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Folgen für Kultur und Sport Wie der Kampf gegen Corona das öffentliche Leben in Deutschland jetzt schon lahmlegt

Das leere Stadion Borussia-Park
Das leere Stadion Borussia-Park. Das Bundesliga-Nachholspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln darf wegen des Coronavirus nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. 
© Roland Weihrauch / DPA
Im Fußball stehen Geisterspiele an. Die Deutsche Eishockey Liga bricht ihre Spielzeit ganz ab. Konzerte, Messen und weitere Großveranstaltungen fallen aus oder werden verschoben. Das Coronavirus bringt auch in Deutschland einiges durcheinander.

Fußballer spielen vor leeren Rängen. Die Deutsche Eishockey Liga bricht die gesamte Saison ab, so dass es in diesem Jahr keinen Meister geben wird. Unzählige Konzerte entfallen. Der Kampf gegen das neue Coronavirus hat massive Auswirkungen auf das öffentliche Leben.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte ein einheitliches Handeln aller Bundesländer im Kampf gegen die Krankheit. Die Europäische Union will die Folgen der Krise für die Wirtschaft abfedern - und stellt dafür 25 Milliarden Euro zur Verfügung. 

Mehrere deutsche Bundesländer, darunter das besonders von Sars-CoV-2 betroffene bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen, hatten am Dienstag angekündigt, dass Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abgesagt werden sollen. Eine generelle Schließung von Schulen und Kitas war zunächst in keinem Bundesland vorgesehen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts waren bis Dienstag 1296 Menschen in Deutschland mit dem Virus infiziert, zwei sind gestorben.

Drastische Folgen für Kultur und Sport

Das Kulturleben von Berlin und anderen deutschen Metropolen ist von diesem Mittwoch an wegen des neuen Coronavirus drastisch eingeschränkt. Die Aufführungen in den großen Sälen der staatlichen Häuser in der Hauptstadt sind zunächst bis zum 19. April abgesagt. In Bayern sind alle staatlichen Theater, Konzertsäle und Opernhäuser bis 19. April geschlossen.

Popstar Madonna lässt zwei Konzerte ihrer aktuellen "Madame X"-Tour in Paris ausfallen. Star-Gitarrist Carlos Santana sagte die Europatermine seiner Miraculous World Tour aufgrund "gesundheitsbehördlicher Entscheidungen und lokaler Reisebeschränkungen" ab. Das betrifft auch die Konzerte in München und Köln (22./23. März). Konzerte von Roland Kaiser (14./15.3. in Magdeburg) fallen ebenfalls aus. In Köln gab das Gürzenich-Orchester am Dienstagabend in der Philharmonie ein Konzert ohne Publikum - aber per Livestream im Internet. 

Der Vatikan sperrte den Petersplatz in Rom für die Öffentlichkeit. Und in Kalifornien wird das legendäre Coachella-Festival nicht wie ursprünglich geplant Mitte April stattfinden. 

Hunderttausende Fußballfans werden in den kommenden Wochen aus den Stadien ausgesperrt. Betroffen sind zunächst die Partien Gladbach gegen Köln an diesem Mittwoch und Dortmund gegen Schalke am Samstag. Auch die Nationalelf muss ihren EM-Test gegen Italien am 31. März in einer leeren Nürnberger Arena austragen, wie der Deutsche Fußball-Bund mitteilte. Auch in England gibt es die erste Verschiebung: Das für Mittwochabend geplante Nachholspiel in der Premier League zwischen Pep Guardiolas Manchester City und dem FC Arsenal ist betroffen - ein neuer Termin steht noch nicht fest. 

Wie und wann die anstehenden Abi-Prüfungen in Deutschland stattfinden können, ist ebenfalls fraglich: Die Kultusminister der Länder wollen sich bei der Kultusministerkonferenz (KMK) am Donnerstag und Freitag in Berlin "intensiv zum Umgang mit den Coronavirus austauschen", sagte die KMK-Präsidentin, Stefanie Hubig (SPD), den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). 

