Ungleiches Duell US-Schützenpanzer schalten Putins besten Panzer aus

Der zerschossene T90 nach dem Kampf
Der zerschossene T90 nach dem Kampf
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US-Schützenpanzer vom Typ Bradley haben den besten russische Kampfpanzer mit Maschinenkanonen zusammengeschossen. Der T90 konnte keinen einzigen Schuss abfeuern.

Ein zwölfminütiges Video zeigt den Kampf ungleicher Gegner. Zwei Schützenpanzer vom Typ Bradley schalten eine russischen T-90M Proryw aus. Der Kampf fand in den Trümmern von Stepove satt. Hier versuchen die Russen seit Monaten vergeblich, den Ring um die Stadt Awdijiwka zu schließen. Diese Version des T-90 gilt als modernster russischer Panzer, der in der Ukraine eingesetzt wird (Putins neuer alter Kampfpanzer T-90M Proryv-3 - billig, erprobt und tödlich). Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Kampf von zwei Davids gegen einen Goliath. Der Russenpanzer verfügt über eine Glattrohrkanone im Kaliber 125 Millimeter. Mit der richtigen Munition kann sie selbst die Frontpanzerung eines modernen Nato-Panzers durchschlagen. Seine eigene Frontpanzerung soll selbst dem Leopard 2 Schwierigkeiten bereiten. Das Gewicht - 46,5 Tonnen - ist für einen Kampfpanzer relativ bescheiden.

Es ist aber doch mehr als der Bradley, der 33 Tonnen auf die Waage bringt (Schützenpanzer Bradley –  das Arbeitstier der US-Army). Der Hauptunterschied liegt in der Bewaffnung: Der gewaltigen Kampfwagenkanone des T90 tritt der Bradley mit einer Maschinenkanone im Kaliber 25 Millimeter entgegen. Die M242 Bushmaster hat keine Chance, die Frontpanzerung des T90 zu durchschlagen. Was auch kein Wunder ist, ein Projektil passt in ein Longdrinkglas (137 Millimeter Länge), ein panzerbrechendes Geschoss (APFSDS) des T-90 ist über einen halben Meter lang.

Schützenpanzer mit präziser Maschinenkanone

Die Wirkung der Bushmaster liegt in der Schussfolge von bis zu 200 Geschossen pro Minute. Und in der Präzision der voll stabilisierten Waffe. Auch aus der Bewegung heraus trifft die Bushmaster ihr Ziel. Das können die meisten russischen Schützenpanzer so nicht. Die effektive Reichweite liegt bei 2000 Metern. Auf 1600 Meter durchschlägt sie immerhin noch 50 Millimeter Panzerstahl.

Im Ukrainekrieg bewähren sich Schützenpanzer generell besser als Kampfpanzer. Kampfpanzer werden primär als Duell-Panzer entwickelt, sie werden gebaut, um andere Panzer zu bekämpfen. Infanterie in Gräben und Bunker niederhalten oder den Gegner in Gebäuden zu bekämpfen, das können Schützenpanzer besser. Weil sie anders als ein Kampfpanzer einen Feuerhagel entfesseln können.

Die Begegnung in Stepowe endete als Sieg der ukrainischen Bradleys. Dennoch sollte man den Kampf nicht überbewerten. Panzerduelle oder Duelle zwischen Schützenpanzern und Kampfpanzern sind in der Ukraine relativ selten. Meistens werden gepanzerte Fahrzeuge von Minen, Artillerie, Drohnen und Panzerabwehrmissiles ausgeschaltet. Und dann ist es hier eine besondere Situation.

Drohne entscheidet

Der T90 wurde von der Drohne erkannt, als er ohne Sicherung in den Trümmern der Siedlung stand. Der erste Bradley konnte sich ihm daher unbemerkt nähern und ihn eine sehr kurze Distanz von etwa 70 Metern unter Feuer nehmen. In dieser Situation hatte der T90 keine Chance, wie jeder andere Panzer. Nach russischen Angaben zerstörte schon der erste Treffer die Visieroptik, damit war die Hauptwaffe unbrauchbar. Die Besatzung des Schützenpanzers hat enormen Mut bewiesen. Ein entscheidender erster Treffer ist nicht garantiert. Wären die ersten Geschosse wirkungslos geblieben, hätte der T90 den Bradley mit der Kanone beschießen können.

Nach weiteren Schüssen zieht der erste Bradley sich zurück und der zweite bringt sich in Position. Er überschüttet den T90 mit einem Hagel von Granaten auf eine Entfernung von kaum 50 Metern. In dem Panzer wurde die Hölle entfesselt. Jeder Treffer schüttelt ihn durch, dazu explodiert die Reaktivmunition auf der Außenseite des Panzers. Weitere Treffer beschädigen den Turm, der sich daraufhin sinnlos dreht.

Klarer Sieg für die Bradley. Doch andererseits wurde der T90 deutlich beschädigt, aber nicht zerstört. Nach einer Unzahl von Treffern bleibt der T-90 beweglich und versucht, sich in Sicherheit zu bringen, solange, bis er mit einem Baum kollidiert. Die Besatzung soll überlebt haben und sich ausbooten können.

Wo bleiben die TOW?  

Eine grundsätzliche Überlegenheit von Schützenpanzern gegenüber Kampfpanzern lässt sich aus dem Kampf nicht ableiten. Man stelle sich die Situation umgekehrt vor. Zwei (!) Kampfpanzer, ob nun T90 oder Leopard 2, lauern einen Bradley auf und nehmen ihn auf 70 Meter unter Feuer. Der erste Schuss wäre ein Treffer, ein panzerbrechendes Geschoss würde durchschlagen, Schützenpanzer und Besatzung wären verloren.

Pointiert kann man sagen: Es ist ein erneuter Sieg der Drohne über die gepanzerten Kräfte. Die Ukrainer konnten den T90 von oben bereits vor dem Clip aufklären und so ihre tödliche Falle aufbauen.

Ein weiteres Detail gibt zu denken: Der Schützenpanzer Bradley führt Panzerabwehrraketen vom Typ TOW mit. Zwei befinden sich in der Startbox am Turm. Im Inneren werden weitere mitgeführt. Beide Bradley setzen die Raketen nicht ein. Ein Treffer mit der TOW hätte den T90 komplett zerstört und die Besatzung getötet. Warum die TOW nicht benutzt wurde, ist nicht bekannt. Sollte diese Spezialmunition schlichtweg nicht vorhanden gewesen sein, wäre dies kein gutes Zeichen. 

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