Mysteriöse Lungenentzündung Infektionsalarm in Frankfurt

Die mysteriöse Erkrankung des 32 Jahre alten Patienten auf der Isolierstation in Frankfurt gibt weiter Rätsel auf. Immer noch ist unklar, ob er an der asiatischen Lungenentzündung leidet, die weltweit schon neun Todesopfer gefordert hat.

Erster Verdachtsfall von Lungenentzündung in England

Auch in Großbritannien gibt es möglicherweise einen ersten Verdachtsfall der mysteriösen Lungenentzündung SARS. Nach seiner Rückkehr aus Hongkong am Sonntag ist ein Mann mit Krankheitssymptomen in ein Krankenhaus gebracht worden. Über den genauen Aufenthaltsort des Patienten machten die Behörden am Montag keine Angaben.

Die britischen Behörden wollten eine Verbindung des Falles mit dem Ausbruch der Lungenentzündung in Asien noch nicht bestätigen: "Wir beobachten diesen Ausbruch sehr genau", sagte der Chef des britischen Gesundheitsamtes, Sir Liam Donaldson, der BBC.

"Wir sind uns aber noch nicht sicher, ob der britische Fall mit den Erkrankungen in Asien zusammenhängt" fügte er hinzu. Das britische Gesundheitsministerium hat in der Zwischenzeit alle Asienreisenden, die nach dem 23. Februar aus der Region zurückgekehrt sind und über Symptome der Lungenentzündung klagen, aufgefordert, medizinischen Rat einzuholen

Auch Ehefrau des Lungen-Patienten hat Fieber

Bei der Ehefrau des in Frankfurt am Main behandelten Lungen-Patienten sind am Montag Fieber und leichte Zeichen einer leichten Halsentzündung aufgetreten. Ob dies Symptome des Schweren Akuten Atemwegssyndroms (SARS) sind, ist allerdings unklar, wie die behandelnden Ärzte im Frankfurter Universitätsklinikum am Nachmittag mitteilten. Bei dem 32-jährigen Arzt aus Singapur sei der Gesundheitszustand stabil.

"Die bisher gezeigten Symptome Fieber, Muskel- und Knochenschmerzen sowie Husten dauern an. Sie haben sich bis heute weder verbessert noch verschlechtert", erklärte der behandelnde Arzt und Leiter der Isolierstation des Klinikums, Hans-Reinhard Brodt. Dagegen seien die anfänglichen Symptome bei der mitgereisten Schwiegermutter abgeklungen. Weiter unklar war nach Angaben der Klinik, ob die drei Personen, die nach einem Flug von New York nach Frankfurt seit Samstag auf der Isolierstation der Uni-Klinik behandelt werden, mit SARS infiziert sind - einem neuen, hochansteckenden Typ Lungenentzündung, der inzwischen weltweit neun Todesopfer gefordert hat.

Weltweit 150 Verdachtsfälle

Der 32-Jährige, der seit Samstag in Isolier-Behandlung ist, hatte den ersten Infektionsalarm in Europa ausgelöst. Mehrere europäische Staaten verstärkten am Sonntag Kontrollen und Vorsorgemaßnahmen. An der Krankheit sollen neun Menschen in Asien gestorben sein. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sind binnen der vergangenen Woche weltweit 150 Verdachtsfälle aufgetreten, hauptsächlich in China, Hongkong, Singapur und Vietnam.

Info-Blatt am Flughafen

Das hessische Sozialministerium sieht jedoch keine Gefahr für die Menschen in Deutschland. Für Passagiere, die in Frankfurt ankommen, wolle das Ministerium ein Informationsblatt vorbereiten, sagte Sprecherin Petra Müller-Klepper. Es richte sich an Reisende aus Ländern, in denen die mysteriöse Lungenentzündung bereits auftrat. Darin soll es Hinweise auf mögliche Symptome geben. Außerdem würden die Menschen darin gebeten, sich zu melden, wenn sie solche Symptome bei sich feststellen. Nach Empfehlung der WHO sollten Reisende auf schnell auftretendes Fieber, Muskelschmerzen und Heiserkeit achten.

Erreger nicht identifiziert

Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin untersucht Proben der drei Patienten. Bislang sei der Erreger - auch bei Untersuchungen in anderen Staaten - noch nicht identifiziert worden, berichtete eine Sprecherin des Institutes. Die Gefahr einer Ansteckung mit der asiatischen Lungenentzündung sei nach bisherigen Erkenntnissen nicht extrem hoch.

Jumbo wurde desinfiziert

Der Infektionsspezialist aus Singapur hatte in seiner Heimat Anfang März mit zwei Patienten aus Hongkong Kontakt, die an der Krankheit litten. Danach reiste er nach New York zu einem Kongress. Auf dem Rückflug nach Singapur über Frankfurt bekam er im Flugzeug plötzlich hohes Fieber und Schmerzen. In Deutschland wurden er und seine Schwiegermutter sofort in die Isolierstation des Universitätskrankenhauses gebracht. 235 Mitreisende kamen vorübergehend in Quarantäne. Der Jumbo-Jet der Fluggesellschaft Singapore Airlines wurde unter Polizeibewachung desinfiziert und flog am Sonntag ohne Passagiere nach Singapur.

"SARS" schwere Bedrohung

Die Weltgesundheitsorganisation WHO stufte die als Schweres Akutes Atemnotsyndrom (SARS) bezeichnete Krankheit als weltweite Bedrohung ein. In Genf sagte WHO-Generaldirektorin Gro Harlem Brundtland: "Jetzt ist dieses Syndrom eine weltweite Bedrohung für die Gesundheit." Die Welt müsse zusammenarbeiten, um die Ursache herauszufinden und die Ausbreitung zu stoppen.

Möglicher Fall in Slowenien

In Slowenien ist eine Frau möglicherweise an einem neuen Typ Lungenentzündung erkrankt. Gesundheitsminister Dusan Kleber sagte am Sonntagabend im slowenischen Fernsehen, die Frau sei vor zehn Tagen aus Vietnam über Paris eingereist. Es sei höchstwahrscheinlich, dass die Frau an der mysteriösen Krankheit leide, es gehe ihr jedoch relativ gut. Keber sagte, nach Labortests seien andere Formen der Lungenentzündung bei der erkrankten Frau ausgeschlossen worden. Sie sei auf eine Isolierstation in einem Krankenhaus in Ljubljina gebracht worden. Am Wochenende war in Frankfurt am Main ein Arzt aus Singapur mit verdächtigen Krankheitssymptomen gemeinsam mit seiner Frau und seiner Schwiegermutter auf eine Isolierstation gebracht worden.

Weitere Verdachtsfälle in Genf

Auch in Genf traten Verdachtsfälle der neuen hochansteckenden Lungenentzündung auf. Wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in der Nacht zum Montag mitteilte, meldeten sich zwei Menschen nach der Rückkehr aus Südostasien bei den Gesundheitsbehörden des Kantons Genf mit Fieber und Atembeschwerden. Weitere Erkenntnisse lagen zunächst nicht vor.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO gab am Wochenende eine Reisewarnung wegen der mysteriösen Krankheit heraus, deren Erreger unbekannt ist und die bisher auf keine Medikamente anspricht. Zu den Symptomen des Schweren Akuten Atemwegs-Syndrom (SARS) gehören sehr hohes Fieber, Muskelschmerzen, Husten und Atemnot.

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