Für die Rivalen im Wettlauf um die Nachfolge der DVD ist die diesjährige Internationale Funkausstellung ein willkommenes Spielfeld. Während sich immer mehr abzeichnet, dass der Konkurrenzkampf zwischen den Formaten Blu-ray und HD-DVD letztlich vom Kunden entschieden werden könnte, ist die Ifa eine Gelegenheit, die Verbraucher mit ersten Geräten zu beeindrucken. Gezeigt werden Player, Recorder, PC-Laufwerke und Datenträger - wenn auch mit einer Markteinführung der Formate in Deutschland noch nicht einmal im kommenden Jahr gerechnet wird.
Druck durch die Konsolen
Tatsächlich waren sich Vertreter von Industrie, Handel und auch Analysten vor der Messe einig, dass hier zu Lande auch 2006 noch keine Laufwerke und Recorder der neuen Standards zu kaufen sein werden. Mit einer Einschränkung - am Ende kann alles dann doch richtig schnell gehen. Eine Ausnahme könnte auf jeden Fall die Playstation 3 von Sony sein, die mit einem Blu-ray-Laufwerk ausgerüstet sein soll. Die Markteinführung soll irgendwann im kommenden Jahr sein. Branchenanalysten rechnen schon heute damit, dass sie und die Konkurrenz-Konsole Xbox 360 von Microsoft mit ihren Spielen in hoher Auflösung dem HD-Markt zumindest am Anfang einen stärkeren Schub geben könnten als HDTV oder Videofilme.
Das größte Hindernis für den Vormarsch der DVD-Nachfolger ist immer noch der Mangel an Inhalten. Recorder für hochaufgelöste Sendungen werden zunächst einmal schlicht nicht gebraucht. Als erster will mit HDTV der Bezahlsender Premiere im November auf den Markt gehen - und bei ihm werden als Auflage Hollywoods die Filme höchstens auf Decoder-interne Festplatten zu speichern sein. Erste Kauf-Videos in den neuen Formaten kommen in Amerika zum Jahresende in den Handel.
Rückschlag für das HD-DVD-Lager
Dabei musste das Lager der HD-DVD um Toshiba und NEC zuletzt einige herbe Rückschläge einstecken. Ihr wichtigster Trumpf - die Unterstützung der großen Hollywood-Studios Warner und Universal verlor etwas an Gewicht, als die Zahl der für dieses Jahr geplanten Filmtitel reduziert wurde. Zudem entschieden sich mit Twentieth Century Fox und Lions Gates zwei wichtige Studios für das Konkurrenz- Format Blu-ray, hinter dem Schwergewichte der Unterhaltungselektronik wie Sony, Panasonic und Philips sowie Computerkonzerne wie Dell und Apple stehen. Bei Fox wurde auch noch ein angeblich schwächerer Kopierschutz der HD-DVD als Grund genannt - was von den Entwicklern zwar sofort zurückgewiesen wurde, aber die Filmbranche ist bei dem Thema überaus sensibel, spätestens seit das Knacken des DVD- Kopierschutzes dem hemmungslosen Brennen Tür und Tor öffnete.
Aus dem Blu-ray-Lager ist schon zu hören, man wisse gar nicht, wie die Konkurrenz angesichts der Marktmacht der Elektronik-Giganten überhaupt mithalten wolle. Zudem hat sich auch die andere Hälfte der Hollywood-Studios mit den Sony-eigenen Columbia Tristar und MGM sowie auch Disney für Blu-ray ausgesprochen. Doch die Verfechter der HD-DVD geben den Kampf nicht verloren. Toshiba-Präsident Atsutoshi Nishida bekräftigte in einem Interview mit der "Financial Times", dass HD-DVD-Geräte wie geplant Ende des Jahres in den Handel kämen.
Stärken und Schwächen
Für die HD-DVD sprächen zum Beispiel die nach Einschätzung von Experten etwas günstigere Produktionskosten, da zum Teil auf bestehende Infrastruktur zur DVD-Herstellung zurückgegriffen werden kann. Bei der Kapazität stieß die HD-DVD bislang auf 45 GByte auf drei Schichten - Layer genannt - vor, während die Blu-ray disc auf 50 GByte in der Doppel-Layer-Ausführung kommt und in der Theorie bis auf 200 GByte. Unterdessen warnen Beobachter, dass die Unterstützung der Filmstudios ein kostbares wie unsicheres Gut ist. Sind erst einmal Geräte beider Formate auf dem Markt, werden sie kaum auf ein Stück des Milliarden-Marktes in "fremden" Formaten verzichten - Hollywood nimmt mit DVDs mehr ein als an den Kinokassen. Nicht zu vergessen auch der mögliche Einfluss der Billiganbieter, die neue Technologien richtig zur Massenware machen können, wie es mit der DVD geschah.
Die Alternativen sind also wahrscheinlich ein langwieriger und kostspieliger Formatkrieg, bei dem dem Verbraucher als Brückenlösung teurere Hybrid-Laufwerke blieben - oder doch noch eine Einigung auf ein gemeinsames Format. Bisherige Verhandlungen scheiterten zwar im Frühjahr - am Stolz japanischer Industrieführer, wie es in Branchenkreisen heißt. Jedoch betonte zuletzt zum Beispiel Toshiba- Präsident Nishida wieder, die Tür für weitere Gespräche sei offen.