Die CDU will ihrerseits auf einem kleinen Parteitag am 28. April über das Koalitionspapier entscheiden, die SPD in einer Mitgliederbefragung. Erst nach der Zustimmung aller drei Parteien soll CDU-Chef Friedrich Merz Anfang Mai zum Bundeskanzler gewählt werden. Danach sollen dann die Mitglieder der neuen Bundesregierung benannt werden.
Söder sagte, im Koalitionsvertrag sei die "bayerische Handschrift" spürbar. Es sei gelungen, die Benachteiligungen Bayerns durch die abgewählte Ampel-Koalition zu beenden - Söder hatte insbesondere dem bisherigen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wiederholt vorgeworfen, Bayern bewusst zu benachteiligen.
Söder sagte zu den von ihm erwarteten wirtschaftlichen Chancen des Koalitionsvertrags für Deutschland: "Wir können damit eine Aufholjagd starten." Für die bayerische Wirtschaft etwa seien die geplanten Senkungen der Energiepreise von zentraler Bedeutung, alleine in Bayern bringe dies den Unternehmen vier Milliarden Euro.
Besondere Verhandlungserfolge für die CSU seien die Rückkehr zur vollständigen Rückvergütung beim Agrardiesel, die für 2026 geplante Erhöhung der Pendlerpauschale auf 38 Cent ab dem ersten Kilometer und die ebenfalls dann geplante dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie auf sieben Prozent. Im Tourismusland Bayern sei die Gastronomie nach der Automobilindustrie der wichtigste Zweig, da werde diese Senkung viel bringen. Auch die Ausweitung der Mütterrente sei ein CSU-Erfolg.
Ihm persönlich sei es außerdem ein wichtiges Anliegen gewesen, dass Nürnberg das NSU-Dokumentationszentrum bekomme. In Söders Heimatstadt soll damit an die rechtsextremistisch motivierte Mord- und Terrorserie erinnert werden - die Tatserie hatte im Jahr 2000 in Nürnberg begonnen, drei von zehn Morden der NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos waren in Nürnberg. Söder sagte, das Dokumentationszentrum sei "ein Stück weit auch Entschuldigung" an die Familien der Opfer.
Als weiteren Verhandlungserfolg aus seiner Sicht wies Söder darauf hin, dass Bayern als Kompensation für seine hohen Zahlungen in den Länderfinanzausgleich vom Bund 800 Millionen Euro erhalten solle. Trotzdem halte seine Landesregierung an der beim Bundesverfassungsgericht eingelegten Klage gegen den Länderfinanzausgleich fest. Es handle sich hier um eine solch grundsätzliche Frage, dass sie in Karlsruhe geklärt werden müsse.
Die CSU wird in der nächsten Bundesregierung drei Ministerien - Innen, Landwirtschaft und Forschung - führen. Daneben bekomme seine Partei fünf Staatssekretäre, das sei mehr als in früheren Unions-Regierungen. Söder hob hervor, dass die CSU erstmals auch einen Staatsminister im Auswärtigen Amt stelle. Damit erfülle er eine Uraltidee von Parteilegende Franz Josef Strauß. "Die CSU ist dann präsent vom kleinsten Dorf bis zur Uno, von Schneizlreuth bis Washington", sagte der CSU-Chef.