Horst Lichter hat keine Ahnung, was da auf dem Expertentisch bei "Bares für Rares" liegt. Experte Sven Deutschmanek verrät nur so viel: "Das ist etwas ganz Besonderes." Auch der Besitzer Udo Zehe weiß nicht, worum genau es sich dabei handelt. Er hat den Flohmarktfund aus dem fränkischen Münnerstadt mit in die Trödelshow gebracht und möchte gerne mehr darüber erfahren.
Als Lichter den Beruf seines Gastes hört, wird er hellhörig: Der 62-Jährige ist Kommunikationstrainer. "Und? Geht bei mir?", fragt der Moderator. Doch Zehe beruhigt ihn: "Geht gut."
"Bares für Rares": Der Experte hängt noch eine Null dran
Dann geht es aber zum eigentlichen Grund des Besuchs, der Experte hat nun das Wort: Man habe es hier mit einem Trigonometrischen Schnellmess- und Rechenschieber zu tun, erläutert Deutschmanek. Erfunden wurde das Gerät um 1875 von dem Wiener Forstwirt und Ingenieur Eduard Apfelbeck. Es enthalte mehr als 200 Funktionen, so könne man etwa die Aufgangszeit der Sonne berechnen oder auch Winkel ausmessen.
50 bis 70 Euro hätte Zehe gerne für seinen Fund, den er für 10 Euro auf dem Flohmarkt erstanden hat. "Da bin ich voll bei dir", sagt Experte Deutschmanek, als er den Schätzwert ermittelt. "Aber ich mach jeweils eine Null dran: 500 bis 700 Euro." Horst Lichter ist ganz aus dem Häuschen vor Begeisterung.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Auch die Händler wissen nicht, um was es sich bei dem vorliegenden Objekt genau handelt. "Da brennt der Kopf etwas", sagt David Suppes, und bittet um Aufklärung. Doch auch danach scheint man keine genaue Vorstellung vom Wert des Messgeräts zu haben. Wolfgang Pauritsch startet die Auktion mit 20 Euro. Entsprechend vorsichtig geht es weiter. Bei 110 Euro erkundigt er sich beim Verkäufer, ob der mit den Geboten zufrieden sei. Da erwähnt Zehe die Expertise – so kommt endlich etwas Bewegung in die Sache. Am Ende ist es Pauritsch, der das letzte Wort behält und den Schnellmessschieber für 550 Euro ersteigert.
Hinterher strahlt Udo Zehe in die Kamera: "Ich hätte nie gedacht, dass aus 10 Euro auf dem Flohmarkt so viel werden kann."
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