Wären die Albaner nicht so nett zu Food-Aktivist Hendrik Haase gewesen, hätte er noch weniger Punkte erhalten. Aber erstmal von vorne: Tim Mälzer sucht sich normalerweise Gegner aus, die ihm kulinarisch ebenbürtig oder zumindest technisch überlegen sind. Mit Hendrik Haase bekam er es mit einem Kontrahenten zu tun, der ihm vielleicht mit dem Wissen über die Kulinarik das Wasser reichen kann, aber keinesfalls beim Kochen. Deshalb wusste man schon zu Beginn: Haase wird keine Chance haben.
Dieser ist gelernter Kommunikationsdesigner, ein bunter Hund, wie man sagen würde. Er ist Mitbetreiber der Metzgerei "Kumpel & Keule" in Berlin-Kreuzberg, die sich der Transparenz verschrieben hat. Haase ist gern laut, macht auf Missstände in der Lebensmittelindustrie aufmerksam und ist mehr Theoretiker auf dem Gebiet als Praktiker. Trotzdem: Chapeau, dass er sich dem Duell bei "Kitchen Impossible" überhaupt stellte, es hätte noch schlimmer kommen können.
Hier wurde gekocht:
- Hendrik Haase im Louis C. Jacob in Hamburg
- Tim Mälzer beim weltweit ersten Bioland- und Demeter Fine-Dining Restaurant "1950" in Hayingen
- Hendrik Haase bei Starkoch Bledar Kola in Tirana (Albanien)
- Tim Mälzer bei René Frank in der Coda in Berlin
Das wurde gekocht:
- Hendrik Haase muss beim Hamburger Soßenmeister Thomas Martin klassisch französisch kochen: geschmorte Ochsenschulter samt grandioser Soße! Dabei liegt die Tücke nicht nur in der Technik, sondern im Geschmack
- Auf Tim Mälzer wartet beim Bio-Koch Simon Tress ein "brutal regionales" Gericht auf Basis von Kohlrabi. Es heißt "Kohlrabi vs. Karotte", alle Zutaten dafür muss Mälzer im Umkreis von nur 25 Kilometern besorgen.
- In Tirana wird Hendrik Haase auseinander genommen: Er muss das Traditionsgericht "Fli mit Forelle" auf offenem Feuer in einer Outdoorküche zubereiten.
- Hendrik Haase weiß aber auch um Mälzers Achillesferse: Desserts. Beim Zwei-Sterne-Koch René Frank dreht sich alles um den Nachtisch. Mälzer muss ein Auberginen-Dessert mit Pekannuss-Eis und Apfelbalsamico-Gelee kochen und meistert dies auf unkonventionelle Weise.
Hier ist Mälzer in Höchstform:
Dass ein Spitzenkoch sich noch etwas von Tim Mälzer abgucken kann, ist die größte Ehre für den TV-Koch. Genau das ist bei Simon Tress passiert. Der gibt zu: "Tims grüne Sauce ist schöner als meine. Ich glaube, das Öl werde ich übernehmen." Der TV-Koch geht unkonventionelle Wege, findet aber durchs Experimentieren und durchs Herantasten an den Geschmack, den richtigen Weg. "Der Weg ist das Ziel bei 'Kitchen Impossible'", sagt Mälzer. Das ist ihm gelungen. Die Jury gibt zu: "Das Risotto schmeckt besser als bei Simon Tress." Der absolute Ritterschlag für Mälzer. Er erhält insgesamt 8,4 Punkte und liegt damit in Führung.
Das beste Gericht:
"Fli mit Forelle" ist ein Gericht, das eine Geschichte erzählt. Hendrik Haase darf das albanische Küchenheiligtum bei Starkoch Bledar Kola in Tirana nachkochen. Kola sagt: "Fli ist unsere DNA". Dabei handelt es sich um eine Art Pfannkuchen aus Weizen- und Maismehl und einer Milchcremefüllung. Haase gibt sein Bestes, dem Gericht gerecht zu werden, doch scheitert er daran, die optimale Konsistenz zu erreichen. Zudem erkennt er nicht, dass Maismehl für den Fli verwendet wird. Die Albaner meinen es dennoch gut mit ihm, er erhält 7,9 Punkte. Was nicht an der Technik liegt, sondern daran, dass Haase das Gericht und die Geschichte dahinter verstanden hat.
Der gemeinste Moment:
Gemein ist zum einen allein schon, dass Tim Mälzer einen ungelernten Koch in die klassische französische Küche schickt. Beim Louis C. Jacob geht es natürlich auch darum, dass das Essen gut schmeckt. Aber vor allem geht es um Kochtechnik, etwas was Haase nicht gelernt hat. Trotzdem stellt er sich der Challenge, kocht bereits am Vortrag einen Saucenfonds an und gibt alles, um nicht zu scheitern. Das Ergebnis der Jury ist dann aber zum Teil respektlos, wie auch Mälzer zugeben muss. Hendrik Haase erhält von einem Jury-Mitglied nicht einmal einen einzigen Punkt.
Der beste Originalkoch:
"Jeder, der das gesehen hat, muss hier essen gehen", sagt Tim Mälzer. René Frank sei ein "großartiger Kollege", schwärmte der TV-Koch. Das Coda in Berlin ist ein Restaurant, das sich ausschließlich auf Desserts spezialisiert hat. Das ist weltweit einzigartig. Dafür gab es 2019 den ersten Michelin-Stern, mittlerweile hält es sogar zwei. Mehr Infos dazu gibt es hier.
Meister der Analyse
Besonderes Augenmerk sollte man bei Hendrik Haase auf die Analyse legen. Als Autodidakt und nicht ausgebildeter Koch ist die zum Teil wirklich gut. Anders als Mälzer schreibt er sich nicht nur die einzelnen Komponenten auf, er skizziert jedes Gericht und malt mit Buntstiften Konsistenz und Farblichkeiten auf. Zudem versteht er die DNA des Gerichts. Die kulinarische Intelligenz ist ihm sicher. Leider hapert's bei der Umsetzung.
Zum Schluss hatte Hendrik Haase keinerlei Chance gegen Tim Mälzer. Er verliert mit 11,5 zu 14,8 Punkten. Der TV-Koch ist mittlerweile sehr stark in den Challenges. Was so simpel und improvisiert bei ihm aussieht, ist tatsächlich die Arbeit eines Profis. Dennoch tut es gut, diesen Kontrast zwischendurch zu sehen – und eben auch, wie hart die Umsetzung der Aufgaben für einen Hobbykoch sind.

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