CSU-Chef Söder fordert einheitliches Krisenmanagment

Bayerns Ministerpräsident Söder sagte vor der Ministerpräsidentenkonferenz an diesem Donnerstag, nötig sei ein für alle Bundesländer einheitliches Krisenmanagement: "Sonst entsteht Verunsicherung in der Bevölkerung", sagte Söder der Deutschen Presse-Agentur in München. Er kritisierte: "Solche Fälle wie in Berlin, wo Fußballspiele mit Zuschauern im Alleingang zugelassen werden sollen, schwächen die Gesundheitsvorsorge in Deutschland." 

Mit dem Erreger, der die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann, könnten sich 60 bis 70 Prozent der Deutschen infizieren - das hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag laut Teilnehmern in der Fraktionssitzung gesagt. Alle nicht notwendigen Veranstaltungen sollten abgesagt werden. Am Freitag (18.00 Uhr) will sie mit Spitzenvertretern von Arbeitgebern und Gewerkschaften über weitere Anti-Krisen-Maßnahmen beraten. Das berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland unter Berufung auf Regierungskreise. 

Coronavrius erklärt: Prof. Dr. Christian Drosten bei der Bundespressekonferenz in Berlin

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte nach einer Videokonferenz der Staats- und Regierungschefs Finanzhilfen angekündigt. Das Geld komme aus den Strukturfonds und solle rasch fließen, sagte von der Leyen. Die EU wolle damit unter anderem das Gesundheitswesen, den Arbeitsmarkt sowie kleinere und mittlere Unternehmen stützen. 

Kampf gegen Coronavirus: Italien riegelt sich ab

Derweil stieg die Zahl der Coronavirus-Erkrankungen in China mit 24 neu nachgewiesenen Fällen wieder leicht. Wie aus von der Pekinger Gesundheitskommission vorgelegten Zahlen hervorging, wurden damit landesweit fünf Fälle mehr als am Dienstag registriert. Auch die Zahl der neuen Todesfälle legte im Vergleich zum Vortag wieder leicht von 17 auf 22 zu. Seit Beginn der Epidemie im Dezember haben sich nach der offiziellen Statistik 80.778 Menschen mit dem Virus infiziert. Mehr als 61.000 haben die Krankenhäuser wieder verlassen. 3158 Tote sind bislang in der Volksrepublik zu beklagen.

Auch in Südkorea stieg die Zahl der neu erfassten Sars-CoV-2-Infektionen nach der rückläufigen Entwicklung in den vergangenen Tagen deutlich. Am Dienstag seien 242 weitere Fälle diagnostiziert worden, teilten die Gesundheitsbehörden am Mittwoch mit. Die Gesamtzahl erreichte damit 7755. Die Zahl der Todesfälle, die mit dem Coronavirus in Verbindung gebracht werden, kletterte um sechs auf 60. 

In Italien, dem von der Virus-Ausbreitung bislang stärksten betroffenen Land in Europa, sollen die rund 60 Millionen Einwohner seit Dienstag bis 3. April möglichst zu Hause bleiben. Als Ausnahmen gelten Einkaufen, der Job, Arztbesuche oder die Hilfe für alte oder kranke Verwandte. Österreich und Slowenien erschweren massiv die Einreise aus Italien. Die Bundesregierung rät von allen nicht erforderlichen Reisen nach Italien ab.

Und selbst auf den Präsidentschaftswahlkampf in den USA wirkt sich die Coronavirus-Epidemie aus: Die demokratischen Präsidentschaftsbewerber, der linke Senator Bernie Sanders und Ex-US-Vizepräsident Joe Biden, sagten für diesen Dienstagabend (Ortszeit) geplante Wahlkampfauftritte im US-Bundesstaat Ohio ab.

fs DPA

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