Schnee und Glatteis haben am Mittwoch zu Chaos auf den Straßen in Süddeutschland, Frankreich, Österreich und Tschechien geführt. Vielerorts entstanden kilometerlange Staus. Besonders betroffen waren neben Bundesstraßen auch etliche Autobahnen wie die A 6 zwischen Mannheim und Heilbronn, die A 8 zwischen Ulm und Karlsruhe sowie die A 4 und die A 72 in Sachsen und Thüringen. "Wir kommen mit dem Bergen der LKW nicht mehr hinterher", sagte ein Sprecher des sächsischen Lagezentrums. Mindestens drei Menschen kamen bei Unfällen ums Leben. Allein in Baden-Württemberg zählte die Polizei bis zum Mittag mehr als 1000 Verkehrsunfälle, bei denen 79 Personen verletzt wurden.
Vor allem auf den Steigungen der Autobahn Augsburg-Stuttgart (A 8) stellten sich immer wieder Lastwagen quer und blockierten den Verkehr. Sie versperrten vielerorts auch den Weg für Räumfahrzeuge. Es kam nach Polizeiangaben zu langen Staus, zeitweise ging in beiden Richtungen nichts mehr. Polizei, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk versuchten, die hängen gebliebenen Laster wieder flott zu machen. Bei Neu-Ulm war in der Nacht ein Laster mit Nudeln umgekippt. Es dauert bis in die Morgenstunden, bis die 24.000 Kilogramm verpackten italienische Nudeln wieder so geordnet waren, dass der Laster geborgen werden konnte. Die Autobahn war stundenlang völlig gesperrt.
Ebenfalls auf der A 8 ist ein Autotransporter auf schneeglatter Fahrbahn zwischen München und Salzburg ins Schleudern geraten und hat dabei acht Personenwagen verloren. Bei der Schleuderfahrt des Transporters hatten sich die Autos gelöst und waren auf die Fahrbahn gefallen. Der Fahrer des Lastzugs wurde leicht verletzt. Für die Bergungsarbeiten musste die Autobahn in Richtung Salzburg teilweise gesperrt werden. Nach Polizeiangaben starben in Bayern und Baden-Württemberg mindestens drei Menschen.
Flüge fallen aus, Passagiere sitzen fest
Auch der Flugverkehr wurde durch die Schneefälle erheblich gestört. Die Flughäfen Stuttgart und Prag-Ruzyne wurden in der Nacht ganz gesperrt. Allein in Stuttgart saßen etwa 1000 Passagiere fest, weil der Räumdienst nicht mehr nachkam. Nach Angaben des Betreibers fielen 70 Flüge aus, die Fluggäste mussten in Hotels untergebracht oder vor Ort in den Terminals von Feuerwehr und Rotem Kreuz versorgt werden. Zwar hob der Flughafen die Sperrung am Vormittag wieder auf. Es mussten aber etliche Flüge gestrichen werden, andere verspäteten sich. Chaos herrschte auch am Münchner Flughafen: Hier wurden bis zum Nachmittag nach Angaben eines Sprechers 150 Flüge gestrichen, mehr als hundert Flüge verspäteten sich um mehr als eine Stunde.
In Bayern kam wegen der starken Schneefälle auch der Bahnverkehr vielerorts zum Erliegen. Nach Angaben der Bahn kam es in den Großräumen München, Ingolstadt, Regensburg und Nürnberg zu erheblichen Einschränkungen und Verspätungen im Zugverkehr. Etliche Strecken wurden komplett gesperrt, darunter die Verbindung Nürnberg-Ingolstadt und die Strecke zwischen Rosenheim und Holzkirchen. Die Bahn setzte Busse ein und richtete zudem eine telefonische Hotline ein. Etliche Züge mussten umgeleitet werden. Eine Bahnsprecherin sagte: "Es herrscht ein ziemliches Chaos".
Skigebiete beginnen Saison
In den Skiorten der Alpen und der Vogesen überwog die Freude über die weiße Pracht: Viele der bisher wegen Schneemangels geschlossenen Skipisten wurden für eine Öffnung vorbereitet. "Frau Holle sei Dank", freute sich Leo Bauernberger, Geschäftsführer der Salzburg Land- Tourismusgesellschaft. Der Neuschnee in sämtlichen Skigebieten in Österreich komme "gerade zur rechten Zeit". Sollte es kalt bleiben, könnte die Saison nach Meinung der Experten gerettet sein. Für eine Prognose sei es allerdings "viel zu früh", warnte Bauernberger: "Abgerechnet wird im April." In einigen Gebieten Österreichs fiel innerhalb von 24 Stunden bis zu einem Meter Neuschnee.
Der Schneefall wird sich in den nächsten Tagen aber nach Einschätzung von Thomas Schmidt vom Deutschen Wetterdienst (DWD) nicht auf das gesamte Bundesgebiet ausweiten. "Zwar liegt auch in einigen Gebieten Mecklenburg-Vorpommerns und im Norden Schleswig-Holsteins schon Schnee, es bleibt aber heute und Morgen bei vereinzelten Schneeschauern", sagt der Diplom-Meteorologe zu stern.de. In den nächsten Tagen erwartet der DWD wieder milderes Wetter. "Das gilt aber nicht für die Gebiete südlich der Donau und für die ostdeutschen Mittelgebirge", sagt Schmidt. Am Mittwochnachmittag hob der Deutsche Wetterdienst (DWD) die Unwetterwarnungen für Bayern und Baden-Württemberg auf. Nur in Sachsen und Thüringen sollte es noch ergiebig schneien. Wo der Himmel klar ist, sinken die Temperaturen in der Nacht in den nächsten Tagen und können in der Nacht zum Freitag dem Wetterdienst Meteomedia zufolge bis auf minus 15 Grad fallen.
Stromausfälle in Frankreich, Österreich und Tschechien
Auch in weiten Teilen Ost- und Mittelfrankreichs sowie Österreichs und Tschechiens haben die ersten kräftigen Schneefälle des Jahres den Verkehr und die Stromversorgung zusammenbrechen lassen. Im Burgund war die Autobahn A 6 auf 140 Kilometern unpassierbar, tausende Autofahrer wurden eingeschneit. Unter der Last wachsender Eisbildung und herabstürzender Äste rissen in einigen Regionen Frankreichs und Österreichs die Stromleitungen. Am Dienstagabend waren Medienberichten zufolge 120.000 Haushalte in Frankreich ohne Strom. Die Reparaturen würden mehrere Tage dauern, teilte der Versorger EDF mit.
Im österreichischen Drautal waren am Mittwochmorgen noch 12.000 Haushalte ohne Strom. Im Bundesland Kärnten mussten wegen der Schneemassen am Dienstagabend zahlreiche Straßen gesperrt werden. Eine eisige Nacht verbrachten die Fahrer von rund 300 Lastwagen, die im oberen Drautal fest hingen. Autofahrer wurden gebeten, das gesamte Gebiet wenn möglich zu meiden. Im Nachbarland Schweiz gab es vergleichsweise geringe Probleme.