Ausbildung Kein Schulabgänger bleibt ohne Angebot

Die Bundesregierung hält trotz der immer noch großen Lehrstellenlücke am Versprechen fest, jedem Jugendlichen eine Ausbildungs- oder Beschäftigungschance zu geben.

Zusammen mit der Bundesanstalt für Arbeit (BA) werde man dafür sorgen, dass alle jungen Leute, die auch im Oktober "noch unversorgt sind", entweder eine Ausbildung, eine Qualifizierung, eine Arbeit "oder ein sonstiges Angebot" erhalten, sagte die Sprecherin des Bundeswirtschafts- und Arbeitsministeriums, Andrea Weinert, am Montag in Berlin.

Wie groß die Lücke tatsächlich sei, werde sich erst im Oktober herausstellen. Ende Juli - dem Zeitpunkt der letzten Zählung - gab es zwischen Lehrstellennachfrage und -angebot noch eine Differenz von mehr als 140.000. Nach Darstellung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) ist die Lücke sogar noch größer geworden: So seien zum Beginn des Ausbildungsjahres noch etwa 150.000 Jugendliche ohne Lehrstelle. "Erwartungsgemäß" sei deutlich geworden, dass sich die Misere durch freiwilliges Engagement der Wirtschaft nicht in den Griff bekommen lasse, sagte das DGB-Vorstandsmitglied Ingrid Sehrbrock.

Dies habe offenbar auch SPD-Fraktionschef Franz Müntefering eingesehen, der am Wochenende den Ton gegenüber der Wirtschaft verschärft und gesetzliche Zwangsmaßnahmen angedroht hatte. «Für die Jugendlichen, die in diesem Jahr vergeblich einen Ausbildungsplatz suchen, kommt eine Ausbildungsumlage jedenfalls zu spät», sagte Sehrbrock.

Mangelhafte Schulbildung vieler Schulabgänger

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Martin Wansleben, wies die Forderung nach einer Ausbildungsumlage zurück. "Bezahlen statt Ausbilden schafft keine Ausbildungsplätze", sagte er im Inforadio Berlin-Brandenburg. Er kündigte für Ende Oktober eine bundesweite Aktion an, um erfolglosen Bewerbern doch noch zu einem Ausbildungsplatz zu verhelfen. Die Misere sei auch auf die mangelhafte Schulbildung vieler Schulabgänger zurückzuführen.

Die bildungspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Katherina Reiche (CDU), kritisierte, die Ausbildungssituation sei noch nie zuvor "so katastrophal wie heute" gewesen. Es seien Folgen einer verfehlten, mittelstandfeindlichen Wirtschafts- und Finanzpolitik sowie verschleppter Reformen in der dualen Berufsausbildung. Ähnlich äußerte sich FDP-Vize Rainer Brüderle: "Mit inszenierten Werbetouren bekommt man die Ausbildungsmisere nicht weg", sagte er unter Anspielung auf einen Werbefeldzug von Bundeswirtschafts- und Arbeitsminister Wolfgang Clement (SPD) durch die neuen Länder.

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