Inhaltsverzeichnis
Ausgewiesene Gaming-Tablets sind eine Rarität. Der für Grafikkarten bekannte Chiphersteller Nvidia wagte vor Jahren mit seinem Shield Tablet K1 ein Experiment – und scheiterte. Inzwischen ist es ruhig um Tablets für Zocker geworden, dem Mobile-Gaming schadet das aber nicht, im Gegenteil: Immer mehr Spieler duellieren sich in den mobilen Versionen von "Fortnite", "Call Duty" und "League of Legends". Wer die leistungshungrigen Games ruckelfrei in voller Detailstufe zocken möchte, der braucht ein leistungsstarkes Tablet.
Mit Samsung und Apple duellieren sich zwei Hersteller um die Krone der Performance. Front- oder Rückkamera dürfen Spieler bei der Wahl eines Gaming-Tablets vernachlässigen, ein großer Bildschirm hingegen schadet ebenso wenig wie dessen hohe Bildwiederholrate, damit die Spiele geschmeidig über das Tablet laufen. Viel Arbeitsspeicher ist schön, aber nicht zwingend ein Muss, und wer den Systemspeicher frei von Videos, Bildern und Musik hält, darf zu kleinen Speicherausstattungen greifen.
Gaming auf dem Apple iPad Pro
Ein Paket aus starker Hardware und viel Speicher vereint Apples iPad Pro. In dem Gaming-Tablet arbeitet der M2-Prozessor der ersten Generation, der auch im MacBook Air 2022 verbaut ist. Die integrierte Grafikeinheit des Prozessors rechnet Spiele auf das 11 Zoll große Display. Schön: Es bietet eine Bildwiederholrate von 120 Hertz. Wer sich ohne Headset in die Schlacht schmeißt, hört seine Gegner über vier Lautsprecher. Dem Prozessor assistieren 8 Gigabyte Arbeitsspeicher bei seiner Arbeit. Klingt wenig, schadet aber der Leistung des iPad Pros beim Spielen aber nicht.
Warum? Apple ist einer der wenige Tablet-Hersteller, der Hard- und Software selbst entwickelt. So sind die Kalifornier in der Lage, ihr iPadOS besser auf die hauseigenen Prozessoren zuzuschneiden. In Sachen Geschwindigkeit entflieht Apple damit der Konkurrenz, wenngleich die technischen Daten auf dem Papier eine andere Sprache sprechen mögen. Beim Systemspeicher entscheiden Gamer zwischen 128, 256, 512 Gigabyte oder 1 Terabyte Speicherplatz. Übrigens: Ab 1 Terabyte Speicher wächst der Arbeitsspeicher auf 16 GB an.
Controller verbinden sich per Bluetooth mit dem iPad Pro. Wer eine PlayStation 4 hat, schaltet seinen Dualshock-Controller problemlos mit dem Tablet kurz. Gleiches gilt für Xbox-Controller. Günstig ist die Pro-Version des iPads aber nicht: Um die 900 Euro berappen Spieler für die 11-Zoll-Variante mit 128 Gigabyte Speicherplatz ohne 5G-Modul. Immerhin bis zu 10 Stunden Akkulaufzeit verspricht Apple bei seinem Pro-Tablet. Das dürfte das Tablet unter Gaming-Last zwar nicht einhalten, aber für eine mehrstündige Gaming-Session sollte es reichen.
Gaming-Tablet: Apple sorgt für Ärger
Apple wäre aber nicht Apple, wenn das Unternehmen seinen Gamern nicht trotzdem Steine in den Weg legen würde: Der Techriese liegt im Clinch mit Spieleentwickler Epic Games und hat dessen Spielehit "Fortnite" wegen des Bezahlsystems aus dem App Store geschmissen. Wer den Battle-Royal-Kracher unterwegs spielen möchte, muss zum Android-Tablet greifen.
Wer vorhat, Spiele über Microsofts Game Pass auf das Tablet zu streamen, wird ebenfalls von Apple enttäuscht. Microsoft arbeitet zwar daran, seinen Cloud-Gaming-Dienst für iPadOS gangbar zu machen, hat es aber bislang nur bedingt geschafft: Wer eine Xbox One, Series X oder S besitzt, kann diese im Heimnetzwerk als Server nutzen und über den Game Pass Spiele auf das Tablet streamen. Ansonsten gibt es noch den Umweg den Game Pass über den Browser anzusteuern.
