2. Halbfinale Eurovision Song Contest Zitterpartie für die Favoriten

Norwegen und Griechenland mussten beim zweiten Halbfinale um den Einzug in die Endrunde bangen. Der Abstimmungskrimi ließ das Moskauer Publikum allerdings ebenso kalt wie der sexy Auftritt der Ukrainerin Svetlana Loboda. Ob Dita von Teese den Gastgebern einheizen kann?

Beim Feiern macht den Russen angeblich so schnell keiner was vor: Sie gelten als trinkfest, ihre ausgelassenen Partys sind berüchtigt, und auf Mallorca wollen nicht mal die Engländer mit ihnen das Hotel teilen. Vom Eurovision Song Contest in Moskau scheint die russische Seele allerdings nicht ergriffen zu sein. Während die angereisten Fans aus Deutschland, Holland, Skandinavien, Griechenland und Spanien beim zweiten Semifinale am Donnerstagabend in der Olympia-Halle für Partystimmung sorgten, übten sich die Gastgeber in gelangweilter Zurückhaltung. Und das, obwohl am Schluss der Show ein wahrer Abstimmungs-Krimi zu sehen war.

Ausgerechnet die beiden männlichen Favoriten, Alexander Rybak aus Norwegen und Sakis Rouvas aus Griechenland, mussten um ihren Einzug in die Endrunde bangen. Im sogenannten "Greenroom" hinter der Bühne sahen sie mit versteinerter Miene mit an, wie die Liste der zehn Finalteilnehmer sich ohne sie füllte: Aserbaidschan ist dabei, dann Kroatien und schließlich auch noch eine der härtesten Konkurrentinnen um den Sieg, Svetlana Loboda aus der Ukraine. Mit einer aufwändigen Bühnenshow, einem schmissigen Poptitel und viel nackter Haut sicherte sich Loboda das Finalticket. Es folgten Litauen, Albanien, Moldau, Dänemark und Estland, bis nur noch zwei Plätze übrig waren, aber noch elf Kandidaten auf dem Sofa.

Russen verlassen den Saal

Gut ein Drittel der Zuschauer in der Moskauer Olympia-Arena muss zu diesem Zeitpunkt bereits auf heimischen Polstermöbeln gesessen haben. Noch ehe die holländische Band "The Toppers" mit im Publikum verteilten LED-Taschenlämpchen die Halle zum Glühen brachten, waren viele aufgestanden und gegangen. Fast als wäre beim Heimspiel gerade das 0:4 für die gegnerische Mannschaft gefallen. Schuld am mangelnden Enthusiasmus der Moskauer Zuschauer war vor allem die Saalaufteilung Schuld. Zu viele VIP-Plätze umgeben den vorderen Bühnenbereich, der traditionell für eingefleischte Grand-Prix-Fans reserviert ist. Immerhin: Als der neunte Finalist verkündet wird, macht sich selbst auf den Stühlen der VIP's Jubel breit.

Sexappeal siegt über Bierbauch

Denn Alexander Rybak hat's geschafft. Während die norwegischen Fans sich vor Glück in den Armen liegen, skandieren die griechischen laut "Sakis, Sakis". Es geht um den letzten Platz fürs Finale. Der ESC-Veteran Rouvas (2004 mit "Shake it" auf dem dritten Platz) hat einen Körper wie ein griechischer Gott und könnte dennoch dem Serben mit Bierbauch und Don-King-Friseur unterliegen. Doch am Ende siegt der Sexappeal: Griechenland steht in der Endrunde. Dort trifft Sakis dann nicht nur erneut auf die Konkurrenz aus Norwegen und der Ukrainer, sondern auch aus Frankreich, Spanien, Großbritannien und Deutschland.

Mit einem Staraufgebot wollen die sogenannten Big Four (die als größte Geldgeber automatisch fürs Finale qualifiziert sind) beweisen, dass sie die Hoffnung auf einen Sieg nicht aufgegeben haben. Frankreich schickt Patricia Kaas mit einem beeindruckenden Chanson nach Moskau, Spanien hofft mit Soraya Arnelas, die 2005 durch eine Castingshow bekannt wurde, auf Punkte. Mit einem echten musikalischen Schwergewicht wartet Großbritannien auf: Musical-Erfolgsautor Andrew Lloyd Webber ("Phantom der Oper") will mit der Sängerin Jade Ewen den Grand Prix nach England holen. In seiner Heimat und in Osteuropa hat er es mit der Pop-Ballade "It's My Time" bereits ganz vorne in die Charts geschafft. Und Deutschland? Ausgerechnet Proll-Produzent Alex Christensen ("Du hast den schönsten Arsch der Welt") will uns vor einer weiteren Blamage bewahren.

Als "Alex swings and Oscar sings" tritt er zusammen mit dem amerikanischen Sänger Oscar Loya mit der Swing-Pop-Nummer "Miss Kiss Kiss Bang" an. Der Song ist für den hitverwöhnten Komponisten bisher allerdings nur ein mäßiger Erfolg - in Deutschland hat der Titel es mit Ach und Krach unter die Top 20 geschafft. Trotzdem glaubt Christensen an sich: "Wir werden es am Samstag unter die ersten Zehn schaffen", sagte er zu stern.de. Damit das klappt, hat er sich prominente Unterstützung auf die Showbühne geholt. Stripperin Dita von Teese wird sich als Tänzerin im Hintergrund räkeln. Wie nackt, das soll noch nicht verraten werden. Aber vielleicht gerade nackt genug, um das Moskauer Publikum aus der Reserve zu locken.

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