Kampf ums Sundae Heißer Streit ums Eis: McDonald's wird wegen kaputter McFlurry-Maschinen auf 800 Millionen Euro verklagt

Die kaputten Eismaschinen bei McDonald's sind im Netz längst ein Running Gag
Die kaputten Eismaschinen bei McDonald's sind im Netz längst ein Running Gag
© John Phillips/ / Picture Alliance
Weil bei McDonald's ständig die Eismaschinen defekt sind, wittern viele Kunden schon lange eine Verschwörung. Doch hinter den Kulissen findet ein ganz anderer Konflikt darum statt. Und der könnte für die Fastfood-Kette nun sehr teuer werden.

"Die Maschine ist leider ausgefallen" - diesen Satz hören Fans von McDonald's-Eiscreme vor allem in den USA häufiger, als ihnen lieb ist. Das kleine Unternehmen Kytch wollte zumindest einen Teil der Probleme mit den Maschinen beheben. Doch McDonald's machte dem einen Strich durch die Rechnung. Jetzt wird der Konzern deswegen verklagt.

Am Dienstag hatte Kytch Klage gegen den Fastfood-Riesen eingereicht. Die Vorwürfe wiegen schwer. McDonald's habe sie verleumdet, seine Filialbetreiber mit falschen Angaben über das Start-up abgeschreckt und es so sein Hauptgeschäft gekostet. Deshalb verlangt man einen hohen Schadensersatz: 900 Millionen Dollar, etwas 810 Millionen Euro, verlangt das aus nur zwei Personen bestehende Unternehmen.

McDonald's: Schnelle Hilfe für die Betreiber

Der Streit schwillt schon länger. Seit 2019 bietet Kytch ein kleines Kästchen an, das den McDonald's-Mitarbeitern die Kopfschmerzen wegen der Eismaschinen lindern soll. Die sind nicht nur in der Einbildung der Kunden sehr oft kaputt: Laut "McBroken", einer Webseite, die Ausfälle der Maschinen sammelt, sind regelmässig zwischen 10 und 20 Prozent der Maschinen nicht in Betrieb, in Hotspots können es auch mal 30 Prozent und mehr sein. Das kostet jedesmal Zeit und Geld.

Ein großer Faktor bei den ausgefallenen Maschinen ist, dass sich Hersteller Taylor in den USA vorbehält, sie bei Ausfällen nur selbst reparieren zu können.  Schon das Auslesen der Fehler findet mit Spezialwerkzeug statt, selbst bei kleineren Problemen müssen die Filialbetreiber deshalb oft auf den Techniker warten.

Genau hier setzt das nach dem Hersteller ebenfalls Kytch genannte Gerät an. Die Kytch-Gründer Jeremy O'Sullivan und Melissa Nelson fanden einen Weg, mit einem kleinen Gerät die von der Maschine ausgeworfenen Fehler selbst auslösen zu können. Viele der auftretenden Problemen - die Maschinen streiken zum Teil etwa bereits, weil zu viele oder zu wenige Zutaten eingefüllt wurden - können dank des Geräts durch die Mitarbeiter der Filialen selbst behoben werden. Entsprechend positiv war das Feedback: Er spare "locker Tausende von Dollar jeden Monat", freute sich ein Kytch-nutzender Filialbetreiber entsprechend gegenüber "Wired".

Heißer Streit ums Eis

Dem Hersteller war das allerdings ein Dorn im Auge. Kytch wirft Tailor in einem separaten Verfahren vor, die Geschäftsgeheimnisse des Unternehmens auszuspionieren versucht zu haben und in einer neuen Maschine die Funktion der Box kopiert zu haben. Im Rahmen des Verfahrens kamen aber nun auch neue Details zu McDonald's Rolle in dem Streit ans Tageslicht. Und die führten nun zu der zweiten Klage.

Denn aus bei dem Prozess öffentlich gewordenen E-Mails geht hervor, dass es wohl der Fastfood-Konzern selbst war, der die Box aus den Filialen verbannen lies. Sie ließe die Garantie verfallen, zudem drohten "ernsthafte Verletzungen" der Mitarbeiter, erklärte der Konzern demnach. Selbst Taylor-Verantwortliche waren laut internen Mails überrascht, wie sehr McDonald's den Konzern drängte, selbst einen Zugang wie Kytch für seine Maschinen zu entwickeln.

Fernwartung als vermeintliche Gefahr

Für die Gründer ist das Vorgehen des Fastfood-Riesen Verleumdung. "Sie haben unseren Namen beschmutzt, unsere Kunden vergrault und unser Geschäft zerstört"; erklärte Nelson gegenüber "Wired". "Sie wussten genau, dass Kytch sicher ist und keine Probleme verursacht. Es ist nicht gefährlich, wie sie behaupten. Und daher klagen wir nun."

Die Gefahr des Gerätes sieht McDonald's in der Möglichkeit, die Maschinen über das Kytch-Gerät auch aus der Ferne einzuschalten. Sollte ein Mitarbeiter gerade darin arbeiten, könnte so sein Leben gefährdet sein, so der Konzern. Kytch widerspricht. Ein Einschalten der Maschine sei während der Wartung schon von Seiten des Herstellers nicht möglich, mit dem Öffnen der Frontklappen werde automatisch der Motor deaktiviert. Auch ihr Gerät würde das nicht ändern. Zudem wäre das Gerät unabhängig geprüft und als sicher bestätigt worden. Und McDonald's sei das bewusst. 

Geschäftsmodell in Gefahr

Für die Kytch-Gründer geht es indes um mehr als nur die Verbannung aus den McDonald's-Filialen. Der Konzern hatte nämlich selbst die Konkurrenten wie Coca-Cola und Burger King kontaktiert - und auch dort vor dem Gerät gewarnt. Zudem sehen sie ihr Geschäftsmodell gefährdet: Sie sahen Kytch nur als Einstieg in eine ganze Reihe von smarten Küchengeräten. Weil nun aber das Kerngeschäft weggebrochen sei, könnten die Zukunftspläne nicht umgesetzt werden. Die hohe Klagesumme erklärt sich auch aus dieser Argumentation: Die Gründer verlangen so viel Geld, wie ihr Unternehmen ihrer Ansicht nach hätte einnehmen können. 

Die Frage, warum McDonald's mit einer solchen Verve gegen das kleine Unternehmen vorging, ist indes noch offen. Auch die Kytch-Gründer können sich nicht erklären, warum der Konzern so massiv gegen ein Gerät vorgeht, dass den Filialen letztlich Geld und Zeit spart. Während Taylors Kampf gegen Kytch nachvollziehbar ist - der Hersteller nimmt nach eigenen Angaben knapp ein Viertel seiner Einnahmen mit Reparaturdiensten seiner Maschinen ein -, ist das bei McDonald's nicht der Fall. Vielleicht kann das Verfahren Licht ins Dunkel bringen.

Die Fans der Eismaschinen sollten sich übrigens noch nicht zu früh freuen. Zumindest ein Teil der Ausfälle ist wohl auch damit zu erklären, dass die Eismaschinen jeden Tag einen langen, sehr aufwändigen Reinigungsprozess durchmachen müssen. Weil man nach jedem Abbruch komplett von vorne beginnen muss, behaupten manche Angestellten lieber, die Maschine sei kaputt, als noch einmal anzufangen. Dieses Problem kann auch Kytch nicht beheben.

Quelle:  Wired, McBroken, Kytch

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