Alternative: iPad Air 2022
Wen die Apple-Querelen noch nicht verschreckt haben, der findet im iPad Air 2022 eine günstigere Alternative zu den Pro-Versionen. Im Vergleich zur 11-Zoll-Version des iPad Pro 2022 ist das Air mit 10,9 Zoll Bildschirmdiagonale unwesentlich kleiner. Das Display löst im Verhältnis Pixel pro Zoll trotzdem so scharf auf wie die Pro-Versionen.
Kleines Manko: Das iPad Air bietet keine Bildwiederholrate von 120 Hertz. Leistungstechnisch braucht sich das Tablet aber nicht zu verstecken: In ihm werkelt der M1-Chip von Apple. Der ist etwas älter und leistungsschwächer als der M2-Chip der Pro-Versionen. Ihm stehen 8 Gigabyte Arbeitsspeicher bei. In Sachen Speicherplatz haben Käufer beim iPad Air aber nur die Wahl zwischen wenig oder grauer Mittelmäßigkeit: Wenigstens 64 und maximal 256 Gigabyte an Games, Fotos oder Videos finden je nach Wahl auf dem Speicher Platz.
64 Gigabyte ist wahrlich nicht viel. Wer zum iPad Air 2022 in der kleinsten Version greift, bezahlt dafür aber "nur" um die 700 Euro. Übrigens: Apples Gaming-Angebot Arcade läuft auf Pro und Air, ebenso wie auf Mac und iPhone. Für das Abonnement verlangt der Techriese 4,99 Euro im Monat. Wer bereits in der Apple-Welt beheimatet ist, macht mit einem dem iPad Air als Gaming-Tablet nichts verkehrt.
Eine weitere Einschränkung hält Apple für das Air und Pro noch parat: Maus und Tastatur lassen sich zwar bei beiden Tablets über die USB-C-Schnittstelle mit entsprechendem Dongle oder per Bluetooth verbinden – aber nur, um die Tablets zu bedienen. Wer gedenkt, Shooter wie "Call of Duty Mobile" mit Maus und Tastatur zu spielen, den enttäuscht Apple. Auch das funktioniert nicht.
Mehr Freiheit mit Android
Etwas mehr Freiheit genießen Gamer, die sich für ein Android betriebenes Tablet entscheiden. Leistungstechnisch in der Oberklasse angesiedelt, ist hier das Samsung Galaxy Tab S8 Plus. Auf einer Bildschirmdiagonale von 12,4 Zoll erstreckt sich ein OLED-Display mit einer Pixeldichte von 266 Pixel pro Zoll – zwei mehr als bei iPad Pro und Air. Auch sonst steht das Galaxy Tab S8 Plus den Pro-Versionen von Apple in nichts nach: Das Display bietet eine Bildwiederholrate von 120 Hertz.
Beim Arbeitsspeicher ist Samsung gleichauf mit seinen Konkurrenten aus Cupertino: 8 Gigabyte Random-Access-Memory spendieren die Südkoreaner dem Gaming-Tablet. Außerdem verrichtet ein Qualcomm-Snapdragon-8-Gen-1-Prozessor im Galaxy Tab S8 Plus seinen Dienst. Dessen acht Kerne takten zwischen 1,80 und 3 Gigahertz. Samsung bietet sein Oberklasse-Tablet mit, 128, 256 und 512 Gigabyte Speicherplatz an. Die Version mit 512 GB bietet 16 GB RAM.
Cloud-Gaming
Der Speicher lässt sich aber per microSD um 256 GB erweitern. Das bieten iPads von Apple nicht. Prozessor, Arbeitsspeicher, Display und Speicherplatz – all das reicht beim Samsung Galaxy Tab S8 Plus locker für die mobilen Versionen von "Call of Duty", "Players Unknown Battleground" und natürlich auch "Fortnite". Die Muskeln spielen lässt das Tablet beim Spielestreaming: Kunden von Microsofts Game Pass streamen ihre Lieblingstitel direkt aufs Tablet.
