Der Einsatz der Eurofighter in Polen wird nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums außerdem bis Ende Dezember verlängert - bisher war dieser bis Ende September geplant.
"Die Luftwaffe wird die Einsatzbereitschaft umgehend herstellen", erklärte das Ministerium. Mit dem sogenannten Air Policing soll die Unversehrtheit des Nato-Luftraums gewahrt und auf potenzielle Bedrohungen reagiert werden können.
Deutschland werde zudem seine Unterstützung für die Ukraine intensivieren, teilte Regierungssprecher Stefan Kornelius mit. Auf EU-Ebene werde die Bundesregierung "auf eine schnelle Verabschiedung" eines weiteren, robusten Sanktionspakets gegen Russland hinarbeiten.
In der Nacht zum Mittwoch hatte Russland die Ukraine erneut massiv mit mehr als 450 Drohnen und Raketen angegriffen. Nach Angaben des polnischen Regierungschefs Donald Tusk drangen auch mindestens 19 Drohnen teilweise hunderte Kilometer weit in den polnischen Luftraum ein.
Nach polnischen Angaben wurden mindestens drei Drohnen abgeschossen, auch mit Unterstützung niederländischer Kampfflugzeuge vom Typ F-35. Deutsche Patriot-Luftabwehrsysteme in Polen wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Im Osten Polens wurden ein Haus und ein Auto beschädigt. Wie das polnische Innenministerium am Mittwochabend bekannt gab, wurden die Trümmer von insgesamt 16 Drohnen gefunden.
Warschau und seine Nato-Verbündeten verurteilten das Eindringen der russischen Drohnen als gezielte Provokation gegen das gesamte westliche Militärbündnis. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bezeichnete den Vorfall als "ernsthafte Gefährdung des Friedens in ganz Europa".
Das russische Verteidigungsministerium hatte am Mittwoch versichert, dass "es keine Absicht gab, Ziele auf polnischem Gebiet anzugreifen". Moskau äußerte sich aber nicht dazu, ob der polnische Luftraum absichtlich verletzt wurde.
Polen ergriff derweil weitere Sicherheitsmaßnahmen. Wie die polnische Flugsicherheitsbehörde (PAZP) am Donnerstag mitteilte, wurde der Flugverkehr an der Ostgrenze zu den Nachbarländern Belarus und Ukraine bis zu einer Höhe von drei Kilometern für die zivile Luftfahrt gesperrt. Die Maßnahme gilt bis zum 9. Dezember. Für Drohnen ist das Überfliegen des betroffenen Gebiets nach Angaben von PAZP-Sprecher Marcin Hadaj "Tag und Nacht" verboten. Die Maßnahme solle "die nationale Sicherheit gewährleisten".
Am Donnerstag stand auch eine Sitzung von Polens Nationalem Sicherheitsrat zu den Luftraumverletzungen an. Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz wollte zudem das Parlament über den neuesten Kenntnisstand informieren.
Am Freitag befasst sich auch der UN-Sicherheitsrat mit dem Vorfall. Die von Polen beantragten Beratungen in New York finden um 15.00 Uhr (Ortszeit, 21.00 Uhr MESZ) statt, wie die gegenwärtige südkoreanische Präsidentschaft des UN-Gremiums mitteilte.
In der Nato wird der Vorfall im polnischen Luftraum derzeit auf Arbeitsebene analysiert. Es wird erwartet, dass eine Einschätzung des Militärkommandos des Bündnisses in den nächsten Tagen vorliegt. Dabei geht es auch um die Frage, was nötig ist, um die Luftabwehr der Nato zu verbessern.
Am Mittwoch war die Sitzung des Nordatlantikrats auf Antrag Polens unter Artikel 4 abgehalten worden, der Konsultationen im Bedrohungsfall vorsieht. Nato-Generalsekretär Mark Rutte verurteilte das "absolut gefährliche" Verhalten Russlands und betonte, das Bündnis sei bereit, "jeden Zentimeter" des Nato-Gebiets zu verteidigen.
Der "Spiegel" berichtete am Donnerstag, angesichts der Flugbahn von fünf der Drohnen vermuteten Nato-Militärexperten, dass die russischen Drohnen auf den polnischen Flughafen von Rzeszów im Südosten des Landes zielten, bevor mindestens drei von ihnen abgeschossen worden seien.
Polen zählt zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine. Der Flughafen in Rzeszów wird seit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine 2022 als Logistik-Hub genutzt, um einen Großteil der westlichen Waffenlieferungen zur Unterstützung der Ukraine abzuwickeln.
Seit Kriegsbeginn haben Polen und die Nato-Staaten im Baltikum immer wieder Verletzungen ihres Luftraums durch russische Drohnen gemeldet. Bislang waren aber nie derart viele Drohnen in den Luftraum eines Nato-Mitglieds eingedrungen, zum ersten Mal wurden zudem russische Drohnen abgeschossen.
Ab Freitag wollen Russland und Belarus ein gemeinsames Militärmanöver abhalten. Wegen der mehrtägigen Übung namens "Sapad-2025" (Westen-2025) hatte Polens Ministerpräsident Tusk am Dienstag die Schließung der Grenze zu Belarus angekündigt.
Schweden kündigte derweil weitere Militärhilfen für die Ukraine an. Das für die Jahre 2026 und 2027 vorgesehene Hilfspaket hat nach Angaben von Verteidigungsminister Pal Jonson einen Umfang von insgesamt rund 7,3 Milliarden Euro. Noch im laufenden Jahr werde Schweden der Ukraine zudem mehrere Artillerie- und Luftverteidigungssysteme sowie Drohnen liefern.