Oldenburg, du hast es gut. Während TV-Deutschland sich noch in gespannter Vorfreude auf das Dschungelcamp - und dort möglicherweise auf einen der exotischsten Bundesligaprofis der letzten Dekaden – wiegt, verzückte der Umworbene am Montag die Zuschauer in der EWE-Arena, als hätte er das Werder-Jersey nie abgelegt. In Deutschland kickte Aílton Gonçalves da Silva, kurz Ailton, zuletzt für den Fünftligisten FC Oberneuland, im Februar 2011 war er zum brasilianischen Zweitligisten Rio Branco EC gewechselt. Über 15 Stunden Anreise hatte der 38-Jährige von dort auf sich genommen, um in Oldenburg für das Traditionsteam von Werder Bremen aufzulaufen. Den Reisestrapazen war es jedoch kaum geschuldet, dass der einstige "Kugelblitz" mehr stand als ging. Laufleistung war nie die Maßeinheit für des Brasilianers Effektivität.
Und die Oldenburger wussten die kleinen Gesten wie einst zu schätzen. Ein Schlenker hier, eine kurze Drehung dort – und die 2500 Zuschauer applaudierten begeistert. Ailton zahlte in seiner Währung zurück. Drei Tore in vier Spielen – die Bilanz des Mannes mit dem mächtigen Kinn. Zwei Vorrundensiege, das Aus im Halbfinale gegen Gladbach – die Bilanz des Werder-Teams, in dessen Reihen auch Frank "Otze" Ordenewitz und Dieter "Budde" Burdenski standen.
Nachfolger von Hartwig und Immel
Kaum war der Abpfiff des Spiels um Platz drei erklungen - die Bremer unterlagen Hannover 96 im Neunmeterschießen mit 3:4 –, galt das Interesse schon wieder dem Dschungel. Geht er nun für RTL in den australischen Busch oder geht er nicht? "Ich muss an die Zeit nach dem Fußball denken. Ich kann doch nichts anderes als Kicken", hatte Ailton einst bekundet. Zumindest Sprüche klopfen konnte er schon immer gut, und als Dampfplauderer mit Bundesliga-Vergangenheit sehen die Buchmacher ihn auch ohne endgültige Bestätigung als den Topfavoriten aufs Dschungelkrönchen. Jimmy Hartwig schaffte in der zweiten Staffel einen vierten Platz, Eike Immel wurde in der dritten Ausgabe nur Fünfter – die Zeit ist reif für einen Kicker-König. Es wäre nicht der erste Titel für Ailton: Mit Werder Bremen wurde er 2004 Meister und DFB-Pokalsieger, dazu holte er mit 28 Treffern den Titel des Torschützenkönigs.
"Noch nicht 100 Prozent"
In den Folgejahren geriet die Karriere von "Toni" ins Schlingern, die Clubs wechselte er schneller, als man Trikots mit seinem Namen beflocken konnte. Besiktas, Hamburger SV, noch einmal Besiktas, dann Grashoppers Zürich, Roter Stern Belgrad und schließlich die Zebras aus Duisburg. Schon beim Lesen der Vereinsnamen gerät man aus der Puste, und es geht noch weiter: Metallurg Donezk, Cashpoint SC Rheindorf Altach, Campinense, Chonqqing, Uerdingen, Oberneuland und zurück nach Brasilien, zum Rio Branco, der aktuellen Station des Mannes, gegen den Rudi Gutendorf wie ein Reisemuffel wirkt.
Nun also, am Ende einer kurvenreichen Karriere, geht Ailtons Blick Richtung Australien, Richtung Dschungelcamp. Während vielerorts bereits seine Teilnahme am RTL-Dschungelcamp kolportiert wird, bremst der Betroffene selbst die Erwartungen. Er habe Interesse, "es ist aber noch nicht 100 Prozent". "O Tigre", der Tiger, ist der Spitzname seines aktuellen Vereins, und den Tiger gibt Ailton auch ohne endgültige Zusage. Befragt nach seinen Wünschen für die Sendung, schaltet er bereits in Tarzan-Modus: "Eine schöne Frau – das ist immer interessant."
Eine Entscheidung über Ailtons Teilnahme wird am Dienstag oder Mittwoch erwartet.