Das US-Militär will die Hubschrauber ersetzen und stattdessen Flugmaschinen mit Schwenkrotoren einsetzen. Im Mai hat die V-280 Valor von Bell den ersten längeren Flug absolviert. Nun wurden Modelle gezeigt, die beweisen, dass nicht allein an einen Transporter gedacht wird. Die Modelle zeigen massive Gondeln, um Waffen unterzubringen.
Gezeigt werden die Modelle offen im Showroom von Bell in Washington. Das Angriffsflugzeug wird später die bekannten Angriffshubschrauber der USA ablösen. Motor der Entwicklung wird das Marine-Korps der USA sein, die Army kann noch lange auf den modernisierten Hubschrauber AH-64 Apache zurückgreifen, die Marines haben nur die unbewaffnete V-22 Osprey zur Verfügung. Zum Militärportal "Breaking Defense" sagte Jeff Schloesser – Vize-Präsident von Bell und ehemaliger US-General – dass der Hauptvorteil der V-280 eine hohe Beweglichkeit und eine Geschwindigkeit von über 500 km/h sei.
Ziel sei es aber auch, ein "nachhaltiges" Kampfflugzeug zu entwickeln, das einfach zu warten und günstig im Unterhalt sei. Schon beim Design werde darauf geachtet, die Herstellungsprozesse wesentlich simpler zu gestalten als bei Vorgängern und viele Teile zu verwenden, die nicht individuell für die V-280 angefertigt werden müssen.
Zwei Modelle in Planung
Es wird vermutlich zwei Varianten eines Gunships geben. Zum einen soll der Transporter V-280 aufgerüstet werden. In den Laderaum werden zwei Waffenmodule an beide Seiten installiert. Bei Bedarf kann dieser Rüstsatz ein- und wieder ausgebaut werden.
Parallel dazu wird es den Entwurf eines reinrassigen Gunships geben. Hier wird die Bewaffnung fest innerbords in einem Waffenschacht installiert, der nur im Gefecht geöffnet wird. So bleibt der Radarschatten klein und der Jet kann mit höheren Geschwindigkeiten fliegen.
Wegen der hohen Zuladung der V-280 könnten sogar noch Soldaten mitfliegen, wenn auch keine ganze Sektion von 8 bis 14 Mann. Sollte die Fairchild-Republic A-10 Warthog irgendwann doch in den Ruhestand gehen, würden diese Maschinen ihre Rolle übernehmen: Bodentruppen im Gefecht zu unterstützen.
Besser als ein Hubschrauber
Hauptvorzug der Future Vertical Lift (FVL) sind Starts- und Landungen wie ein Hubschrauber. Das Konzept ermöglicht aber auch Streckenflüge wie ein Propellerflugzeug. Die Vorteile sind eine höhere Reisegeschwindigkeit, ein gesunkener Spritverbrauch und geringere Unterhaltskosten als ein herkömmlicher Hubschrauber. Der Schwenkrotor bietet die doppelte Geschwindigkeit und Reichweite gegenüber einem herkömmlichen Hubschrauber. Die Kampfreichweite der V-280 liegt bei mehr als 1000 Kilometern, die maximale Reichweite sogar bei 3900 Kilometern. Die V-280 soll eine Reisegeschwindigkeit von 520 km/h erreichen. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 560 km/h.
Das Problem des Konzepts: Man muss die hohe Belastung der Schwenkrotoren meistern. Kein einfaches Unterfangen. Die Entwicklung des Vorgängers der FVL, der V-22 Osprey, war dann auch von einer ganzen Reihe von Rückschlägen begleitet. Der Bedarf an Future Vertical Lift wird auf bis zu 4000 Flugzeuge geschätzt. Bei einem Erfolg dürfte die Militärversion exportiert werden. Bewährt sich das System beim Militär, dürfte die Technik auch in den zivilen Bereich wandern.