Bei koordinierten Attacken auf große Haftanstalten im Irak haben islamistische Aufständische in der Nacht zum Montag hunderte Gefangene befreit. Über das berüchtigte Gefängnis Abu Ghraib westlich von Bagdad sagte der Abgeordnete Hakim al-Samili, dort sei "rund 500 Häftlingen" die Flucht gelungen. Auch das Gefängnis von Tadschi im Norden der Hauptstadt wurde attackiert; es gab mindestens 41 Tote, darunter 20 Sicherheitskräfte.
Die Aufständischen feuerten zunächst Granaten auf die Gefängnisse, anschließend wurden vier Autobomben gezündet. Bei der Attacke auf Tadschi hätten sich überdies drei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt, sagte ein Polizeisprecher. Erst nach dem Einsatz von Kampfflugzeugen habe die Lage am Morgen unter Kontrolle gebracht werden können.
Das Gefängnis von Abu Ghraib wurde nach der US-Invasion im Irak weltweit wegen der Misshandlung von Häftlingen durch US-Soldaten bekannt. Der Folterskandal wurde 2004 durch die Veröffentlichung von Fotos publik. Elf US-Soldaten wurden später zu Haftstrafen von bis zu zehn Jahren verurteilt.
Dschihadisten rühmen sich im Netz
Der Abgeordnete al-Samili, der am Montag die Flucht der 500 Häftlinge aus Abu Ghraib bekanntgab, gehört dem Parlamentsausschuss für Sicherheit und Verteidigung an. Er sagte, aus dem Gefängnis von Tadschi seien nach seiner Kenntnis keine Häftlinge freigekommen. Ein weiteres Ausschussmitglied, Schuan Taha, erklärte hingegen, aus beiden Anstalten seien bis zu eintausend Häftlinge freigekommen.
Die Gruppe Al Kaida im Irak hatte vor einem Jahr Angriffe zur Befreiung islamistischer Gefangener angekündigt. Am Montag rühmten sich Dschihadisten auf Websites und auf Twitter, "tausende Häftlinge" befreit zu haben.
In den stundenlangen Gefechten wurden nach Angaben eines Justizsprechers 20 Sicherheitskräfte getötet und 40 weitere verletzt. Auch 21 Gefangene seien getötet und 25 weitere verletzt worden.
Bei einem Anschlag auf einen Armeekonvoi in der nordirakischen Stadt Mossul wurden am Montag zwölf Menschen getötet, die meisten von ihnen Soldaten. Ein Selbstmordattentäter habe den Konvoi mit einer Autobombe angegriffen, verlautete aus Sicherheitskreisen. Nach Krankenhausangaben wurden 16 Menschen verletzt.