Außerdem hat das Galaxy S8 Plus je nach Variante 5G dabei. Wer künftig unterwegs Spiele streamt, der will das schnellere mobile Internet an Bord haben. Günstig ist die Android-Konkurrenz des iPad Pro nicht: Samsung verlangt 809 Euro für das Galaxy Tab S8 Plus ohne und 899 Euro mit 5G. In einem Punkt einen sich Apple und Samsung: Auf Maus und Tastatur zum Spielen reagiert auch das Galaxy Tab S7 Plus allergisch. Bluetooth-Controller dagegen empfängt es wie die iPads mit Freude. Zur Akkulaufzeit schweigt sich Samsung aus.
Galaxy Tab S7: Die Android-Alternative
Günstiger kommen Android-Gamer mit dem Galaxy Tab S7 davon. Es ist in der Diagonale mit 11 Zoll etwas kleiner als das hauseigene Top-Modell und eine Generation älter. Zwar bietet es ebenfalls eine Bildwiederholrate von 120 Hertz, das aber mit einer anderen Display-Technologie: Beim Galaxy Tab S7 setzt Samsung leider auf LCD statt OLED. Außerdem verfügt es nur über 6 Gigabyte Arbeitsspeicher. Beim Speicherplatz lässt Samsung dafür mehr Spielraum zu: Gamer haben die Wahl zwischen 128, 256 und 512 Gigabyte für Videos, Fotos und Apps.
Schön: Obwohl der verbaute Snapdragon-Prozessor etwas älter ist, sollte er für Games die nächsten drei bis vier Jahre halten. Wer auf 5G setzt und sparen will, muss aber das Galaxy Tab S7 Plus wählen, das Galaxy Tab S7 kann den neuen Funkstandard nicht verarbeiten. Dafür ist es mit 477 Euro deutlich günstiger als das Top-Modell von Samsung und aktuelle iPad Pros.
Lohnen Vorgängermodelle?
Für Apple-Nutzer lohnt ein Blick auf die iPad Pros aus dem Jahr 2021 – jedenfalls dann, wenn Sie es no unbedingt ein Gaming-Tablet mit 120 Hertz Bildwiederholrate wollen. Leicht zu finden sind die nicht. Meist werden nur noch die Restbestände abverkauft. In ihnen arbeitet der M1-Chip, der auch im akutellen iPad Air seinen Dienst verrichtet.
Auch Android-Gamer sind mit Vorgänger-Modellen gut beraten. Das Samsung Galaxy Tab S7 Plus hat wie das Galaxy Tab S8 Plus ein OLED-Display mit einer Bildwiederholrate von 120 Hertz, bietet ordentliche Prozessor und Grafikleistung und je nach Version 6 oder 8 Gigabyte Arbeitsspeicher.
Für akutell um die 1000 Euro (Stand 6. Juni 2023) bei Amazon ist das Tablet aus dem Jahre 2021 aber keine Überlegung wert. Damit ist es gar teurer als sein Nachfolger. Hier gilt: Nur zuschlagen, wenn Sie das Tablet deutlich günstiger als seinen Nachfolger ergattern.
Streamen über Heimnetzwerk
Übrigens: Wer bereits in Besitz eines Tablets ist, kann den heimischen Gaming-Computer die Rechenarbeit übernehmen lassen und PC-Spiele auf das Tablet streamen. Allerdings braucht es dafür ein flottes Heimnetzwerk mit schneller Internetverbindung und stabilen WLAN-Empfang. Möglich machen den privaten Cloud-Gaming-Service Apps wie Rainway oder SteamLink. Glücklich werden Gamer damit aber nur in den eigenen vier Wänden.
Weiterer Minuspunkt: Nicht jedes Computerspiel ist auf dem Tablet genießbar. Shooter wie "Counter Strike – Global Offensive" laufen zwar per Stream, lassen sich aber nicht vernünftig mit Maus und Tastatur zocken. Vorteil Steam: Der Anbieter zeigt seinen Kunden an, welche Spiele per SteamLink-App auf dem Gaming-Tablet funktionieren. Meist handelt es sich um Games, die für die Controller-Bedienung optimiert sind. Vorteil Rainway: Die App ermöglicht Spielestreaming mit bis zu 120 Hertz Bildwiederholrate.
Anmerkung der Redaktion: Die Preise können zeitweise voneinander abweichen.
Hinweis: Dieser Artikel wurde erstmals im Januar 2021 veröffentlicht.
Das könnte Sie auch interessieren:
Quellen: Chip.de, Chip.de, T3N.de, Netzwelt.de
Dieser Artikel enthält sogenannte Affiliate-Links. Mehr Informationen dazu gibt es hier.