Gerät ist jedoch weit und breit nichts zu sehen.

Manch einem Konzern wäre diese Situation womöglich unangenehm, andere würden versuchen, das Thema kleinzuhalten. Samsung jedoch entschied sich, im Rahmen der CES den Galaxy Home Mini in den Fokus zu rücken, eine kompaktere Variante des (immer noch nicht verfügbaren) Sprachlautsprechers. Der Mini-Speaker soll in den kommenden Monaten auf den Markt kommen, erklärt der Konzern - doch was heißt das schon angesichts der turbulenten Vorgeschichte des größeren Modells?

Amazon und Google düsten davon

Als Samsung im Frühjahr 2017 Bixby erstmals der Öffentlichkeit vorstellte, war die Strategie des Unternehmens klar: Der Konzern wollte einen digitalen Assistenten über sein gesamtes Produkt-Portfolio spannen, vom Telefon über den Fernseher bis hin zum Kühlschrank. Da Samsung in vielen Sparten mitmischt, in einigen sogar Marktführer ist, wollte man diesen Trumpf nutzen, um die Konkurrenz in Schach zu halten.

Jedoch hat sich der Markt hat sich seit 2017 gewandelt: Schon damals waren Amazons Alexa und Googles Assistant enorm populär, allerdings noch auf wenige Geräte beschränkt. Mittlerweile sind sie in viele weitere Bereiche unseres Alltags vorgedrungen: Die Sprachassistenten stecken mittlerweile in Kopfhörern und Wasserhähnen, in Autos und Kameras, in Steckdosen und Kühlschränken.

Bixby fristet dagegen ein Nischendasein, Umfragen zufolge haben gerade einmal vier Prozent der US-Amerikaner den Samsung-Assistenten genutzt. Zum Vergleich: 44 Prozent der Befragten haben bereits einmal Siri genutzt (allerdings sind Apple-Geräte in den USA deutlich populärer als in Europa und Asien), 30 Prozent den Google Assistant. Und es ist zweifelhaft, dass Samsungs Sprachlautsprecher etwas an diesen Zahlen ändern - wenn sie denn jemals auf den Markt kommen.

Dieses Selfie wurde mit einer Smartphone-Frontkamera gemacht? Nicht ganz ...

Zweite Chance für Bixby?

Samsung scheint mittlerweile akzeptiert zu haben, dass Bixby nicht die angekündigte Revolution war. Die App "Bixby Home" wurde im vergangenen Herbst durch "Samsung Daily" ersetzt. Und den Bixby-Button, der früher in jedem Galaxy-Smartphone steckte, sucht man im Galaxy Note 10 vergebens.

Vollständig abschreiben sollte man den Dienst trotzdem noch nicht: Samsung betont immer wieder, dass die jährlich mehr als 500 Millionen verkauften Geräte - Fernseher, Telefone, Tablets, Kopfhörer, Uhren - technisch "Bixby-bereit" sind, auf ihnen also der Sprachassistent laufen könnte. Auf der letztjährigen Entwicklerkonferenz erklärte Samsung, man wolle Drittentwickler ermutigen, ihre Dienste für Bixby anzubieten. Ob dieser Plan aufgeht, wird sich zeigen.

Möglich, dass Samsung den Vorteil seiner großen Hardware-Basis nutzen kann, um das Rennen von hinten aufzurollen. Oder dass es Bixby ergeht wie Cortana, der Microsoft-Sprachsteuerung. Kennen Sie nicht? Eben.

Quellen:Bloomberg, AndroidCentral, Voicebot

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