Die zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas vereinbarte Waffenruhe wird offenbar von beiden Seiten eingehalten. In Israel sowie im Gazastreifen widmeten sich Politik und Bevölkerung wieder dem Alltag, während Israel sich allerdings ausdrücklich das Recht auf neue Angriffe vorbehielt, sollte die Hamas die Waffenruhe brechen. Im Westjordanland nahm Israels Armee 55 Palästinenser unter Terrorverdacht fest.
Lediglich kurz nach Beginn der Feuerpause am Mittwochabend wurden nach Angaben der israelischen Polizei noch vereinzelt Raketen auf Südisrael abgefeuert, verletzt wurde aber niemand. Die Straßen im Gazastreifen waren am Donnerstag wieder belebt, die dort regierende Hamas rief einen Feiertag aus, um die Waffenruhe zu würdigen. Bei einer Parade schwenkten die Menschen palästinensische Flaggen, Autos fuhren hupend umher.
Der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak drohte mit neuen Angriffen, sollte die Waffenruhe durch die Hamas gebrochen werden. Die am Mittwochabend begonnene Waffenruhe könne "neun Tage, neun Wochen oder länger dauern", sagte er. "Aber wenn sie nicht hält, werden wir wissen, was zu tun ist." Barak verteidigte die Entscheidung der Regierung, von einer Bodenoffensive im Gazastreifen abzusehen. Ein solcher Einsatz hätte eine "Situation schaffen können, in der wir für mehrere Jahre im Gazastreifen hätten bleiben müssen".
Deutschland stellt 1,5 Millionen Euro bereit
Im Zuge der israelischen Militäroffensive, die am Mittwoch vergangener Woche begann, wurden mehr als 160 Palästinenser getötet. Auf israelischer Seite starben fünf Menschen. Für die medizinische Notversorgung im Gazastreifen stellte Deutschland zusätzliche 1,5 Millionen Euro bereit. Dies sei ein Beitrag zur Erarbeitung einer "echten Lebensperspektive", erklärte Außenminister Guido Westerwelle (FDP).
Im Westjordanland nahm die israelische Armee nach eigenen Angaben dutzende Palästinenser wegen mutmaßlicher "Terroraktivitäten" fest, darunter Mitglieder der Hamas und des Islamischen Dschihad. In dem Palästinensergebiet hatte es in den vergangenen Tagen mehrfach Solidaritätskundgebungen für die Menschen im Gazastreifen gegeben, die teils in Gewalt umschlugen.
Barack Obama dankt Mursi für Vermittlung der Waffenruhe
US-Präsident Barack Obama dankte dem ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi für seine Vermittlung zwischen Israelis und Palästinensern und lobte insbesondere dessen "persönliche Verhandlungsführung". Auch der UN-Sicherheitsrat lobte Mursi für die Vermittlung der Waffenruhe. Das Gremium rief Israel und die Hamas auf, die Feuerpause ernst zu nehmen.
Die Vereinbarung über eine Waffenruhe sieht neben einem Stopp aller Angriffe Verhandlungen über einen dauerhaften Waffenstillstand vor. Auch die Grenzübergänge zum Gazastreifen sollen bald wieder geöffnet werden. Überwacht werden soll das Abkommen von Ägypten.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas gratulierte dem Regierungschef der Hamas, Ismail Hanija, zu seinem "Sieg", wie das Büro des Ministerpräsidenten mitteilte. Hanija rief alle bewaffneten Gruppen im Gazastreifen zur Einhaltung der Waffenruhe auf.