Meng Hongwei Krimi wird immer seltsamer: Interpol gibt Rücktritt des vermissten Präsidenten bekannt

Spektakuläre Wende im Fall des seit Tagen vermissten Interpol-Chefs Meng Hongwei: Die Polizeibehörde gab jetzt dessen Rücktritt bekannt, China lieferte Anhaltspunkt für seinen Verbleib.

Die internationale Polizeiorganisation Interpol hat eine sofortige Rücktrittserklärung ihres seit Tagen verschwundenen Präsidenten Meng Hongwei erhalten. Das teilte Interpol am Sonntag auf Twitter und auf ihrer Webseite mit. Meng Hongweis Frau hatte ihren Mann bei den französischen Behörden vermisst gemeldet: Sie hatte nichts mehr von ihm gehört, nachdem er in sein Heimatland China gereist war. 

Interpol teilte weiter mit, nun übernehme Vizepräsident Kim Jong Yang aus Südkorea vorübergehend die Präsidentschaft. Bei der Interpol-Generalversammlung im November solle dann ein Nachfolger gewählt werden.

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Zuvor hatte China nach tagelangem Rätselraten einen Anhaltspunkt für den Verbleib des verschwundenen Interpol-Chefs geliefert. Die chinesische Behörde für Korruptionsbekämpfung teilte mit, sie habe Ermittlungen gegen Meng wegen des "Verdachts auf Gesetzesverstöße" aufgenommen. Die in Frankreich ansässige internationale Polizeibehörde Interpol hatte von China eine Erklärung für das Verschwinden ihres Chefs gefordert.    

Interpol-Chef verschwand in China

Der Chinese Meng war am 25. September zu einem Besuch in seinem Heimatland China eingetroffen und seitdem verschwunden. Die französische Justiz hatte am Freitag öffentlich erklärt, dass sie zum Verbleib des Behördenchefs ermittle.    

Mengs Frau Grace bat am Sonntag die internationale Gemeinschaft um Hilfe. Sie gehe davon aus, dass ihr Mann in seiner Heimat in Gefahr sei, sagte sie auf einer Pressekonferenz in Lyon, wo Interpol seinen Sitz hat. Er habe ihr am 25. September, dem Tag seiner Ankunft in China, eine Mitteilung über ein soziales Netzwerk geschickt, in der er schrieb: "Warte auf meinen Anruf." Eine zweite Mitteilung habe lediglich aus einem Schwert- Emoji bestanden, der für eine Gefahrensituation steht, berichtete Grace Meng.    

Die Ehefrau verlas ihre Erklärung in Lyon mit zitternder Stimme. Aus Angst um ihre Sicherheit drehte sie sich mit dem Rücken zu den Kameras und wollte nicht fotografiert werden.     

Interpol-Generalsekretär Jürgen Stock hatte am Samstag erklärt, die Polizeiorganisation habe die Behörden in Peking über "offizielle Kanäle" um Aufklärung über Mengs Verbleib gebeten.

Keine Angaben zum Vorwurf gegen Meng Hongwei

Die chinesische Behörde für Korruptionsbekämpfung ist unter anderem für die Verfolgung von Korruption in den Reihen der Staatsbediensteten zuständig. Was genau sie Meng zur Last legt, teilte sie nicht mit.    

Meng war im November 2016 als erster chinesischer Regierungsvertreter an die Spitze von Interpol gewählt worden. Zuvor war der studierte Jurist in China stellvertretender Minister für Öffentliche Sicherheit.    

Unter Präsident Xi Jinping sind in China bereits mehrere hochrangige Beamte verschwunden. Oft tauchten sie nach einigen Monaten als Angeklagte vor Gericht auf. Die Regierung in Peking geht seit einiger Zeit hart gegen Korruption vor.

Sehr ungewöhnlich ist, dass die chinesischen Behörden auf diese Art offenbar mit einem Beamten wie Meng umgehen, den die Volksrepublik für ein Spitzenamt in einer internationalen Organisation benannt hat.

Über Interpol arbeiten 192 Mitgliedstaaten zusammen gegen das internationale Verbrechen. Die Organisation unterstützt maßgeblich den Kampf gegen den Terrorismus, gegen Cyber-Attacken und gegen das organisierte Verbrechen.

AFP
wue

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