Low Carb ist in aller Munde. Nach Low Fat, Trennkost, Paleo, Glyx und Co. scheint die kohlenhydratreduzierte Küche schon seit einigen Jahren das Mittel der Wahl zu sein, um die Pfunde purzeln zu lassen. Low Carb als Diät – so ist es in den meisten Köpfen gespeichert.
Dabei kann die kohlenhydratbewusste Küche sehr viel mehr sein, als nur eine kurzfristige Crash-Diät: "Low Carb ist für uns alle sinnvoll", sagt der bekannte Ernährungs-Doc Dr. Matthias Riedl (NDR-Fernsehen).
"Low Carb hat nicht nur mit Abnehmen und Diät zu tun"
Sicher: Wer Kohlenhydrate konsequent reduziert, kann rasch Gewicht verlieren. Doch auch schlanken Menschen rät Riedl mitunter zu Low Carb: "Wir sehen bei uns in der Praxis Normalgewichtige, ja sogar schlanke Sportler, die sich durch all den Zucker eine Fettleber angegessen haben. Deshalb hat Low Carb auch nicht nur mit Abnehmen und Diät zu tun."

Die Erklärung liegt auf der Hand: Wir leben in einer vergleichsweise inaktiven Gesellschaft. Wir sitzen mehr, als dass wir uns bewegen, und auch der Beruf verlangt den meisten Menschen keine körperlichen Höchstleistungen mehr ab. Unser Körper ist dementsprechend gar nicht darauf angewiesen, ständig Unmengen von schnell verfügbaren Kohlenhydraten aufzunehmen, die durch Muskelarbeit verbrannt werden.
Die Realität sieht dagegen anders aus. Nudeln, Reis, Brot, frisch gebackenes Baguette, das süße Müsli am Morgen oder die Kekse am Nachmittag: Unser Ernährungsalltag wird beherrscht von oftmals sogar äußerst leckeren High-Carb-Bomben, die fast jeder gerne isst und die deshalb auch umso häufiger verzehrt werden – und sei es als "kleine Belohnung" zwischendurch. Der Körper bekommt auf diese Weise einen massiven Überschuss an Kohlenhydraten und speichert diese überschüssige Energie in Form von Fett als "Notreserve für schlechte Zeiten": Gleichermaßen lästige wie ungesunde Pölsterchen entstehen.
Eine ungesunde Ernährung hat viele Folgen
Das steigende Körpergewicht ist allerdings nur eine mögliche Konsequenz, wie Riedl erläutert: Mindestens genauso dramatisch sind zunächst unsichtbare gesundheitliche Folgen, wie eine langsam und unbemerkt entstehende Fettleber oder Entzündungskrankheiten, beispielsweise Neurodermitis, die durch den dauerhaft hohen Blutzuckerspiegel im Körper gefördert werden. Genau diese Krankheitsbilder treffen eben nicht nur Übergewichtige, sondern auch Menschen, die sich im Bereich des Normalgewichts bewegen. Es sind oft zunächst unbemerkte Folgen, die sich erst mit der Zeit bemerkbar machen können – bis sie Probleme bereiten. Die Ernährungsforschung ist mittlerweile sehr weit: Übergewicht ist längst nicht mehr die einzige Konsequenz einer falschen oder unausgewogenen Ernährung. Vielfältige Krankheits- und Beschwerdebilder können langfristig die Folge sein.
Ernährungs-Doc Dr. Matthias Riedl ist sich sicher, dass wir eher zu viele Kohlenhydrate zu uns nehmen als zu wenige: "Niemand muss Angst haben, zu wenig Kohlenhydrate zu bekommen." Denn auch Gemüse, Nüsse, Saaten oder Käse enthalten moderate Carb-Mengen. Übrigens solche, die auch als "gute Kohlenhydrate" oder "Slow Carbs" bezeichnet werden. Der Clou: Diese Kohlenhydrate werden langsamer vom Körper aufgenommen und liefern länger Energie. Der Blutzuckerspiegel steigt deutlich langsamer als bei Kuchen, Pasta, Croissants und Törtchen. Wie lässt sich dieses Wissen im Alltag anwenden?
