T-Mobile und Vodafone sind wegen ihrer Preispolitik in Deutschland ins Visier der EU-Kommission geraten: Die EU-Behörde eröffnete deshalb Kartellverfahren gegen die beiden großen Mobilfunkanbieter. "Wir wollen sicherstellen, dass die Konsumenten nicht zu viel bezahlen, wenn sie ihre Mobiltelefone auf Reisen in der Europäischen Union gebrauchen." Für die Nutzung ihrer Netze in Deutschland sollen sie Wettbewerbern überhöhte Preise berechnet haben, teilte die EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel mit. Falls die für niedrigere Gebühren kämpfende Kommission ihre Vorwürfe beweisen kann, drohen hohe Bußgelder von bis zu zehn Prozent eines Jahresumsatzes. Das so genannte Roaming ermöglicht es Mobilfunknutzern, ihre Handys in fremden Netzen - meist im Ausland - zu nutzen, wenn sie dort nicht im Netz des eigenen Anbieters telefonieren können.
Deutsche Betreiber deutlich teurer
In Deutschland lägen die Gewinne aus den Roaming-Gebühren um ein Vielfaches höher als im Ausland, sagte ein Vertreter der EU-Kommission. T-Mobile und Vodafone würden von Betreibern aus dem Ausland drei Mal so viel für den Netzzugang verlangen wie diese von deutschen Unternehmen. Dies sei bei T-Mobile seit 1997 so, von 2000 an auch bei Vodafone. Mindestens bis Ende 2003 habe sich daran auch nichts geändert. Die Untersuchungen der Kommission zu den Roaming-Gebühren ziehen sich schon seit Jahren hin. 2001 hatten EU-Ermittler T-Mobile, die damalige Mannesmann Mobilfunk und andere Anbeiter durchsucht. Damals ging es noch um den weiter gehenden Verdacht von illegalen Preisabsprachen großer Anbieter - dieser Vorwurf wird nun nicht mehr erhoben.
Die EU-Kommission vermutet, dass T-Mobile, eine Tochter der Deutschen Telekom, und Vodafone ihre starken Positionen auf dem deutschen Markt ausnützten. Die jetzt beanstandeten Roaming-Gebühren müssen ausländische Netzbetreiber dafür bezahlen, dass deren Kunden in Deutschland die Netze von T-Mobile und Vodafone nutzen können. Diese Gebühren werden an die Abonnenten weitergegeben. Ein Sprecher von EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes sagte: "Das Vorgehen folgt der Strategie, dass Verbraucher nicht übermäßig belastet werden, wenn sie im Ausland unterwegs sind."
Unternehmen weisen Vorwürfe zurück
Die Betreiber bestätigten den Eingang entsprechender Schreiben aus Brüssel. Ein Sprecher von T-Mobile in Bonn wies allerdings die Vorwürfe als "unbegründet und nicht nachvollziehbar" zurück.
T-Mobile kritisierte das Vorgehen der Kommission. "Es gibt keinen Grund für diese Beanstandungen. Wir sind zuversichtlich, dass wir zeigen können, dass sie unberechtigt sind", sagte ein T-Mobile-Sprecher in Bonn. Das Unternehmen verlange geringere Gebühren als im europäischen Durchschnitt. Außerdem wies T-Mobile darauf hin, dass das Unternehmen in den vergangenen Monaten und Jahren die umstrittenen Roaming-Gebühren bis zu 50 Prozent gesenkt hat. Ein Sprecher von Vodafone D2 in Düsseldorf sagte lediglich, dass die Anfragen der Kommission geprüft und in angemessener Zeit beantwortet würden. Laut Kommission dauerten die vermuteten Verstöße bis Ende 2003.
Ermittlungen gegen britische Anbieter
Die Kommission erinnerte daran, dass sie bereite im vergangenen Juli Verfahren gegen die britischen Betreiber O2 und Vodafone eröffnete. Das Vorgehen gegen die deutschen Betreiber wird von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso persönlich verantwortet. Die eigentlich zuständige Niederländerin Kroes hält sich wegen eines früheren Aufsichtsratsmandats bei dem Anbieter MM02 im Telekombereich zurück.