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Rechtsterrorismus 30 Jahre – 208 Opfer: So viele Menschen starben mindestens seit der Einheit durch rechte Gewalt

Opfer von rechtem Terror
15 von 200 (von links nach rechs, von oben nach unten): Amadeu Antonio Kiowa, 28 am 6.12.1990 in Eberswalde zu Tode geprügelt; Alexander Selchow, 21 am 1.1.1991 in Göttingen erstochen; Nguyen Van Tu, 24 am 24.4.1992 in Berlin erstochen; Yeliz Arslan, 10 am 23.11.1992 in Mölln verbrannt; Mustafa Demiral, 56 am 9.3.1993 in Mülheim zu Tode gehetzt;  Beate Fischer, 32 am 23.7.1994 in Berlin erwürgt; Jean-Daniel Makodila, 3 am 18.1.1996 in Lübeck verbrannt; Thomas Goretzky, 35 am 14.6.2000 in Dortmund erschossen; Kajrat Batesov, 24 am 23.5.2002 in Wittstock zu Tode geprügelt; Waldemar Ickert, 16 am 19.12.2003 in Heidenheim erstochen; Marwa El- Sherbini, 31 am 1.7.2009 in Dresden erstochen; Selçuk Kiliç, 15 am 22.7.2016 in München erschossen; Walter Lübcke, 65 am 2.6.2019 in Kassel erschossen; Sedat Gürbüz, 30 am 19.2.2020 in Hanau erschossen; Gökhan Gültekin, 37 am 19.2.2020 in Hanau erschossen
Der Anschlag von Hanau ist kein tragischer Einzelfall. Seit der Wiedervereinigung haben rechtsextreme Täter zehn Mal so viele Menschen getötet wie Islamisten und Linksextreme zusammen. Es ist Zeit, endlich hinzuschauen. 
Von Walter Wüllenweber

Es war der 24. November 1990, wenige Wochen nach der Wiedervereinigung. Gut 50 Skinheads aus Eberswalde hatten sich verabredet. Zum „Negerklatschen“. Am späten Abend entdeckten sie einen Vertragsarbeiter aus Angola. Sie umzingelten ihn, schlugen ihn zu Boden, legten seinen Kopf auf die Bordsteinkante. Und sprangen darauf. Aus sicherer Entfernung schauten bewaffnete Polizeibeamte zu. Als einer der Täter beim Prozess nach den Motiven gefragt wurde, sagte er: „Weil der Neger so dreckig gegrinst hat.“ Nur ein Teil der Täter wurde gefasst, und noch weniger wurden verurteilt. Zu maximal vier Jahren Gefängnis.

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