Der größte Alptraum von Frauen beim Dating ist nicht, dass "er" zehn Jahre älter aussieht als seine Profilfotos oder über seine Ex herzieht. Das sind die üblichen Enttäuschungen. Die größte Angst ist, an einen Psychopathen vom Schlage Patrick Batemans aus "American Psycho" zu geraten. Und genau das scheint gerade in den USA zu passieren. Ein Mann, der Frauen fesseln und foltern soll, entzieht sich der Fahndung per Dating-App. Die Polizei fürchtet, dass Benjamin Obadiah Foster, 36, sich so einen neuen Unterschlupf und ein neues Opfer suchen wird.
"Einer der schrecklichsten Fälle, die ich je gesehen habe"
Am Dienstag wurde sein neuestes Opfer in Grants Pass, im Bundesstaat Oregon, gefunden. Die Frau war bewusstlos, gefesselt und fast tot, als sie befreit und ins Krankenhaus gebracht wurde. Foster soll die Frau am Montagabend in seine Gewalt gebracht und danach gefoltert haben. Am Dienstag war ein Freund des Opfers beunruhigt, weil er seit Stunden nichts von der Frau gehört hatte. Also ging er zu ihr nach Hause und rettete ihr so vermutlich das Leben.
Der Täter flüchtete sofort. "Es ist klar, dass er sie töten wollte", sagte Lieutenant Hattersley von der örtlichen Polizei am Freitag auf einer Pressekonferenz. "Ich bin seit 32 Jahren in der Strafverfolgung und dies ist einer der abscheulichsten und schrecklichsten Fälle, die ich je gesehen habe." Zu dem Zeitpunkt konnte die Frau noch nicht vernommen werden, weil sie wegen ihrer Verletzungen nicht ansprechbar war.
Am Donnerstag hätten der Sheriff des Ortes und ein SWAT-Team der Oregon State Police Foster beinahe gefasst. Er war im Haus einer älteren Frau untergekommen, doch vor dem Zugriff gelang ihm die Flucht in die Wälder. Mit der Frau soll er befreundet gewesen sein. Unklar ist, ob die Frau wusste, dass er gesucht wurde oder ob sie ahnungslos war. Die Polizei Grants Pass geht davon aus, dass sie ihm bewusst half und nahm sie in Haft.
USA: Täter sucht neue Opfer per App
Die Polizei sagte, Foster "nutze aktiv Online-Dating-Apps, um ahnungslose Personen zu kontaktieren, die dazu verleitet werden könnten, bei der Flucht des Verdächtigen zu helfen, oder möglicherweise als zusätzliche Opfer." Der Polizeichef von Grants Pass, Warren Hensman, nannte es "äußerst beunruhigend", dass Foster überhaupt auf freiem Fuß ist. Schon 2019 hielt er seine damalige Freundin zwei Wochen in Las Vegas gefangen. Die Frau wurde dabei übel zugerichtet. Er hatte sie gefesselt und gezwungen, Bleiche zu trinken und sie immer gewürgt, gab die Frau an. Um sie zu demütigen, schor er ihr eine Glatze. Von der Bleiche trug das Opfer innere Verätzungen davon. Dazu hatte sie sieben gebrochene Rippen, zwei zugeschwollene Augen und Verletzungen, die durch Fesselung mit Kabelbindern und Klebeband entstanden waren. In einem Moment der Unachtsamkeit konnte das Opfer Foster entkommen.
Angeklagt wurde Foster wegen fünf schwerer Verbrechen. Fast zwei Jahre kam es aber nicht zu einem Prozess. Dann gab es einen Deal mit der Staatsanwaltschaft. Foster bekannte sich zweier kleinerer Delikte für schuldig. Für Battery – eine Art von nicht erlaubter Berührung -- und einem Fall von häuslicher Gewalt wurde er zu nur zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, die Strafe war mit der Untersuchungshaft abgebüßt. Ein Prozess wegen eines weiteren Falles häuslicher Gewalt im Jahr 2018 wurde zugleich eingestellt. Die Polizei in Grants Pass geht davon aus, dass der Täter bewaffnet und "extrem gefährlich" sei.