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Gewürzunternehmen Ankerkraut Nach Shitstorm wegen Nestlé-Übernahme: "Die Kritik geht nicht spurlos an uns vorbei"

Ankerkraut
Ankerkraut-Gründer Stefan und Anne Lemcke
© Christoph Hardt/Geisler-Fotopres/ / Picture Alliance
Das Hamburger Gewürzunternehmen hat sich vom Lebensmittelriesen Nestlé kaufen lassen. Der Unmut der Kunden, aber auch der Kooperationspartner ist groß. Dafür entschuldigt sich Ankerkraut, steht aber hinter der Übernahme. Das sagen die Gründer. 

Viele Gründer hegen den Traum, ihr Start-up so groß zu machen, dass sie es später für viel Geld verkaufen können. Das Hamburger Gewürzunternehmen Ankerkraut hat genau das geschafft: 2013 mischte Stefan Lemcke noch Gewürze in seiner Garage in Hamburg-Wilhelmsburg, heute sind er und seine Frau Millionäre.

Vorige Woche wurde bekannt, dass der Lebensmittelriese Nestlé das Unternehmen übernommen hat. Die Gründer Anne und Stefan Lemcke bleiben als Gesellschafter und auch als Markenbotschafter erhalten. Dennoch: Der Unmut der Kund:innen als auch der Kooperationspartner:innen ist groß. Weil das Ehepaar an ein Unternehmen verkauft hat, das in ständiger Kritik steht wegen Kinderarbeit, Abholzung des Regenwaldes, ungesunder Babynahrung, Tierversuche, gentechnisch veränderter Lebensmittel und Ausbeutung der weltweiten Wasserressourcen.

Warum also Nestlé? "Wir sind seit der Gründung 2013 unaufhörlich gewachsen und haben uns vom Vorzeige-Start-up zu einem erfolgreichen Grown-up und Rockstar der Foodszene entwickelt. Darauf sind wir sehr stolz. Jetzt sind wir als Marke an einem Punkt angekommen, an dem wir uns strategisch und fachlich verstärken möchten, um Ankerkrauts Wachstum weiter so stark voranzutreiben, wie wir es in der Vergangenheit geschafft haben", sagen die Gründer auf Nachfrage des stern. Sie stehen hinter ihrer Entscheidung und auch hinter dem Unternehmen Nestlé. Sie teilen weiter mit: "Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass ein solches Wachstum nur mit einem starken strategischen und international aufgestellten Partner möglich ist. Wir sind überzeugt, dass wir mit Nestlé genau diesen Partner gefunden haben."

Kritik hat Ankerkraut "vorausgesehen"

Die Kritik an dieser Entscheidung haben die Lemckes "zum Teil vorausgesehen". "Sie geht natürlich nicht spurlos an uns vorbei, vor allem nicht an unseren Mitarbeiter:innen." Und trotzdem wollen die Gründer beweisen, dass die Authentizität, für die sie ihre Fans lieben gelernt haben, bleiben wird. "Wir sind fest entschlossen zu beweisen, dass wir es ernst meinen, wenn wir sagen: Ankerkraut bleibt Ankerkraut, wir werden weiterhin als eigenständiges Unternehmen tätig sein."

Indes haben sich viele Kooperationspartner vor den Kopf gestoßen gefühlt, sie wurden von der Nachricht der Übernahme überrascht. Beispielsweise der YouTube-Star LeFloid, der eigentlich eine Kooperation mit Ankerkraut hatte. Seit dem Nestlé-Deal ruderte dieser aber zurück. Auf Instagram schrieb er: "Da eine Kooperation mit Nestlé für uns nicht infrage kommt, sehen wir keine andere Option, als die Zusammenarbeit mit Ankerkraut schnellstmöglich zu beenden." Ankerkraut entschuldigte sich mittlerweile dafür, dass es ihre Partner nicht in Kenntnis setzen konnte: "Es tut uns aufrichtig leid, dass wir sie nicht im Vorfeld informieren konnten und sie von der Nachricht überrascht wurden. Bis zu der Einigung konnten wir niemanden im Voraus informieren, sobald dies möglich war, haben wir offen kommuniziert." Und gleichzeitig ließ eine Sprecherin verlauten: "Wenn natürlich jetzt jemand sagt 'Tschüss, Ankerkraut', dann ist das eben so. Solche Menschen kann man und soll man auch nicht aufhalten". 

Das Ehepaar Lemcke habe "ein gutes Gefühl mit Nestlé". Ob sich das bewahrheiten wird, wird die Zukunft zeigen. Das Unternehmen beschäftigt rund 250 Mitarbeiter:innnen, mit einem Marktanteil von 10 Prozent und einem Jahresumsatz von rund 50 Millionen Euro. 

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