Das verbirgt sich hinter "Clever Carb"
Low Carb sollte moderat und langfristig eingesetzt werden, um gar nicht mehr in die Situation zu kommen, unliebsame Crash-Diäten machen zu müssen. Diese Idee verbirgt sich hinter einem Konzept, das sich "Clever Carb" nennt. Die Ernährungsweise kommt ohne Verbote und Verzichte aus - Low Carb gilt dabei als flexibler Ernährungsbaustein.
Kohlenhydrate sparen und lecker essen? Das geht - mit diesen drei Rezepten

Für 4 Personen (2 Päckchen)
500 g kleine Kirschtomaten
1 Bund Frühlingszwiebeln
1 Knoblauchzehe
½ Bund Koriandergrün
½ Bund Petersilie
Salz
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
10 Eier (Größe M)
250 g Feta
Würzsalz (nach Belieben, z. B. mit schwarzem Sesam)
Zubereitungszeit 30 Minuten + 25 Minuten Backzeit
Zubereitung
• Den Backofen auf 160 Grad Celsius (Umluft) vorheizen. Zwei Bögen Backpapier zu Päckchen formen. Dazu die Bögen jeweils längs zusammenklappen und die Enden an den kurzen Seiten wie ein Bonbon eindrehen. Die Päckchen auf ein mit Backpapier belegtes Backblech setzen.
• Die Tomaten waschen und halbieren. Die Frühlingszwiebeln putzen, waschen und in dünne Ringe schneiden. Beides in einer großen Schüssel vermengen. Die Knoblauchzehe abziehen, durch die Presse drücken und dazugeben. Koriander und Petersilie waschen, trocken schütteln, die Blätter abzupfen und fein hacken. Ebenfalls mit in die Schüssel geben. Alles kräftig mit Salz und Pfeffer abschmecken.
• Eier in einer separaten Schüssel verquirlen und unter die Tomaten- Kräuter-Mischung ziehen. 150 g Feta grob zerbröseln, dazugeben und die Masse auf die beiden Backpapier-Päckchen verteilen. Die Omeletts im Ofen 25-30 Minuten backen, danach 5 Minuten ruhen lassen. Den restlichen Feta (100 g) grob zerbröseln und auf Omeletts verteilen, alles nach Belieben mit Würzsalz bestreut servieren.
Tipp: Die Omelett-Masse kann man ganz nach Geschmack variieren: So eignen sich auch kleine Zucchini- oder Schinkenwürfel, andere Käsesorten oder Kräuter wie Dill, Schnittlauch und Minze sehr gut dafür.
Nährwerte pro Portion: Kcal 390 | E 26 g | F 27 g | KH 7 g
Das kann dann so aussehen: Wer abnehmen möchte, isst zwei oder drei Mahlzeiten konsequent Low Carb. Wer sein Wunschgewicht hat und einfach halten möchte, bedient sich bausteinweise – mal zum Frühstück und Abendessen, mal ganztägig, mal nur zum Lunch – aus der Low-Carb-Schublade und sorgt so für die richtige Balance neben Lieblingsgerichten, auf die langfristig niemand verzichten möchte. Wer mit Freunden Pizza essen geht, hat selten Lust auf Salat – warum auch? Es spricht nichts dagegen, hier und da über die Stränge zu schlagen. Wichtig ist der kurzfristige Ausgleich: Mit leckeren Gemüsegerichten, wie einer Gemüse-Ramen, Low-Carb-Spaghetti, Rotkohlsteak oder Fried Rice aus Blumenkohl. Die Faustregel lautet: Nicht am Genuss sparen – denn ohne Genuss kein Spaß am Essen. Und der darf nie auf der Strecke bleiben.