Herr der Nacktfotos "Penthouse"-Gründer stirbt an Krebs

Mit dem "Penthouse" wollte Bob Guccione Hugh Hefner von links überholen. Sein Erotikmagazin war eine frechere, frivolere Variante des "Playboy" - und sorgte gleich bei der Premiere für einen Skandal. Am Mittwoch ist Guccione im Alter von 79 Jahren gestorben.

Bob Guccione, Gründer unter anderem des "Penthouse"-Magazins, ist im Alter von 79 Jahren an Krebs gestorben. Wie seine Familie nach Angaben des Fernsehsenders CNN mitteilte, erlag er der Krankheit nach langem Leiden im Beisein seiner Frau, April Dawn Warren Guccione, und seinen Kindern Bob Jr. und Tonina in einem Krankenhaus der texanischen Stadt Plano.

Der am 17. Dezember 1930 als Robert Charles Joseph Edward Sabatini Guccione in New York geborene Verleger war vor allem für sein "Penthouse"-Magazin bekannt, das er 1965 in London gegründet und Ende der 60er Jahre nach Amerika gebracht hatte. Schon beim Start habe es einen wilden Aufschrei gegeben, erinnerte die "New York Times" am Donnerstag in einem Nachruf.

Die Zeitschrift, mit der er Hugh Hefners "Playboy" den Wind aus den Pornosegeln nehmen wollte, sei nämlich zunächst an eine alte Liste mit den Namen von Kirchenvertretern, Schulkindern, Pensionären und Ehefrauen von Parlamentariern versendet worden. Deren Protest gegen die sexistische Zeitschrift habe umgehend dafür gesorgt, dass die erste Auflage von 120 000 Exemplaren vollständig verkauft worden sei.

Von da an ging es dann steil mit Gucciones Verlegerkarriere bergauf, bis er mit seinem ständig wachsenden, "General Media" genannten Medien-Emporium in den frühen 80er Jahren zu einem der reichsten Männer Amerikas wurde. Das "Forbes Magazine" führte ihn 1982 mit 400 Millionen Dollar auf seiner jährlich veröffentlichten Liste der reichsten Amerikaner.

Das "Penthouse"-Magazin hatte zu seinen Hochzeiten eine monatliche Auflage von 4,7 Millionen und wurde in 16 Ländern veröffentlicht. Zu Gucciones Medienkonglomerat gehörten damals 15 weitere Zeitschriften, darunter eine Wissenschaftszeitschrift namens "Omni" und weitere Titel zum Bodybuilding, Fotografie und Computern. Auf weibliche Leser zielte die Zeitschrift "Viva", in der es einmal hieß, "die Verschönerung des menschlichen Körpers kennt keine Grenzen".

Privat sei Guccione ein eher "dünnhäutiger, eigentlich netter" Künstlertyp gewesen, sagte der in New York lebende britische Kunstkritiker und Cartoonist Anthony Haden-Guest, der "oft" zu Gucciones "keineswegs pornografischen" Partys in dessen Haus auf Manhattan's East 67th Street eingeladen war.

Bob Guccione's Medienkonglomerat ging letztlich neben vielen geschäftlichen Fehlentscheidungen auch an dem zugrunde, was er mitgefördert hatte: der breiten Akzeptanz von Pornografie. Mit der Einführung des Internets wurden die Nacktfotos, die ihn einst zum Millionär gemacht hatten, für alle zugänglich, und "Penthouse" verschwand weitgehend aus dem Blickfeld.

Guccione hatte seine Position als Verleger schon vor sieben Jahren aufgegeben.

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