Mit einer Länge von 245 Metern war das Starrluftschiff Zeppelin LZ 129 „Hindenburg“ eines der zwei größten jemals gebauten Luftfahrzeuge. Gleichzeitig markierte der Absturz des Giganten 1937 das Ende der Passagierflüge mit Luftschiffen. Die letzten Exemplare dieser Bauart wurden wenig später auf Befehl von Hermann Göring durch die Nationalsozialisten verschrottet.
Zu einem größeren Comeback der Luftschiffe für Langstreckenflüge kam es nicht, da nicht nur das Vertrauen in die Technologie nachhaltig beschädigt war, sondern sich Flugzeuge nach dem Krieg so rasant entwickelten, dass es nicht länger sinnvoll erschien. Bis dato dienen Luftschiffe, inzwischen günstigere Prallluftschiffe ohne inneres Gerüst, nur noch für Forschung, Rundfahrten oder Werbung. Diese sind auch als "Blimps" bekannt.
Neuanfang fast 100 Jahre nach Absturz der "Hindenburg"
Vielleicht gelingt dem Unternehmen Lighter Than Air (LTA) Research von Google-Mitbegründer Sergey Brin der Beginn einer Luftschiff-Renaissance. Denn es erhielt Ende Oktober nicht nur die Starterlaubnis für das riesige Luftschiff "Pathfinder 1", sondern hat das Projekt kürzlich bis zur Flugbereitschaft fertiggestellt. Da "Pathfinder 1" mit einem gigantischen Gerüst ausgestattet ist, also ein Starrluftschiff ist, handelt es sich tatsächlich um einen echtes Luftschiff nach Zeppelin-Bauart. Wie ein Bericht von "Techcrunch" zeigt, wurde es nun erstmals aus der Halle geschoben und offenbar für erste Testflüge vorbereitet.
Die Luftschiffe von LTA Research sollen herkömmliche Flugzeuge aber nicht ablösen, sondern die Luftfahrt sinnvoll ergänzen. Geplant ist beispielsweise der Einsatz in Katastrophenfällen. Passagierluftfahrt soll mit Schiffen wie dem "Pathfinder 1" auch ermöglicht werden, aber nur in ergänzender Funktion. Firmen-CEO Alan Weston sagte gegenüber "Techcrunch" dazu: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Luftschiffe Flugzeuge ersetzen. Aber ich sehe eine Nische für Luftschiffe als Teil der Transportarchitektur, die den Kohlenstoff-Fußabdruck des Flugverkehrs reduziert."
Nach Erlangung der Flugerlaubnis will LTA nun mit den Tests beginnen. Erst knapp über dem Boden, später in der kalifornischen Bay Area. Zuhause ist "Pathfinder 1" auf dem Moffett Airfield zwischen Mountain View und Sunnyvale, im Herzen des Silicon Valley.
Größeres Luftschiff bereits in Planung
Läuft alles nach Plan, soll das Schiff später nach Ohio verlegt werden. Dort will LTA dann ein noch größeres Schiff bauen. Das aktuelle Schiff ist in der Lage, rund vier Tonnen Lasten zu tragen. Für Einsätze in humanitären Krisenherden wäre das zu knapp – deshalb müssen die Luftfahrzeuge größer werden. Für "Pathfinder 3" sind 183 Meter geplant.
Die Gefahr, die von Schiffen wie der "Hindenburg" ausging, dämmt LTA durch eine andere Füllung und neue Materialien ein. Anders als die gigantischen Zeppeline ist "Pathfinder 1" mit einem stabilen Helium-Isotop gefüllt, das auf 13 Nylonzellen aufgeteilt ist. Der hochentflammbare Wasserstoff, der in einer Menge von 200.000 Kubikmetern in der "Hindenburg" war, kommt also nicht zum Einsatz.

Weston ist sich seiner Verantwortung bewusst. Es gebe nur eine Handvoll Unternehmen, die sich überhaupt noch mit dem Bau dieser Luftfahrzeuge befassen, erklärt er gegenüber "Techcrunch". "Wenn hier etwas schiefgeht, haben wir alle viel zu verlieren".
Die Schritte, die LTA Research daher geht, sind eher klein. Denn alles wird von der US-Luftfahrtbehörde FAA begleitet und zertifiziert. Eine Hürde, die Zeppelin vor dem Zweiten Weltkrieg nicht hatte. "Der letzte Jungfernflug eines solchen Luftschiffs war der der Graf Zeppelin II im Jahr 1938. Damals gab es die FAA noch nicht", merkt der Unternehmenschef an.
Quelle: LTA Research, Techcrunch
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